Economia | Verbrauch

Mehr Schaden als Nutzen

Alleine die Stadt Brixen produziert 229 Tonnen Altkleider jährlich. Laut den lokalen Stadtwerken rechnet sich der Handel damit weder für die Umwelt noch finanziell.
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Foto: Greenpeace Schweiz / Kevin McElvaney
Gerade läuft die Europäische Woche der Abfallvermeidung. In dieser Woche geht es heuer darum, die Bevölkerung über die Probleme zu informieren, die Altkleider global betrachtet kreieren. Auch die Stadtwerke Brixen AG beteiligt sich gemeinsam mit REX – Material und Dinge, OEW – Organisation für Eine solidarische Welt und Repair Café an der europaweiten Sensibilisierungskampagne für einen achtsamen Umgang mit Textilien.
Die Situation in Brixen sei kein spezifisches Problem, sondern ein Spiegelbild der Situation der wohlhabenden westlichen Welt.
Am Samstag, 19. November, informierten sie in Brixen im Rahmen einer gemeinsamen Aktion über Brixens Kleiderberg und Lösungen, um diesen wachsenden Abfallberg abzutragen. Ein deutlicher lokaler Beweis, dass etwas in den falschen Bahnen läuft, sei der Erlös, der aus der Sammlung von Altkleidern erwächst. Pro Jahr entsorgt jede Brixnerin und jeder Brixner gut 10 Kilogramm Altkleider in einem der 24 Sammelcontainer, die drei Mal in der Woche entleert werden. Pro Sammeltag kommen 2.000 Kilogramm zusammen. Was 2018 noch gut 41.000 Euro für Brixner Sozialprojekte einbrachte, schrumpfte innerhalb von drei Jahren auf 223 Euro.
 
 

Altkleider recyceln

 
Die Situation in Brixen sei kein spezifisches Problem, sondern ein Spiegelbild der Situation der wohlhabenden westlichen Welt: Die Menge an entsorgten Altkleidern wächst und damit auch die negativen Folgen für Mensch und Umwelt bei der Produktion und bei der Entsorgung. Altkleider gelten laut europäischer Norm als Abfall, tatsächlich ist die Qualität der Ware durch den hohen Kunststoffanteil und die mangelhafte Verarbeitung vielfach zu schlecht, um weiter getragen zu werden. Nur 3 Prozent der Kleidung eignen sich für den hippen europäischen Vintagemarkt, 65 Prozent gehen als Handelsware in sogenannte Entwicklungsländer nach Afrika und Südamerika.
 
 
Zwei Firmen in Friaul und in Kampanien sortieren und reinigen die von der Sozialgenossenschaft Mebocoop im Auftrag der Stadtwerke Brixen AG gesammelte Kleidung aus Brixen. Abseits der noch als tragbar eigestuften Textilien sind 29 Prozent recycelbare Abfälle – aus den Fasern werden Putzlappen oder Dämmstoffe hergestellt. 3 Prozent sind nicht wiederverwertbare Abfälle, die im Müllverbrennungsofen landen.
Im Mittelpunkt der Brixner Gemeinschaftsaktion vergangenen Samstag stand die Botschaft, Kleidung bewusst zu konsumieren. Interessierte konnten sich bei einer Ausstellung der OEW über die Missstände der globalen Textilindustrie informieren. Das Repair Café und weitere Schneiderinnen zeigten, wie einfach das Reparieren und Upcyceln von Kleidungsstücken sein kann, damit sie weiter gern getragen werden.
 
 
Wer sich doch von seinen besten Stücken trennen will, entsorgt sie nicht als Abfall im Altkleider-Container, sondern gibt sie weiter. In Brixen gibt es dafür mehrere Möglichkeiten und echte Lösungen wie „Pumuckl“ vom Elki in der Stadelgasse, „Fundus“ vom Verein Comedicus in der Runggadgasse oder die Kleiderkammer der Vinzenzgemeinschaft in der Fallmerayerstraße, wo gut erhaltene Kleidung tatsächlich Bedürftige erreicht.
 
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Johannes Engl Lun, 12/05/2022 - 21:40

Nur weil man zur Zeit keinen finanziellen Mutzen daraus zieht, ist die Sammlung nicht nutzlos. Die Alternative wären 220 Tonnen mehr Müll für den Verbrennungsofen und wohl einige Arbeitsplätze weniger bei der Sozialgenossenschaft Mebocoop. Immerhin ist es eine Mülltrennung mit einer gar nicht so schlechten Recycling-Quote.
Klar ist: jedes Kleidungsstück, welches repariert und weiter getragen wird bzw. auf dessen, oft unnützen Kauf verzichtet wird ist der größte Gewinn.

Lun, 12/05/2022 - 21:40 Collegamento permanente