Öffentlicher Dienst auf dem Prüfstand
Unter der Leitung von Heidi Flarer und Werner Pramstrahler entstand ein umfassendes, aber wenig überraschendes Bild über den Zustand der öffentlichen Verwaltung in Südtirol. Die Studie beschäftigt sich mit den Fragen, warum atypische Beschäftigungsformen eingesetzt werden, welche Auswirkungen sich daraus für die Betroffenen ergeben und mit welchen Vertragsformen die verschiedenen Altersgruppen konfrontiert sind. Im Rahmen einer Tagung mit Expert/innen aus Mailand, Wien und Catanzaro wurden die Ergebnisse am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert.
Nach wie vor – das hält das Arbeitsförderungsinstitut (AFI-IPL) in der Studie fest – seien drei von vier Personen im Öffentlichen Dienst in unbefristeten Verträgen beschäftigt. Die höchsten Anteile befristeter Verträge gibt es aber im Bildungs- (33 Prozent) und Pflegebereich (32 Prozent). Das heißt: Die Anteile atypischer Beschäftigungsformen variieren stark je nach Bereich.
Die Einsparungspolitik der letzten Jahre erschwert vor allem der jungen Erwerbsbevölkerung den Eintritt in den Öffentlichen Dienst und damit wichtige Stabilisierungschancen: In allen großen Bereichen des Öffentlichen Dienstes sei der Anteil der unbefristet Beschäftigten in den jungen Altersklassen rückläufig. Dies und die Erhöhung des Pensionsalters bewirke vor allem – so die Autor/innen – eine Verschiebung des Durchschnittsalters der öffentlich Beschäftigten nach oben. Dazu heißt es in der Studie: "Die interviewten Experten beobachten eine Zunahme der altersbedingten Arbeitsunfähigkeiten und eine unzureichende Erneuerung von Kompetenzen." Der verringerte Eintritt von jüngeren Beschäftigten in den Öffentlichen Dienst führe außerdem dazu, dass es an neuen, im schulischen und universitären Kontext erworbenen Kompetenzen und jungem Know-how mangle.
Im Vormarsch befinde sich zudem Teilzeitarbeit: Im Untersuchungszeitraum stieg die unbefristete Teilzeit bei Männern um 1,2 Prozent, bei Frauen um 4,8 Prozent. "Dies beweist, dass der Öffentliche Dienst immer noch die Hauptlast der sozialen Verantwortung trägt, wenn es darum geht, Möglichkeiten zu schaffen, um Beruf und Familie zu vereinbaren", gibt Co-Autorin und AFI-Mitarbeiterin Heidi Flarer zu bedenken. Auch diese soziale Funktion sei nicht zu unterschätzen.
Die Herausforderungen der Zukunft bestehen laut Studie in drei zentralen Fragen: "Erstens: Wie kann neues Know-how in die Verwaltung einfließen, wenn sich die Zugangschancen Jüngerer zum Öffentlichen Dienst nicht in naher Zukunft verbessern? Zweitens: Auch in Südtirol müssen Modelle entwickelt werden, wie angemessen auf den Alterungsprozess in diesen Bereichen reagiert werden kann. Und drittens: Wir brauchen ein professionelles Monitoring über die Entwicklungen im Öffentlichen Dienst unseres Landes, sowohl mit Blick auf die Arbeitsformen als auch auf den programmatischen Bedarf an Berufsbildern."
Der Forschungsbericht der Studie ist auf der Homepage des Arbeitsförderungsinstituts abrufbar.