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Die Photovoltaik-Millionen

Nachdem 13 Unternehmen mit Steuersitz in Südtirol fast 100 Millionen Euro an PNNR-Geldern erhalten hatten, wagt auch das Land einen Vorstoß bei Agri-Photovoltaik.
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Foto: Grüne
  • Insgesamt über 95,6 Millionen Euro an PNNR-Fördergeldern haben Unternehmen mit Steuersitz in Südtirol zur Verwirklichung von Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bei der staatsweiten Ausschreibung erhalten. Von den Projekten wird keines in Südtirol realisiert. Bei den Unternehmen handelt es sich um solche, die ihren Steuersitz in Südtirol haben und regulär im Handelskammerregister eingetragen sind. Trotzdem fällt ein Großteil davon aufgrund ungewöhnlicher Unternehmensstrukturen und sich ähnelnder Firmennamen auf. So stehen unter den 13 Begünstigten gleich mehrmals Namen wie „VPD SOLAR 5 S.R.L“, „VPD SOLAR 6 S.R.L“, „VPD SOLAR 1 S.R.L“ oder „SOLAR ENERGY UNDICI“, „SOLAR ENERGY SEDICI“ und „SOLAR ENERGY QUATTORDICI“. Genau diese sind es, die auch unternehmerisch auffallen. So haben alle Firmen mit den Namen „VPD SOLAR“ – insgesamt 4 an der Zahl – dem Portal „ufficio camerale“ zufolge null Mitarbeiter, teils Verluste von -15.000 Euro bis -26.000 Euro sowie Umsätze von maximal 5.000 Euro. Die Firmensitze sind unterschiedlich, mal in Mailand, mal in Bozen. Gemeinsam haben diese Unternehmen mehr als 17,5 Millionen Euro für Agri-Photovoltaikprojekte erhalten. Alle davon werden im Latium verwirklicht.

    Ähnlich sieht es auch bei den „Solar Energy“-Unternehmen aus: keine Mitarbeiter. Zu den restlichen Kennzahlen gibt es keine Angaben. Diese drei haben gemeinsam fast 62 Millionen Euro des Wiederaufbaufonds erhalten. Auch ihre Projekte werden allesamt im Latium verwirklicht. Am wenigsten Geld hat das Unternehmen „Alpenfrut“ erhalten: 1,36 Millionen. Das dazugehörige Projekt wird in der Provinz Udine errichtet. Die restlichen der Geförderten heißen „ENRIT SOLAR SCALEA 2 S.R.L“, „SOCIETA' COOPERATVA LAIVES“, „AGRITIROL SOCIETA' AGRICOLA SR“ und „Clementi Alois“. Letzterer ließ eine Anfrage von SALTO unbeantwortet.

  • Testfeld in Auer: Auch Südtirol befindet sich auf dem Weg hin zu Agri-PV. Foto: Martin Telser/Eurac Research
  • Vonseiten des Amts für europäische Integration des Landes Südtirol heißt es, dass man zur „Echtheit“ der Unternehmen nichts sagen könne. Sie seien jedoch regulär im Handelskammer-Register eingetragen. Es sei davon auszugehen, dass das zuständige Ministerium die Zugangsvoraussetzungen der Unternehmen für die gegenständliche Ausschreibung überprüft hat. Eine direkte oder indirekte Beteiligung bei der Auswahl durch die PNRR-Taskforce des Landes habe es nicht gegeben. Die Taskforce habe keine unmittelbaren Aufgaben bei der Auswahl und Umsetzung einzelner PNRR-Projekte oder -Ausschreibungen.

  • Agri-PV nun auch in Südtirol

    Wie eingangs erwähnt, geht aus den PNNR-Daten hervor, dass keines der 13 Unternehmen sein Projekt in Südtirol gestartet hat, zumal es hierzulande noch kein eigenes Gesetz gab. Mit der heutigen Sitzung der Landesregierung ändert sich das: Mit einer neuen Durchführungsverordnung schafft die Landesregierung die Grundlage für den gezielten Ausbau von Agri-Photovoltaikanlagen in Südtirol. Energielandesrat Peter Brunner stellte im Anschluss an die Sitzung die Kriterien vor, die künftig für solche Anlagen im Obstbau gelten sollen. Ziel sei es, so Brunner, die Energiewende voranzutreiben, ohne dabei die landwirtschaftliche Produktion zu gefährden oder das Landschaftsbild zu beeinträchtigen. Die Landwirtschaft habe weiterhin Vorrang – die Energieerzeugung dürfe sie lediglich ergänzen, nicht verdrängen. Agri-Photovoltaik ist daher nur in den Talsohlen – bis maximal 75 Meter über der Etsch bzw. dem Eisack – sowie an Hängen mit einer maximalen Steigung von zehn Prozent zulässig, sofern in den vergangenen fünf Jahren eine nachgewiesene landwirtschaftliche Nutzung erfolgt ist.

