Die Halbjahres-Bilanz
Seine aufgekrempelten Hemdsärmel waren wohl der Hitze zuzuschreiben, entbehrten jedoch nicht einer gewissen Symbolkraft. Denn Elmar Pichler Rolle, seit Februar Landesrat für Natur, Landschaft und Raumentwicklung sowie Grundbuch, Grund- und Gebäudekastaster, präsentierte sich bei seinem Mediengespräch ganz als pragmatischer Mann der Tat. Mehr Dialog und weniger Glaubenskrieg, mehr Flexibilität bei der Auslegung bestimmter Normen, aber auch mehr Konsequenz bei ihrer Verteidigung vor den Interessen der Wirtschaft: Das waren die Grundlinien, auf die er im Rückblick auf seine kurze Amtszeit immer wieder verwies.
Dass er darin trotz des späten Quereinstieges einiges bewegen konnte, wollte Pichler Rolle nicht in Abrede stellen. „Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich bis dahin weder im Bereich Natur und Landschaft noch in der Urbanistik ein Fachmann war“, meinte er. „Doch ich denke, dass gerade der Blick von außen, gepaart mit meiner langen Erfahrung in der Verwaltung und der Fähigkeit, offen und neugierig auf die Mitarbeiter zuzugehen, nützlich war.“
Dies gilt allem voran für den Bereich Raumordnung, wo er bei seinem Einstieg mit der Forderung konfrontiert worden sei, noch vor der Sommerpause eine Reform über die Bühne zu bringen. Mittlerweile seien die gesetzlichen Neuerungen bereit in Kraft. „Und ich bin überzeugt, dass uns eine gute Reform gelungen ist", so der Landesrat. Trotzdem sei in der Kürze der Zeit nicht jedes Problem angegangen worden. Deshalb wolle er sich in den nächsten Wochen die Zeit nehmen, sich mit allen Betroffenen und Beteiligten zusammenzusetzen, um weitere Bereiche für Verschlankungen und Bürokratisierungen zu finden.“
Anstehende Projekte
Als weitere Ziele für die letzten Wochen seiner Amtszeit nannte Pichler Rolle die Aufnahme von Lang- und Plattkofel in den Naturpark Schlern-Rosengarten, den längst überfälligen Schutz der Villanderer Hochmoore, den Erhalt der Artenvielfalt in den Etschgräben und eine Einschränkung des Verkehrs auf Südtirols Passstraßen. Hier gelte es die Lärmbelästigung für Radfahrer und Wanderer zumindest für einige Stunden am Tag durch Straßensperren zu reduzieren, erklärte der Landesrat unter besonderem Verweis auf die Dolomitenpässe.
Im Bereich Klimahaus soll es dank einer Arbeitsgruppe noch innerhalb Oktober zu Vereinfachungen bei der Umsetzung der Energieeffizienz-Richtlinien kommen. Denn, wie Pichler Rolle meinte: „Wir sind in einigen Details wohl noch zu bürokratisch und einige bei uns sehr hoch angesetzte Standards seien zu überdenken.“
Dialog statt Glaubenskrieg
Breiten Raum räumte der Landesrat dem Thema eines verbesserten Dialogs zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Playern in seinen Ressorts ein. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf eine stärkere Einbezihung der Bauern im Bereich Naturschutz. „Es darf nicht sein, dass jene, die mit der Natur arbeiten und jene, die sie schützen, gegeneinander kämpfen“, meint er. Die Glaubenskriege, die in diesem Bereich anstelle eines neutralen und ausgewogenen Dialogs geführt würden, tragen laut dem Landesrat auch zu einem verzerrten Bild in Sachen Natur und Landschaft bei. „Immerhin sind 40 Prozent der Südtiroler Landesfläche als Nationalpark, Naturpark, Natura-2000-Gebiet oder Biotope geschützt.“
Auch wenn er die Bauern beispielsweise beim Ensembleschutz zu mehr Kooperation aufruft, brach Pichler Rolle vor allem im Bereich Almerschließung und Naturparke eine Lanze für sie. In ersterem Bereich gelte es mit Augenmaß zu urteilen. „Denn die Erweiterung eines Weges auf zweieinhalb Meter ist für mich noch kein Naturfrevel, während Straßen mit fünf Meter hohen Stürztmauern sehr wohl einen Eingriff darstellen“, meinte der Landesrat. Besonders in den Naturparken hätten Bauern für ihre Almen dagegen aufgrund gesetzlicher Bestimmungen überhaupt keinen Spielraum. Auf der anderen Seite würden die Naturparkgrenzen für Skiliftprojekte auch schon einmal um 100 Meter verschoben. „Hier brauchen wir mehr Flexibilität auf der einen Seite und mehr Härte auf der anderen.“
Und was sagt der Kurz-Landesrat zum Aufreger der Woche, den Rodungen in Sexten? Rein von den Genehmigungen her sei die Sextner Dolomiten AG in Ordnung , da sie bis hin zu den von der Forst markierten Bäumen alle Genehmigungen für die Rodungen gehabt habe, meinte der Landesrat. „Dennoch hätte ich nicht so gehandelt, wenn ich weiß, dass am nächsten Tag ein Verwaltungsrichter in der Causa entscheidet“, so Pichler Rolle. „Denn das verhärtet die Fronten und emotionalisiert ungemein.“