Vergessliche Brüder

Das große Foto auf der Titelseite des Tagblattes der Südtiroler zeigt eine Boeing, die auf der Schnauze liegt. Am Rumpf der Schriftzug der Südtiroler Landesregierung. An der Tür die Parteilogos der SVP und des PD. In der Pilotenkanzel Arno Kompatscher. Darüber der Titel: Die Bauchlandung.
21. März 2014„Wir brauchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, zeitgemäße, funktionsfähige Infrastrukturen, dazu zählen Straßen, Schiene und ein Mindestmaß an Fluganbindungen. Vor allem darf die Diskussion über den Risikoplan nicht zum Anlass genommen werden, den Bozner Flughafen erneut in Frage zu stellen“, betont Handelskammerpräsident Michl Ebner in einer Aussendung.
Ebner weiter: „Wir fordern eine Lösung der Politik und vor allem ein langfristiges strategisches Konzept für das gesamte Flughafenareal.“. Laut Handelskammerpräsident sei ein funktionsfähiger Flughafen unverzichtbar.
Auf der Titelseite des Tagblattes – unter der Bauchlandung – schreibt Toni Ebner einen Leitartikel. Unter dem Titel „Diese Volksabstimmung ist eine Watschn“ meint der Chefredakteur:
„Was bleibt, ist ein Scherbenhaufen. ...(...)... Wenn ein fast Drittel der gesamten Wähler in Südtirol gegen den Landeshauptmann stimmt, liegt ein veritables Problem auf dem Polit-Tisch der Landesregierung. 70,6 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen das Ja von Arno Kompatscher: das ist eine Watschn.“
13. Mai 2015Die Landesregierung hat am Tag zuvor den neuen Verwaltungsrat, Präsident und Vizepräsident des ABD – Airport Bozen Dolomiten ernannt. Die Handelskammer Bozen reagiert prompt: In einer Aussendung unterstreicht sie die Bedeutung des Bozner Flughafens für die Anbindung und Erreichbarkeit von Südtirol.
„Die Südtiroler Wirtschaft braucht einen funktionierenden Flughafen und keine halbherzige Struktur“, sagt Handelskammerpräsident Michl Ebner. Die Südtiroler Unternehmer operierten immer häufiger am Weltmarkt und benötigten deshalb einen effizienten Anschluss an die größeren Flughäfen.
„Die Wirtschaft und die Ferienregion Südtirol brauchen zuverlässige Linien- und Charterflüge ohne ständige Ausfälle, um sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Es muss ein störungsfreier Betrieb am Flughafen Bozen möglich sein und es braucht eine zeitgemäße und funktionsfähige Infrastruktur“, heißt es in der Aussendung der Handelskammer.
Toni Ebner schreibt:
„Die Frage, ob sich die Regierungsparteien SVP und PD bewusst sind, dass das Ergebnis der Flughafen-Volksabstimmung ein Schuss vor den Bug ist, muss erlaubt sein.“
6. November 2015
Die Handelskammer Bozen hat am Vortag die Mitglieder des Südtiroler Landtages zu einer Aussprache zum Thema Flughafen Bozen eingeladen. Es ging vor allem darum den Südtiroler Volksvertreter/innen die volkswirtschaftlichen Aspekte des Flugplatzes, den Nutzen für die Südtiroler/innen insgesamt und die heimische Wirtschaft und die Finanzlage der Handelskammer Bozen vorzustellen.
Angesprochen wurde auch die Entscheidung des Kammerausschuss der Handelskammer, den Betrieb des Flughafens Bozen mit bis zu 50 Prozent mitzutragen, falls das Referendum im kommenden Jahr positiv ausgeht. Die Vertreter der Handelskammer haben den Anwesenden einen Einblick in die Finanzlage der Handelskammer gegeben und erklärt, wie sie sich die Finanzierung vorgestellt haben. Der Flughafen wird mit dem angesparten Geld aus dem Vermögen der Handelskammer finanziert. Damit würde das Geld für ein Südtiroler Anliegen verwendet werden.
