Politica | Zusammenarbeit

„Das Wir in den Mittelpunkt“

Die Landesräte Pamer und Messner sehen nur in der Zusammenarbeit eine Möglichkeit, den Herausforderungen der Zukunft im Bereich Soziales und Gesundheit gerecht zu werden. Eine höhere Lebenserwartung und geringe Geburtenraten kreieren einige Schwierigkeiten.
Messner und Pamer - Gesundheit und Soziales
Foto: Seehauserfoto
  • Bozen – Nach sechs Monaten im Amt ziehen die Soziallandesrätin Rosmarie Pamer und der Gesundheitslandesrat Hubert Messner heute, am Freitag, 23. August, in Bozen ihre Bilanz. Sie geben einen Ausblick auf die zukünftigen Herausforderungen und Pläne in den Bereichen Soziales und Gesundheit. Beide betonen die zentrale Bedeutung einer engen Kooperation zwischen ihren Ressorts, um den wachsenden Anforderungen, insbesondere durch den demografischen Wandel, gerecht zu werden.

    „Nur gemeinsam, Soziales und Gesundheit, wird es möglich sein, den demografischen Wandel zu bewältigen und die richtigen Entscheidungen im Interesse der Bürger zu treffen“, erklärt Soziallandesrätin Rosmarie Pamer. Seit ihrem Amtsantritt habe sie sich intensiv darum bemüht, den Kontakt zu den Bürgern zu suchen und die Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden zu stärken. „Mir ist der direkte Austausch in den verschiedenen Gemeinden Südtirols besonders wichtig. Dadurch wurden einige Anliegen der Bürger klarer“, berichtet Pamer.

     

    „Es ist wichtig, dass wir eine gemeinsame Strategie entwickeln.

     

    Ein zentrales Thema der letzten Monate ist auch die Obdachlosigkeit. „Wir haben den Bereich der Winternachtquartiere neu geregelt“, sagt sie. Dabei sei die Zusammenarbeit mit den Gemeinden entscheidend, da die Zuständigkeit bei ihnen liege. „Es ist wichtig, dass wir eine gemeinsame Strategie entwickeln“, fügt sie hinzu.

  • Hubert Messner: „Diese Situation erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Gesundheit und Soziales, um die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern.“ Foto: Seehauserfoto

    Gesundheitslandesrat Hubert Messner unterstreicht die Dringlichkeit einer verstärkten Zusammenarbeit angesichts des demografischen Wandels und der sich verändernden Familienstrukturen. „Wir werden immer älter, aber es gibt immer weniger Kinder“, so Messner. „Diese Situation erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Gesundheit und Soziales, um die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern.“ Er hob hervor, dass nicht nur gesundheitliche, sondern auch soziale Probleme zunehmen würden, je älter die Bevölkerung werde. 

    Zudem sei vor allem die Ernährung und geringe sportliche Aktivität im Alltag eine Herausforderung für die Zukunft. „20 Prozent unserer jungen Patienten sind übergewichtig. Man bezahlt dafür, wenn man älter wird. Deshalb müssen wir in den Schulen anfangen, um langfristig die Gesundheit zu verbessern. Viele wissen nicht, wie es um ihre Fitness und Kraft steht“, betont Messner.

     

    Wir wissen aus vielen Studien, dass Demenzerkrankungen stark zunehmen.“

     

    Eine schlechte Ernährung und Fitness stehen auch in engem Zusammenhang mit zukünftigen Erkrankungen und gesundheitlichen Problemen, wie etwa Demenzerkrankungen. „Wir wissen aus vielen Studien, dass Demenzerkrankungen stark zunehmen, vor allem bei Menschen über 65 Jahren“, so Pamer. In Südtirol gehe man von etwa 1.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus. „Der Betreuungspfad Demenz wird derzeit erarbeitet und soll als sozio-sanitäre Schnittstelle fungieren, in der die verschiedenen Phasen der Betreuung beschrieben werden“, erklärt sie. Vermehrt werde auf eine Vernetzung und einem Ausbau von Tagespflegeheimen gesetzt. Auch ist die Schaffung von vier Kompetenzzentren in Planung. Das erste dieser Zentren soll in Margreid entstehen.

  • Michela Morandini: „Es ist ein sehr komplexes System, und wir versuchen, die verschiedenen Modelle und deren Auswirkungen zu bewerten.“ Foto: Seehauserfoto
  • „Viele Pflegeleistungen werden nach wie vor von Frauen erbracht. Es ist wichtig, ihre Arbeit sichtbarer zu machen und sie zu unterstützen.“

     

    Michela Morandini, Direktorin des Ressorts Sozialer Zusammenhalt, geht auf die Unterstützung für Menschen ein, die ihre Familienangehörigen zuhause pflegen. „Es ist ein sehr komplexes System, und wir versuchen, die verschiedenen Modelle und deren Auswirkungen zu bewerten. Viele dieser Pflegeleistungen werden nach wie vor von Frauen erbracht. Es ist wichtig, ihre Arbeit sichtbarer zu machen und sie zu unterstützen“, erklärt sie. 

