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Ein Blick auf uns

Fruchtbar, rüstig, heiratsunwillig. Zeugungsfaul, bunt und immer mehr. All das ist die Südtiroler Bevölkerung laut den neusten demografischen Daten.

Die Südtiroler werden immer mehr und immer älter. Das sind nur zwei der Ergebnisse aus der demografischen Datensammlung, die das Landesinstitut für Statistik ASTAT seit kurzem wieder online zur Verfügung stellt. Insgesamt umfasst die Datensammlung mehr als 100 Seiten und kann auf der Homepage des ASTAT abgerufen werden.


Zuwachs dank Zuwanderung

Ein erster Blick auf die Entwicklung der Wohnbevölkerung Südtirols ergibt folgendes Bild: Die Einwohnerzahlen des Landes steigen kontinuierlich an. So zählte Südtirol zum Stichtag 31. Dezember 2015 insgesamt 520.891 ansässige Einwohner. Den Bevölkerungswachstum hat es jedoch nicht dank mehr Geburten gegeben – die Geburtenrate stagniert seit Mitte der 1990er Jahre –, sondern in erster Linie aufgrund einer positiven Wanderungsbilanz.

Am 31. Dezember 2015 waren offiziell 46.454 ausländische Staatsbürger in Südtirol ansässig. Das entspricht einem Anteil von 8,9 Prozent an der gesamten Wohnbevölkerung. Damit mache Südtirol eine Entwicklung mit, die in allen westlichen Industrieländern zu beobachten sei, bestätigt das ASTAT: Nämlich, dass sich immer mehr ausländische Staatsbürger niederlassen. In 20 Jahren hat sich die Anzahl der Menschen aus aller Welt, die im Land ansässig sind, verfünffacht. Derzeit leben Menschen aus 136 verschiedenen Ländern in Südtirol. “Dadurch wird die kulturelle Vielfalt der Südtiroler Gesellschaft immer facettenreicher”, schreibt das ASTAT. Rund ein Drittel kommt aus einem der 27 anderen EU-Staaten, ein weiteres Drittel aus den anderen europäischen Ländern. 18,1 Prozent der Migranten stammen aus Asien, 12,6 Prozent aus Afrika.

Die ausländische Wohnbevölkerung lebt vorzugsweise in den städtischen Gemeinden, weist eine deutlich jüngere Altersstruktur auf und damit auch höhere Geburten- und viel geringere Sterberaten als die einheimische Bevölkerung.

 

Heterogener Wachstumstrend

Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung auf Bezirksebene, fällt auf, dass es durchaus große Unterschiede gibt. Am stärksten stieg die Wohnbevölkerung 2015 im Bezirk Überetsch-Unterland an, gefolgt vom Wipptal und dem Eisacktal. Bozen ist der einzige Bezirk mit einer negativen Geburtenrate und gleichzeitig einem der geringsten Zuwächse bei den Einwohnern. Das niedrigste Bevölkerungswachstum verzeichnet allerdings der Vinschgau – die einzige Bezirksgemeinschaft, in der mehr Menschen ab- als zuwandern.

Bei der Geburtenentwicklung hat das Eisacktal die Nase vorn. Dort wurden 2015 11,9 Lebendgeburten je 1.000 Einwohner verzeichnet. Auch die Geburtenraten des Burggrafenamtes (10,8) und des Pustertales (10,4) liegen über dem Landesdurchschnitt von 10,3 Lebendgeburten pro 1.000 Einwohner.


Fruchtbar, rüstig, heiratsfaul

Südtirol hat die italienweit höchste Gesamtfruchtbarkeitsziffer. Mit 1,69 Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter liegt diese Rate über dem nationalen Durchschnitt. Auf gesamtstaatlicher Ebene bringt eine Frau im Schnitt 1,35 Kinder zur Welt.
Immer mehr Kinder werden in Südtirol außerhalb der Ehe geboren. Hatten im Jahr 1965 lediglich 5,4 Prozent der Kinder Eltern, die zum Zeitpunkt der Geburt nicht verheiratet waren, ist ihre Quote im Jahr 2015 auf 47,2 Prozent angestiegen und hat sich somit fast verneunfacht. “Damit belegt Südtirol italienweit die Spitzenposition”, vermeldet das ASTAT.

Spitzenreiter ist Südtirol auch in Sachen Langlebigkeit. Die Lebenserwartung liegt derzeit bei 85,5 Jahre bei den Frauen und 81,2 Jahre bei den Männern. Damit steigt auch der Anteil der älteren Menschen im Land an und bedingt eine zunehmende Alterung der Gesellschaft.

Betrachtet man die Daten zu den Eheschließungen und -lösungen zeigt sich: Die Südtiroler sind immer heiratsunwilliger. In den 1960er Jahren trauten sich noch sieben bis acht Paare je 1.000 Einwohner, 2015 war dieser Wert auf die Hälfte gesunken. Zugleich gehen immer mehr Ehen in die Brüche. Von 1980 bis 2015 hat sich die Zahl der Trennungen mehr als verdoppelt, jene der Scheidungen sogar verfünffacht – “auch aufgrund des neuen Schnellverfahrens”, so der Vermerk des ASTAT.