Fünf Milllionen im Portefeuille
Die Stadtwerke Meran suchen nach neuen Geschäftsfeldern. In rund zwei Jahren versiegt eine Einnahmequelle, dank der sie ausgeglichen bilanzieren: der Mietpreis für ihr Gasnetz, eine halbe Million Euro im Jahr. Mieter war bisher die SEL, neuerdings ist es der Landesenergieriese Alperia. In rund zwei Jahren muss das Gasnetz an Alperia veräußert werden. Voraussichtlicher Verkaufspreis: rund fünf Millionen Euro. "Den Wegfall der Mieteinnahmen werden wir durch Umstrukturierungen und die Eröffnung neuer Geschäftsfelder ausgleichen müssen, wenn die Tarife von Müllabfuhr und Wasserversorgung nicht steigen sollen", sagt Hans Werner Wickertsheim, der seit Herbst dem Verwaltungsrat vorsteht. Würden die Stadtwerke den Wegfall der halben Million nicht ausgleichen, müssten die Tarife um acht bis zehn Prozent hinaufgesetzt werden, rechnet er vor.
Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern orientieren sich die Stadtwerke Meran u. a. an den Schwesterbetrieben in Bozen und Brixen. So könnte sich der Wirtschaftsberater Wickertsheim durchaus vorstellen, dass man nach dem Vorbild Brixens in das Glasfasergeschäft einsteigt, ein neuer Tätigkeitsbereich könnte aber auch die Stadtbeleuchtung sein. Entschieden sei noch nichts, betont der Präsident, der Verwaltungsrat sei gerade dabei, seinen Strategieplan zu diskutieren. "Wir müssen uns einfach breiter aufstellen." Die fünf Millionen aus dem Gasnetz-Verkauf sollen dabei helfen.
Stadtwerke-Direktor Claudio Vitalini und Präsident Hans Werner Wickertsheim heute (20. April) bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2015. Der Umsatz belief sich auf rund 12,6 Millionen Euro, der Jahresgewinn lag bei ca. 87.000 Euro.
Was die anvisierten internen Umstrukturierungen bei den Stadtwerken anbelangt, so spricht Wickertsheim von "Einsparungen im Einkauf und bei der Vergabe gewisser Leistungen nach außen". Ein Stellenabbau sei damit voraussichtlich nicht verbunden, sagt er. Überlegt werde gemeinsam mit der Meraner Stadtregierung auch eine Zusammenlegung mit der Meranarena, die das Freibad und das Hallenbad verwaltet. Auch hier glaubt Wickertsheim nicht, dass Arbeitsplätze verloren gehen.
Der neue, von der Stadtregierung unter Bürgermeister Paul Rösch eingesetzte Verwaltungsrat der Stadtwerke besteht erstmals nur aus vier Mitgliedern. Eine Sparmaßnahme, die auch als Signal an die Bürger gedacht war. Ein weiteres Novum: in das Gremium wurden mit Irene Senfter, Chefin des Ökoinstituts, und der Anwältin Mara Butti gleich zwei Frauen bestelt. Neben Wickertsheim selbst, der früher im Aufsichtsrat saß, gehört dem Gremium noch der Unternehmer Adriano Dalpiaz an. Eine durchweg kompetente Mannschaft, sagt der Präsident, der die Zusammenarbeit im verkleinerten Gremium als "sehr gut" bezeichnet. "Zwei Männer, zwei Frauen, zwei Italiener, zwei Deutsche: Wir sind ein paritätisches Gremium und insofern ein Vorzeigebeispiel."