Der Traum vom eigenen Leuchtturm
Italiens staatliche Domänenverwaltung ist der weitaus grösste Grund- und Immobilienbesitzer des Landes - mit deutlichem Abstand zur katholischen Kirche. Dem demanio pubblico gehören alle Strände der Halbinsel, er verfügt über Wälder und landwirtschaftliche Nutzflächen, wertvolle Paläste und stillgelegte Industrieanlagen. Es sind Tausende häufig schlecht verwalteter Gebäude - vom aufgelassenen Strassenwärterhaus über staatliche Wohnungen bis hin zu Ministerien. Die Palette reicht vom ehemaligen Königsschloss Moncalieri bei Turin bis zu ungenutzten Kasernen und Militärarealen. Seit Jahren versucht die Verwaltung, überflüssigen Staatsbesitz zu veräussern. Vieles davon hat sich freilich als unverkäuflich erwiesen. Etwa die von Radetzky errichteten Festungsanlagen der ehemaligen k. und k.-Monarchie zwischen Peschiera und Mantua oder das Areal des aufgelassenen Erzbergwerks auf der Insel Elba. Aber im Angebot des demanio pubblico gibt es auch begehrte Objekte, für die Liebhaber hohe Preise bieten. Dazu gehören 20 letzthin abgegebene Leuchttürme an Italiens Küsten - von Sizilien bis auf die Tremiti-Inseln.
Zwei davon entsprechen perfekt dem romantischen Leuchtturm-Traum: jene der kleinen ägadischen Inseln Levanzo und Marettimo in unmittelbarer Nachbarschaft von Favignana.
Der 1860 errichtete Turm an der Punta Libeccio von Marettimo steht auf einem steilen Felsen 25 Meter über dem Meer, ist 74 Meter hoch und sein Lichtkegel trifft sich im Meer mit dem tunesischen von capo Bon. 1999 wurde er automatisiert und sein legendärer Wärter Bonaventura Venzé ging in Pension. Auch der 1858 errichtete Leuchtturm von Levanzo auf dem aussichtsreichen Capo Grosso weckte das Interesse finanzkräftiger Investoren.
Mit der Vermietung seiner Leuchttürme folgt Italien mit sträflicher Verspätung dem Beispiel Kroatiens, wo der Staat seit Jahren damit gute Geschäfte macht. Dort sind Leuchttürme auf vielen kleinen Inseln oft die einzigen Gebäude.