  • Auf diesen Flächen ist ein Anbringen von Agrivoltaik-Anlagen möglich: Es handelt sich um Obstkulturen, die in der Talsohle (maximal 75 Meter über Etsch oder Eisack) liegen. Foto: LPA
  • Die neuen Regeln sind streng: Die überdachte Fläche darf höchstens 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche betragen, mindestens 70 Prozent müssen weiterhin bewirtschaftet werden. Zudem darf sich der Ertrag in den folgenden fünf Jahren nicht um mehr als 30 Prozent verringern. Erlaubt sind ausschließlich leichte Konstruktionen mit nicht reflektierenden Paneelen in einer Mindesthöhe von 2,10 Meter und maximal 5,80 Meter (im geneigten Zustand). Darüber hinaus ist eine landschaftsrechtliche Genehmigung durch die jeweilige Gemeinde Voraussetzung. Installationen in Biotopen, Naturdenkmälern oder geschützten Ensembles sind ausgeschlossen. Die Kosten für die Errichtung der Mittelspannungskabine trägt der Antragsteller; deren Grundfläche darf 20 Quadratmeter nicht überschreiten.

     

    „Wenn unter dem Strich die Qualität leidet, bedeutet das auch weniger Einnahmen – und die müssen stimmen, wenn ich auf der anderen Seite in solche Anlagen investiere.“

     

    Die potenzielle Fläche für derartige Anlagen beläuft sich laut Brunner auf rund 5.600 Hektar – allerdings sei davon auszugehen, dass Agri-Photovoltaik nur auf einem Bruchteil dieser Flächen realisiert werde. Brunner kündigte ein umfassendes Monitoring an – insbesondere in Bezug auf Wasserverbrauch, Infrastruktur und Landschaftsbildverträglichkeit. Der erste Schritt sei getan, nun gelte es, Erfahrungen zu sammeln und bei Bedarf nachzusteuern. Wie Brunner auf Nachfrage erklärte, sei diese Form des Zusatzverdienstes nur als Nebentätigkeit gedacht. Es sei nicht das Ziel, dass die landwirtschaftliche Tätigkeit dadurch in den Hintergrund gerät. „Deshalb wurden klare Parameter festgelegt, um diese Form des Erwerbs einzuschränken“, so der Landesrat. Mit Blick auf mögliche Qualitätseinbußen zeigte sich Brunner überzeugt, dass die Bauern sehr genau abwägen würden, ob sich eine Installation lohnt. „Wenn unter dem Strich die Qualität leidet, bedeutet das auch weniger Einnahmen – und die müssen stimmen, wenn ich auf der anderen Seite in solche Anlagen investiere.“ Kurz: Es muss wirtschaftlich durchgerechnet werden.

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Salto User
opa1950 Mar, 07/15/2025 - 16:04

Brunner redet viel wenn der Tag lang ist. Hat er denn eigentlich die Kompetenz für solche Kommentare, oder ist es nur leeres Geschwafel, oder ist es schon Werbung für die nächsten Wahlen?

Mar, 07/15/2025 - 16:04 Collegamento permanente
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Robert Zagler Mar, 07/15/2025 - 17:02

Alles schön und gut!
Aber was kostet einem eine solche Investition?
...ohne garantierten Strompreis ein Himmelfahrtskommando!
...wenn das Grundstück nicht nah am Stromnetz liegt sicher nicht rentabel.

Mar, 07/15/2025 - 17:02 Collegamento permanente
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Massimo Mollica Mar, 07/15/2025 - 23:48

Iniziamo col dire che quando l' energia è rinnovabile è sempre bella! Perché rispettosa della terra in cui viviamo. Perché permette la vita di tutti ma in modo sostenibile. Quindi ben vengano questi progetti di agrifotovoltaico. La ricerca scientifica e il progresso miglioreranno la resa e la durata. Poi è anche vero che vi sono tanti capannoni e parcheggi che potrebbero essere utilizzati. L' esempio dell Maxy Mode Center di Appiano dovrebbe essere la realtà di ogni parcheggio. Ma ripeto, anche l' agri fotovoltaico ha un bel potenziale. Più energia produciamo, più mezzi elettrici utilizziamo e più saremo slegati da eventi geopolitici. Meno saremmo ricattabili. E con prezzi più vantaggiosi i nostri prodotti risulteranno più concorrenziali.
Per un atto di Amore nei confronti di questa terra sforzatevi a mettere da parte i vostri pregiudizi. Grazie

Mar, 07/15/2025 - 23:48 Collegamento permanente