Schlechte Wahl?
Ist eine Gewerbezone der richtige Ort, um Menschen, die einer Langzeitpflege bedürfen, unterzubringen? An dieser Frage scheiden sich seit geraumer Zeit die Geister in Auer.
Bereits vor zwei Jahren traten die Grundbesitzer einer rund 6.000 Quadratmeter großen Fläche in der Gewerbezone Nord an die Gemeinde Auer heran. “Die Idee war, auf dem zum Großteil nicht verbauten Gelände, das einer Immobiliengesellschaft gehört, eine Art Langzeitpflegeheim zu errichten”, erinnert sich Bürgermeister Roland Pichler. Nach der ersten Kontaktaufnahme passierte lange Zeit nichts. Bis die Immobiliengesellschaft vor ein paar Wochen erneut im Rathaus vorstellig wurde. “Mit der Begründung, dass solche Strukturen immer dringender gebraucht würden und die öffentliche Hand die nötigen Mittel dafür nicht habe, wurde die Idee eines privat geführten Pflegeheimes wieder aufgerollt”, erklärt Pichler. Dabei sei angedeutet worden, dass in der angedachten Struktur vorwiegend Alzheimer- und Demenzkranke untergebracht werden sollen.
Ein Projekt, das durchaus gebraucht würde und dem Bürgermeister eigentlich gefällt – “derartige Einrichtungen werden gebraucht” –, läge der Standort für das Heim nicht inmitten der Gewerbezone. Dieser Umstand hat nun auch die dort angesiedelten Betriebe auf den Plan gerufen. Dort stößt das Vorhaben auf große Sorge. “Konflikte zwischen beiden Parteien scheinen vorprogrammiert”, sind sich die Unternehmer sicher. In der Gewerbezone Nord sind nämlich vor allem Transportunternehmen und Maschinenbaubetriebe angesiedelt, die aufgrund ihrer Tätigkeiten Lärm- und Staubemissionen erzeugen. “Sollte es zur Errichtung des Pflegeheims in der Handwerkerzone kommen, befürchten wir gleich ein doppeltes Problem”, warnt die lvh-Ortsgruppe in einer Aussendung. Einerseits würden sich Bewohner sowie Mitarbeiter des Heimes “ständig vom Lärm der umliegenden Unternehmen belästigt fühlen”, und andererseits wäre “ein ungestörtes Arbeiten für die Betriebe nicht mehr möglich sein”, so die Sorgen der Betriebsinhaber. Sie sind überzeugt, dass die Errichtung eines Pflegeheimes in einer Gewerbezone “ebenso wenig sinnvoll wie wirtschaftsnah” sei.
Eine Überzeugung, die Bürgermeister Pichler teilt. “Bereits vor zwei Jahren sind wir innerhalb der Koalition zum Schluss gekommen, dass der Standort für eine solche Einrichtung nicht geeignet ist”, sagt er im Gespräch mit salto.bz. Die Immobiliengesellschaft habe zwar versucht, die Zweifel zu entkräftigen, aber die Skepsis des Bürgermeisters ist deutlich hörbar: “Wir glauben, dass sich die beiden Tätigkeiten – Gewerbe und Langzeitpflegeheim – langfristig nicht vertragen.” Bei einem Treffen mit den Vertretern der Immobiliengesellschaft soll nun am heutigen Montag (23. Jänner) das Projekt im Detail besprochen werden. “Bisher haben wir nämlich nur zwei, drei Zettel mit einem grob umrissenen Konzept erhalten”, verrät Pichler. Bei dem Treffen werden neben den Auerer Gemeinderäten auch die Betriebe der Gewerbezone Nord anwesend sein. Für die steht bereits heute fest: “Für die Pflegeinsassen gäbe es sicherlich attraktivere und zentralere Orte, in denen sie ein Zuhause erhalten sollten.”