Economia | Energie

"Artenvielfalt im Energiesektor bewahren"

Der Südtiroler Energieverband sendet eine klare Botschaft Richtung Landespolitik: "Kleine Betriebe schützen und fördern", insbesondere nach der Alperia-Fusion.

Zum ersten Mal fand die Vollversammlung des Südtiroler Energieverbands SEV am Freitag Vormittag im neuen Verbandssitz im Energy Tower in der Bozner Industriezone statt. Die Nachricht, die im Anschluss an die Versammlung an die Öffentlichkeit geht, spricht eine klare Sprache: “Wir sind Südtiroler Energie – und das lassen wir uns nicht nehmen.”

Der SEV ging 2012 aus dem Zusammenschluss zwischen Raiffeisen Energieverband und Südtiroler Biomasseverband zusammen. Heute vertritt er die Interessen von 194 Unternehmen, 33 Gemeinden und öffentlichen Körperschaften sowie 80 Genossenschaften und Konsortien im Energiesektor. Die diesjährige Vollversammlung stand ganz im Zeichen des Mottos “Monokultur oder Artenvielfalt: Die Zukunft der Südtiroler Energielandschaft”. “Welche Folgen hat die große ‘Flurbereinigung’ im Südtiroler Energiesektor, sprich die Fusion zwischen SEL AG und Etschwerken? Können sich kleine und mittlere Energieunternehmen, Stadtwerke und Genossenschaften in Südtirol neben dem neuen übermächtigen und marktbeherrschenden ‘Leitbetrieb’ Alperia am Markt behaupten? Und: Wer ist Südtiroler Energie?” Diese Fragen standen im Fokus von Redebeiträgen und der anschließenden Podiumsidkussion.

Am Podium, v.l.n.r.: Gudrun Esser (Moderatorin RAI Südtirol), Rudi Rienzner (Direktor SEV), Walter Kral (Obmann Elektrogenossenschaft Pens), Johann Wohlfarter (Generaldirektor Alperia AG), Andreas Tappeiner ( Präsident Bezirksgemeinschaft Vinschgau). Foto: Tiberio Sovillo

“Auf der einen Seite steht eine große, gewinnorientierte, hierarchisch strukturierte und zentral gesteuerte Kapitalgesellschaft – auf der anderen Seite kleine, dezentral aufgestellte und bürgernahe Genossenschaften, die als Non-Profit-Betriebe, Bilanzgewinne aus dem Energiegeschäft an ihre Mitglieder (und damit an Familien und Unternehmen) weitergeben. Dazu kommen private Unternehmen und engagierte Gemeinden, die wie im oberen Vinschgau ihre Energieversorgung – mit Hilfe des SEV – lieber ‘in die eigene Hand’ nehmen.” So beschreibt man beim Verband die aktuelle Energielandschaft in Südtirol. “Die eben keine Monokultur ist, sondern gerade aufgrund ihrer Artenvielfalt als beispielhaft gilt. Deshalb verlangen wir, dass unsere kleinen Betriebe, die seit Generationen unserem Land und seinen Bürgern einen guten Dienst erweisen, auch von der Politik geschützt und gefördert werden”, machte SEV-Präsident Hanspeter Fuchs in seinen Grußworten deutlich.

“Fair Play und ein Dialog auf Augenhöhe” sind daher Schlüsselforderungen des SEV. “Nicht alles, was derzeit in Südtirol geschieht, entspricht allerdings dieser Vorgabe”, warf SEV-Direktor Rudi Rienzner in einem Appell an die Landespolitik ein. Er vermisst “die Aufmerksamkeit für historisch gewachsene Strukturen” sowie “die notwendige Rückendeckung”. Denn: “Wir waren und sind Südtiroler Energie – und das lassen wir uns sicher nicht nehmen”. Angesichts der dominanten Position von Alperia sei es daher umso mehr die Aufgabe des SEV, “kleine und mittlere Energieversorger als Dienstleister zu unterstützen und deren Anliegen zu vertreten”.