Handelskammerpräsident Michl Ebner ist sich sicher, dass der Flughafen Bozen aber noch weitere Vorteile hat: „Die Attraktivität Südtirols für internationale sportliche, kulturelle und wissenschaftliche Events hängt von einer guten Anbindung ab. Aber auch für die Südtiroler/innen hat der Flughafen seine Vorteile, denn eingeschränkte Mobilität bedeutet eingeschränkte Freiheit, ob in Schule, Beruf oder Freizeit.“
14. Juni 2016
Toni Ebner in seinem Leitartikel:
„Sicher hat das Thema Flughafen für eine aufgeheizte Stimmung im Überetsch und Unterland gesorgt, wo berechtigte Sorgen über Lärmbelästigung bestehen. Das laute NEIN in den anderen Bezirken ist aber auch ein Protest gegen die Regierungsarbeit. Frau und Herr Südtiroler brennen einige Probleme unter den Fingernägeln, die auf Lösungen warten, wie Sanität, Kleinspitäler, Flüchtlingsproblematik, Bürokratieabbau usw.“
Handelskammer-Chef Michl Ebner hatte die Landtagsabgeordneten am 5. November zu einer Aussprache zum Thema Flughafen geladen Zu dem Treffen kamen aber „nur“ einige wenige Vertreter der Opposition. Kein Vertreter der SVP, keiner der Grünen. Paul Köllensperger fehlte ebenso wie Elena Artioli.
Deshalb setzte Michl Ebner für den 26. November eine zweite Aussprache an. In der Aussendung des Handelskammerpräsidenten heißt es: „Aufgrund der Anfrage zahlreicher Landtagsabgeordneter laden wir Sie zu einer nochmaligen Aussprache zum Thema Flugplatz ein“
Im Leitartikel von Toni Ebner heißt es:
„Und die SVP hat eine jämmerliche Figur abgegeben, die mit Hü und Hott ihre Wähler verunsichert hat; zuerst für den Flugplatz, dann doch ein bisschen dagegen, um dann mit einem nichtssagenden Plakat alle zufriedenstellen zu wollen.“
„Ein Ja für den Flughafen in Bozen“, heißt es in einer Aussendung der Handelskammer. Und weiter: „Von einem funktionierenden Regionalflughafen mit einem zuverlässigen Flugbetrieb profitiert ganz Südtirol, als Wirtschaftsstandort und als Arbeitsplatz. Die Handelskammer unterstützt eine sachliche Diskussion im Vorfeld des Referendums am 12. Juni, denn ein funktionierender Flugplatz ist eine wichtige Zukunftschance für Südtirols Wirtschaft und Bevölkerung.“ Beim Referendum wird entschieden, ob das Land bis 2022 jährlich maximal 2,5 Mio. Euro in den Flughafen investieren soll. Die Handelskammer hat sich bereit erklärt maximal weitere 2,5 Mio. Euro beizusteuern, um sich beim operativen Geschäft des Flughafens Bozen mit bis zu 50 Prozent zu beteiligen.
14. Juni 2016Da kann es schon mal passieren, dass man bei der Bauchlandung den eigenen Bruder und sein besonderes Engagement für den Flugplatz aus dem Blick verliert.
Dass Toni Ebner bibelfest ist, hat er schon mehrmals unter Beweis gestellt. Der Chefredakteur beendet seinen Kommentar zum Flugplatzreferendum dann auch mit einem Bibelzitat:
„Bei den nächsten Wahlen könnte sich bewahrheiten, was die Bibel über die Lauen sagt: Sie werden ausgespien (vgl. Offenbarung 3, 15-18).“
Wenn Toni Ebner die Bibel kennt, dass weiß er, dass im neuen Testament auch eine altjüdische Bewegung vorkommt, die die religiösen Gesetze besonders streng einhalten. Sie waren beliebte Diskussionspartner von Jesus von Nazareth.
Die Pharisäer. Heute wird das Wort als Synonym für selbstgerechte Menschen gebraucht. Oder für Menschen, die in kleinlicher Weise Kritik üben und dabei den Zusammenhang vernachlässigen.
Da kann es schon mal passieren, dass man bei der Bauchlandung den eigenen Bruder und sein besonderes Engagement für den Flugplatz aus dem Blick verliert. Oder die einfache Tatsache, dass diese Watschn mindestens ebenso hart den Athesia-Präsidenten und Hauptaktionär trifft.
Pfui Deibel. Ich versuche
Pfui Deibel. Ich versuche Eltern und andere Bekannte zu überzeugen, das Abonnement der D. zu stornieren. Einige überlegen dies, aber der Hinderungsgrund: die Todesanzeigen (*rolleyes, und nein Internet ist keine Option*)
Nicht nur der
Nicht nur der Handelskammerpräsident und Athesia-Direktor Michl Ebner war ein eifriger Flugplatzbefürworter, auch sein Bruder Toni Ebner, Chefredakteur der Dolomiten, hat mit dem "Tagblatt der Südtiroler" massiv für das Projekt geworben. Dass er die Entscheidung der Bevölkerung unverzüglich zur Kenntnis genommen und sich gewissermaßen mit fremden Federn geschmückt zum Häuptling der Flugplatzgegner gemacht hat, spricht dafür, dass er ein Talent besitzt, das in der italienischen Politsprache als "transformismo" durchaus positiv gesehen wird. Im Deutschen sagt man dazu "Wendehals".