Politica | Volksgruppen-Politik

Volkszählung in Bosnien Herzegowina

Vom 1. Bis 15. Oktober wird in Bosnien das Volk gezählt. Es ist die erste statistische und ethnische Erhebung seit dem Krieg, eine Bestandsaufnahme die politisch große Auswirkungen haben kann. Es geht um die Stärke der jeweiligen drei Volksgruppen.

Seit 17 Jahren sind in Bosnien-Herzegowina Serben von Bosniaken und Kroaten getrennt, in jeweils eigenen Distrikten, wie der Repuplika Srpska und der Föderation Bosnien Herzegowina. Zum erstenmal seit 1991 wird das neu aufgemischte bosnische Volk gezählt, Parteien und Kirchen (Katholiken, Muslime, Orthodoxe) versuchen die Bürger dazu zu bringen, das anzukreuzen, was ihre Machtposition stärkt oder absichert, schreibt der österreichische „Der Standard“:

Die Parteien und Kirchen (Katholiken, Muslime, Orthodoxe) versuchen die Bürger dazu zu bringen, das anzukreuzen, was ihre Machtposition stärkt oder absichert. 

Es ist ähnlich wie beim ethnischen Proporz in Südtirol: Auch hier werden die Sprach- bzw. Volksgruppen gezählt, um die Rechte der deutschen, italienischen und ladinischen Gruppe gleichberechtigt geltend zu machen, bei öffentlichen Stellen oder bei der Zuweisung von Sozialleistungen und Wohnförderungen. Allerdings gab es jahrzehntelange massive Kritik an der institutionalisierten Trennung der Volksgruppen, besonders Alexander Langer regte als Alternative eine stärkere Zusammenarbeit über die Sprachgrenzen hinweg an und propagierte eine juridische Weiterentwicklung der Südtirolautonomie vom sprachgruppenbasierten Minderheitenschutz in Richtung einer zivilgesellschaftlich getragenen, regionalen Selbstverwaltung.

Eine Lockerung der Volkszählung brachte ein Urteil der EU, wonach die Sprachgruppenzugehörigkeit anonym erfolgen kann und erst bei Bedarf die individuelle Erklärung abgegeben werden muss. Bosnien-Herzegowina ist erst am Anfang einer solchen Politik. Im Standard-Artikel heißt es weiter: 

"Man soll ankreuzen, dass man zu einem der drei konstitutiven Völker gehört, weil sonst hat man ja keine Rechte", sagt etwa die Verkäuferin Enisa B. in dem Geschäft unweit von Srebrenica. Die Frau spricht einen wichtigen Punkt an: In Bosnien-Herzegowina werden alle Bürger, die sich nicht ethnisch deklarieren oder Angehörige einer Minderheit sind, per Verfassung diskriminiert und bekommen keine Posten, die für die drei Volksgruppen reserviert sind.

Das Turineser Nachrichtenmagazin "East-Journal" schreibt ebenfalls von der Zählung und ihren politischen Fallen; Polemiken gab es vor allem deswegen, weil es keine Möglichkeit gibt, sich "anders" zu deklarieren, dabei leben in BiH noch weitere Sprachminderheiten bzw. gibt es mittlerweile auch viele "Gemischtsprachige".

La polemica sulla formulazione dei quesiti si è inasprita dall’autunno scorso. In un sondaggio-prova del censimento, addirittura il 35% del campione si era dichiarato “bosniaco-erzegovese”, dunque senza riconoscersi in nessuno dei tre gruppi. Il risultato suscitò timori tra i sostenitori delle identità nazionali. Soprattutto in ambienti bosgnacchi, da cui scaturì la campagna “Bitno je biti Bošnjak” (“È fondamentale essere bosgnacco”), appoggiata da alcuni personaggi della cultura e dello spettacolo, nonché da settori conservatori legati al clero islamico. Poco dopo, l’Agenzia per la Statistica della BiH modificò la domanda sull’appartenenza nazionale, restringendola a opzioni chiuse, tra le quali non ci sarebbe stata l’opzione “bosniaco-erzegovese”, ma solo quelle dei tre popoli costituenti e degli “altri”.

Auch in Südtirol beschäftigt man sich mit dem Thema, da es für uns so naheliegend ist. Die Minderheitensendung MINET des RAI Senders Bozen hat bereits im Mai 2013 einen Bericht zur Volkszählung gebracht, in der Oktober-Sendung geht es themenmäßig ein weiteres Mal um Bosnien und sein Schicksal.