Società | Gender Pay Gap

Lohnschere will sich nicht schließen

Der österreichische Einkommensbericht bescheinigt Frauen ein um 39% niedrigeres Medianeinkommen als Männern. Wo steht Südtirol?

Laut dem vom österreichischen Rechnungshof vorgestellten Einkommensbericht ist die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen eklatant: Das Medianeinkommen von Frauen betrug 2013 61% von dem der Männer – und das ohne Lehrlinge. Der Median bezeichnet jenes Einkommen, das genau in der Mitte gereiht ist – sprich es gibt gleich viele Werte darunter und darüber. Auf die Frage hin, warum Frauen immer übermäßig stark in Teilzeit gingen, gaben über 40% Kinderbetreuung und Pflege als Grund an. Mehr als vier Fünftel der ganzjährig Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. 

Südtirol steht in dieser Frage besser dar: Laut Gender-Bericht des Astat ist das Einkommen von vollzeitarbeitenden Männern um 17,1% höher als jenes von vollzeitarbeitenden Frauen. Unter Teilzeitarbeitenden beträgt die Differenz immerhin noch 10,7%, wirft man beides in einen Topf, verdienen Frauen 29,6% weniger als Männer. 

Aus der vom Arbeitsförderungsinstitut Anfang November veröffentlichten Studie unter dem Titel „Zwischen gläserner Decke und prekären Verträgen“ geht klar hervor, dass der Lohnunterschied bei Frauen vor allem in Führungspositionen noch höher ist als im Durchschnitt. Die Studie zeigt auf, dass das Gefälle gerade in Führungspositionen noch größer ist, dabei beschäftigt sie sich ausschließlich mit Unternehmen mit über 100 Mitarbeiter/innen. Michela Morandini, Gleichstellungsrätin und Co-Autorin der Studie, ist überzeugt, dass das Lohngefälle in Kleinbetrieben noch größer ist.

Es sei im Prinzip eine Dreierkonstellation, die sich nach vorne bewegen müsse: „Eines ist die politische Ebene. Hier geht es um gesetzliche Maßnahmen, um Quotenregelungen, um Teilzeitregelungen und ähnliches – wo auch in den letzten Jahren schon viel passiert ist. An zweiter Stelle steht dann die Unternehmenskultur, an dritter die Frauen selbst.“ In der Unternehmenskultur herrsche noch die Idee vor, dass acht Stunden am Tag an der Arbeitsstelle notwendig sind – währenddessen seien alternative Arbeitszeitmodelle möglich, machbar und vor allem notwendig. Die Frauen selbst, so Morandini, müssten selbstbewusster in die Gehaltsverhandlungen gehen: „Frauen, das zeigen unzählige Studien, verhandeln anders als Männer – nicht schlechter, nicht besser, aber anders.“ Dies führe aber unter anderem zu diesem Lohngefälle.

Unterstreichen will die Gleichstellungsrätin die Bedeutung von Vorbildern: „Frauen in Führungspositionen zeigen auf, was möglich ist und können Vorbild darin sein, wie Frauen für ihre Rechte und Pflichten einstehen.“ Diese Frauen gibt es – das besagt die AFI-Studie – quer durch alle Bereich und auch in für Frauen dem Klischee entsprechend untypischen Berufen. Was Morandini aber klarstellt: „Sehr oft wird behauptet, in Studien zum Lohngefälle würde Vollzeit- mit Teilzeitarbeit verglichen. Das ist falsch.“ 

Im Global Gender Gap Report von 2014 des World Economic Forum nimmt Italien Platz 69 ein – hinter Staaten wie Tansania (47), der Mongolei (42), Moldawien (25) und Burundi (17). Laut dem staatlichen Statistik-Institut Istat arbeiteten 2010 30% der arbeitenden Frauen in Teilzeit – bei Männern waren es rund 5%. Der Lohnunterschied zwischen den teilzeitbeschäftigten Männern und teilzeitbeschäftigten Frauen betrug 2010 20% - zu Ungunsten der Frauen. 

Die erwähnte Studie des Arbeitsförderungsinstituts ist auf dessen Homepage einsehbar.