Politica | Almwirtschaft

Wer schläft hier?

Schlagabtausch zwischen Pius Leitner und Herbert Dorfmann. Es geht um die Verpachtung Südtiroler Almen an Auswärtige.

Zu einem spätsommerlichen Schlagabtausch ist es gestern (13. September) zwischen dem Freiheitlichen Landtagsabgeordneten Pius Leitner und dem EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann gekommen. Nicht zum ersten Mal hatte Leitner die Tatsache kritisiert, dass Südtiroler Almen an Provinzfremde verpachtet werden. Es sei nämlich so, dass die Pächter, die vornehmlich aus dem oberitalienischen Raum kommen, in den seltensten Fällen an der Bewirtschaftung der Almen interessiert seien. Sondern würden die Almen “fast ausschließlich zur Erlangung von EU-Prämien pachten”, hatte Leitner in einer Presseaussendung beanstandet. Eigentlich hätte die römische EU-Zahlungsstelle Agea (Agenzia per le erogazioni in agricoltura) dieser Form der Landwirtschaftspolitik einen Riegel vorschieben sollen als sie in einem Rundschreiben mitteilte, dass ab 1. Jänner 2014 keine Prämien (“anscheinend bis zu 400 Euro und mehr pro Hektar”, so Leitner) mehr für Wideflächen bezahlt werden sollten wenn nur fremde Tiere aufgetrieben werden.

Doch die Realität sieht laut Pius Leitner anders aus. Die auswärtigen Pächter hätten ein rechtliches Schlupfloch gefunden und die EU halte an der bisherigen Praxis fest. Leitner spricht von einem “legalisierten Schwindel” und wirft Herbert Dorfmann als ehemaligem Bauernbunddirektor und EU-Abgeordneten Untätigkeit vor.

Dieser lässt sich die Kritik an seiner Person nicht gefallen. Und antwortet am späten Nachmittag, ebenfalls in Form einer Medienaussendung. Pius Leinter kritisiere zwar “zu Recht die Tatsache, dass seit Jahren oft großflächige Südtiroler Almen von landwirtschaftlichen Unternehmern aus dem oberitalienischen Raum gepachtet werden”, deren Ziel es “leider nicht” sei, die Alm zu bewirtschaften. Doch dass er, Dorfmann in Brüssel schlafe, wie ihm Leitner vorgeworfen hatte, stimme nicht: “So sehr Leitner mit seiner Kritik an diesen Pachtverhältnissen Recht hat, so sehr beweist er auch eine vollkommene Unkenntnis der Sachlage. Seit ich im Europäischen Parlament bin kämpfe ich gegen diesen legalen Schwindel.” Dabei habe er auch bereits ein wichtige Errungenschaft geschafft, so Dorfmann. Nämlich, bei der Reform der europäischen Agrarpolitik im Europäischen Parlament die Almflächen als prämienberechtigte Flächen zu klassifizieren. Konkret bedeutet das, dass die Eigentümer nun selbst Bewirtschaftungsprämien bekommen, die von Jahr zu Jahr steigen und die ihnen entgehen, wenn sie die Alm verpachten. “Längerfristig dürften also jene Eigentümer profitieren, die dem Lockruf des schnellen Geldes nicht erlegen sind”, ist Dorfmann überzeugt. Es sei verständlich, dass manch ein Alm-Eigentümer in den von Leitner – richtigerweise  – kritisierten Pachtverträgen eine Möglichkeit sehe, sein Einkommen aufzubessern, so der EU-Abgeordnete. Doch, und damit schließt Dorfmann seine schriftliche Replik auf die Freiheitliche Kritik, “der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer alpinen Landschaft tut er damit keinen Gefallen”.