Das Tunnel-Fest
Großer Auflauf zum Anschlag für den BBT-Hauptstollen: Die erste Sprengung wird am Donnerstag um 19 Uhr im Ahrental bei Innsbruck von EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc höchstpersönlich umgelegt. Gemeinsam mit ihr beim großen Tunnel-Event: Rund 300 Geladene, darunter die sieben Verkehrsminister der Alpenländer und die elf verantwortlichen EU-Koordinatoren transeuropäischer Verkehrsprojekte. Vor allem den Gästen jenseits des Brenners wird die Partystimmung allerdings von den Spuren vermiest werden, die der jüngst in Florenz aufgedeckte Korruptionsskandal zu den großen Infrastrukturprojekten auch nach Südtirol zieht. Verbindungselement ist dabei bekanntlich der Ingenieur Stefano Perotti, noch bis vor kurzem Bauleiter für ein Teilstück des Probestollens bei Mauls und mittlerweile in U-Haft. „Ich hoffe, die Affäre beeinträchtigt die Umsetzung des Projektes nicht“, meint Trentinos Landeshauptmann Ugo Rossi ganz offen - während Staatsanwalt Guido Rispoli schon einmal vorsorglich die Akten aus Florenz anfordert.
Auffallend zurückhaltend in der Causa bislang der Chef der BBT SE Konrad Bergmeister. Er konzentriert sich offenbar auf die Vorbereitung des wichtigen politischen Treffens am heutigen Abend. Im Vorfeld versichert der BBT SE-Vorstand, dass der Haupttunnel laut derzeitigem Stand der Arbeiten wie geplant bis 2026 fertig gestellt werden kann. Offen und vielfach umstritten sind dagegen noch die Zulaufstrecken in Italien und Bayern, ohne die die laut Betreibern "mit 64 Kilometern längste unterirdischen Eisenbahnverbindung der Welt“ keinen Sinn macht. Kritisch in der Hinsicht das österreichische Wirtschaftsblatt, das in einem aktuellen Artikel auch aufgrund der Unsicherheiten bei den Zulaufstrecken von einem „Tunnelbau nach dem Prinzip Hoffnung“ schreibt.
„Nun hat Italien zwar die Finanzierung der Zulaufstrecken prinzipiell zugesagt. Aber die Budgetnöte des Landes wecken dennoch Skepsis, auch wenn eine gewisse Querfinanzierung aus Autobahngeldern möglich sein sollte. In Deutschland wiederum stößt der Ausbau der Zulaufstrecken auf den Widerstand von Anrainern. Nächste Woche startet hier ein „Planungsdialog“. Und schließlich ist völlig unklar, wie bei Inbetriebnahme des Tunnels im Jahr 2026 die Rahmenbedingungen aussehen werden, etwa die Mauten auf der konkurrierenden Straße – also Dinge, die mitentscheiden, wie schwarz bzw. wahrscheinlich rot die betriebswirtschaftlichen Zahlen des Tunnels dann ausfallen werden.“
Die Kosten werden des BBT werden zu 40 Prozent von der EU getragen, den Rest teilen sich Österreich und Italien. Die Angaben zu den Nettobaukosten schwanken derzeit je nach Quelle zwischen 8,5 und 10 Milliarden Euro. Dazu kommen aber noch die Finanzierungskosten, die laut Schätzung noch einmal 50 Prozent der Baukosten ausmachen können.
Am Anfang stand die
Am Anfang stand die "Verlagerung von Güterverkehr von der Autobahn auf die Eisenbahn" (1989), nun hat sich das gewandelt, es geht nur mehr um die "Verlagerung von Milliarden an Steuergeld in ein Loch unter dem Brenner", welches KEINEN BEITRAG zur Transitlösung am gesamten Brennerkorridor bringt. Sondern, wenn überhaupt als langfristiger Aspekt betrachtet, das "wohl weltweit teuerste Projekt wird, welches nur mit immerwährenden Zuschüssen der Steuerzahler bedient werden muss". Die Bevölkerung und Wirtschaft nördlich und südlich des Brennerpasses bezahlen mehrfach: Zum einen mit dem Verlust an Gesundheits-, Lebens- und Wirtschaftsqualität und zum anderen mit der dauerhaften verfassungswidrigen Verwendung von Steuergeld, welches in allen anderen gesellschaftspolitisch relevanten Bereichen fehlt. Dazu seit heute top-aktuell auf www.gurgiserteam.at und www.trnasitforum.at eine Gesamtschau zu Ihrer Information. Denn es geht nicht darum, ob der BBT gebaut wird oder nicht - es geht darum, ob die Europaregion von der Transitlast befreit wird. Das ist nicht mehr der Fall und daher bestätigt sich das, wovor seit Jahrzehnten zu Recht gewarnt wird: Der BBT ist lediglich ein Generationenverrat an der eigenen Bevölkerung in einer der sensibelsten alpinen Regionen von Rosenheim bis Verona.
LG
Fritz Gurgiser
Und noch ein kleiner Nachtrag
Und noch ein kleiner Nachtrag als Zeitzeuge direkt zum Thema: Wir sind schon 1989 in Tulfes in einem Zelt neben Carlo Bernini, damals Verkehrsminister der Republik Italien, gesessen, als sie den Anstich zur Eisenbahnumfahrung Innsbruck "gefeiert" haben (der einzige Anstich, an dem wir damals in unserer Naivität teilgenommen haben). Was aus ihm nach kurzer Zeit geworden ist, setzen wir als bekannt voraus - es hat sich also hinsichtlich Korruption nichts geändert. Als "Ausrede" und "mildernd" darf gelten, dass bspw. Kostenüberschreitungen von 50 bis 300 % bei großen Infrastrukturprojekten europaweit de facto "geltendes Recht" bedeuten.
Jeder Häuslbauer, der sein Gewerk auch nur um 10 % verteuern würde, würde im Häfn landen.
LG
Fritz Gurgiser