    Michael Mayr, Direktor des Ressorts Gesundheitsvorsorge und Gesundheit, stellt die Einführung von „Special Care Units“ vor. Diese seien für Personen mit schwersten Erkrankungen, wie Wachkoma oder Personen im vegetativen Zustand, gedacht. „Diese Personen benötigen rund um die Uhr intensive Pflege und ärztliche Betreuung“, so Mayr. Derzeit gibt es eine solche Einrichtung in Bozen, in der Einrichtung Firmian. Ein weiterer Standort sei in Meran, im St. Josef geplant. Im Herbst soll ein Beschluss überarbeitet werden, um die Kriterien für die pflegerische und ärztliche Betreuung zu präzisieren und die Anzahl der betroffenen Personen, die von den Kosten befreit sind, zu erweitern.

     

     „Am Ende sitzen wir alle im selben Boot.“

     

    Messner betont die Bedeutung von Resilienz, die er bei seinen Besuchen in den verschiedenen Krankenhäusern und Bezirken Südtirols feststellen konnte. Südtirol solle als ein großes Krankenhaus mit sieben Standorten betrachtet werden: „Es braucht eine stärkere Vernetzung zwischen den Krankenhäusern und eine klare Definition dessen, was große und kleine Krankenhäuser leisten können.“ Eine verbindliche Zusammenarbeit bedeute, dass sich die verschiedenen Fachbereiche genau festlegen und absprechen, um Klarheit in der Aufgabenteilung zu schaffen. „Am Ende sitzen wir alle im selben Boot“, so Messner.

  • Wichtige Projekte

    Zusammenarbeit ist zentral: nur so könne man den Ansprüchen und Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürgern gerecht werden. Foto: Seehauserfoto

    Ein zentrales Projekt sei der Aufbau von zehn neuen Gemeinschaftshäusern, die eine wohnortnahe Betreuung ermöglichen sollen. „In diesen Gemeinschaftshäusern werden Hausärzte und Fachärzte zusammenarbeiten, um eine umfassende Betreuung insbesondere der älteren Bevölkerung sicherzustellen“, erklärt der Landesrat, „dadurch können wir das Krankenhaus entlasten und die Verbindung zwischen sozialer und gesundheitlicher Betreuung stärken.“

    Die Sprachförderung im Gesundheitsbereich sei auch zentral, so Messner „Die deutschen Sprachkenntnisse einiger italienischsprachiger Mitarbeiter sind ausbaufähig. Gemeinsam mit der Universität Bozen bieten wir ihnen gezielte Sprachkurse an. Je nach Bedarf können sie für eine gewisse Zeit in ein deutschsprachiges Krankenhaus im Ausland gehen.“ Er betont, dass diese Programme bereits erste Erfolge zeigen und auch in Zukunft immer weiter ausgebaut werden sollten.

     

     „Dieses Gebäude ist ein Symbol dessen, dass wir zusammenarbeiten müssen, um den Bürgern Antworten zu geben.“

     

    Im Herbst sollen die ersten Studierenden ihr Medizinstudium in Bozen beginnen. Unter den 50 zugelassenen Studenten seien 22 Südtiroler. „Dieses Studium ist für uns sehr wichtig, da es nicht nur neue Ärzte für Südtirol bringen wird, sondern auch eine starke Internationalisierung ermöglicht.“ Für die neuen Medizinstudierenden, von denen einige aus dem außereuropäischen Raum stammen, werden diese Sprachkurse angeboten. 

    Morandini kündigt die Schaffung eines „Haus des Sozialen und der Gesundheit“ an, das bis 2027 eröffnet werden soll. „Geplant sind Büros und Plätze für Landesämter sowie den Tertiärsektor, mit insgesamt rund 650 Arbeitsplätzen“, erklärt Morandini. Ziel sei es, die Synergien zwischen öffentlicher Verwaltung und dem Dritten Sektor zu stärken und eine bürgernahe Anlaufstelle zu schaffen. „Ich glaube, dass dieses Gebäude auch das Symbol dessen ist, weshalb wir heute da sind: Zu sagen, dass wir zusammenarbeiten müssen, um den Bürgern Antworten zu geben“, betont Morandini.

    Mit diesen Projekten und Initiativen setzen die Landesräte Pamer und Messner auf eine enge Verzahnung der Bereiche Gesundheit und Soziales, um die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam anzugehen.

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Salto User
Oliver Hopfgartner Dom, 08/25/2024 - 20:43

Ich fürchte bei den Gemeinschaftshäusern macht der Landesrat die Rechnung ohne den Wirt.

Ich bezweifle, dass das 24/7-Konzept umsetzbar ist. In Zeiten von Ärztemangel wird man unter Allgemeinmedizinern zu normalen Preisen nicht das Personal finden, 10 zusätzliche Diensträder zu besetzen - insbesondere weil die Gemeinschaftshäuser fast ausschließlich in Ortschaften geplant sind, in denen es ohnehin schon eine 24h besetzte Notaufnahme gibt.

Außerdem liegt der Mehrwert eines solchen Gemeinschaftshauses auch nicht darin, in der Nacht eine Handvoll Patienten vom Krankenhaus fernzuhalten, sondern in der zeitnahen, wohnortnahen, leitliniengerechten Betreuung von chronisch Kranken.

Die Italiener haben sich da wieder einen Blödsinn ausgedacht und weil es für die Umsetzung Gelder aus dem PNRR gibt, springt der Sanitätsbetrieb natürlich auf, anstatt sich beim Konzept eher an Österreich, Schweden etc. zu orientieren.

Dom, 08/25/2024 - 20:43 Collegamento permanente