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Februar im Klee

Wintersaison in Gefahr: Im gesamten Alpenraum klettern die Temperaturen auf Rekordhöhen - zum Schaden des Wintersports. Ist Skifahren bald nicht mehr möglich?
Skigebiet
Foto: Seehauserfoto
  • Ein weißer Streifen im satten Grün, was wie eine künstlerische Komposition klingt ist bittere Realität in einigen Skigebieten der Alpen. Egal ob Schweiz, Österreich oder Südtirol, die Temperaturen des diesjährigen Februars sind definitiv nicht winterwürdig. Laut der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA sind die Alpen besonders von der Klimaerwärmung betroffen. Die Temperaturen stiegen hier in den vergangenen 120 Jahren um knapp zwei Grad Celsius – beinahe doppelt so viel wie im globalen Durchschnitt. Forscher sagen außerdem einen weiteren Anstieg von zwei Grad Celsius für die nächsten 40 Jahre voraus. Dem Meteorologen Manuel Kelemen von Puls 24 zufolge habe die alpine Schneebedeckung ein historisches Minimum für Anfang Februar erreicht. 60 Prozent der alpinen Fläche im Alpenraum sei Anfang des Monats schneefrei gewesen. Dies sei normalerweise erst mit Aprilbeginn zu erwarten. 

    Obwohl für dieses Wochenende eine Kaltfront vorhergesagt ist und es gestern in vielen Orten geschneit hat, haben bereits einige Skigebiete Österreichs und Deutschlands den Liftbetrieb geschlossen. So die Sommeralm in der Steiermark etwa, wo einige der Anlagen in die verfrühte Sommerpause geschickt wurden. Claudio Visentin, Tourismushistoriker und Lehrer an der Universität der italienischen Schweiz USI von Lugano ist sich sicher: Wie er dem Schweizer „Corriere del Ticino“ erklärt, habe die Wintersportsaison, wie wir sie kennen, keine Zukunft. Die vorab Schließungen einiger Skigebiete wundern ihn deshalb nicht, wenn man bedenke, dass bereits in der letzten Ski-Weltcupsaison 8 von 43 Rennen bei den Männern (18,6 Prozent der Gesamtzahl) und 5 von 42 bei den Frauen (11,9 Prozent) aufgrund von Schneemangel oder hoher Temperaturen abgesagt wurden. Visentin stellt eine heikle These auf: „In ein paar, vielleicht zwanzig Jahren wird das Skifahren auf den Alpenpisten nicht mehr möglich sein.“ Dem Experten zufolge sei die Wintersaison bereits jetzt um einen Monat kürzer als noch in der Vergangenheit. Zudem ließen sich die „Weißen Wochen“ heute nur noch schwer vorhersagen. Er ist außerdem der Meinung, dass man Großprojekte vermeiden sollte. Milano – Cortina 2026 etwa sei ein Irrsinn. Ebenso zu vermeiden seien laut Visentin die Investitionen zur Erhaltung der aktuellen Situation in den Skigebieten. Kanonen zur künstlichen Herstellung von Schnee sieht er dementsprechend als schlichtweg falsch an. 

  • Andreas Dorfmann: Der Pusterer ist sich sicher, dass die technische Beschneiung der Schlüssel der Probleme in den Skigebieten sein kann. Foto: Kronplatz Holding

    „Es ist natürlich so, dass der Februar letzthin sehr warm war, die Bedingungen in unserem Skigebiet sind jedoch nach wie vor gut“, erläutert der Generaldirektor und Geschäftsführer der Kronplatz Gruppe Andreas Dorfmann. Die warmen Temperaturen würden aktuell für den Skibetrieb am Kronplatz keine Probleme darstellen, da den Skifahrern alle Pisten bis ins Tal mit guten Bedingungen zur Verfügung stünden. Im Vorwinter gebe es nach wie vor genügend Kälteperioden, die es ermöglichen, die Pisten zu beschneien und somit für die ganze Saison in Stand zu halten. In diesem Zusammenhang erklärt der ehemalige CEO des Beschneiungsanlagenproduzenten Demaclenko, dass es sogar möglich wäre, die Saison im Frühling noch länger weiterzuführen. „Ab Mitte April haben die Leute dann aber anderes im Kopf als das Skifahren“. Dass in diesem oder den vergangenen Wintern mehr technisch beschneit werden musste als früher, könne er nicht bestätigen. Beschneit werde grundsätzlich am Anfang der Saison, um den perfekten Start zu gewährleisten. Des Weiteren komme es vor, dass die Schneeerzeuger im Laufe des Winters punktuell eingesetzt würden, um die Pistenqualität über die ganze Saison zu halten.

  • Der Kronplatz: Hier fürchtet man nicht um den Fortbestand der Winterskisaison. Foto: Seehauserfoto
  • Was die allgemeine Steigerung der Temperaturen angeht, so fürchtet Dorfmann nicht um die Existenz des Wintersports. „Es kann natürlich sein, dass es sich für manche tief gelegene Skigebiete im Voralpenraum eines Tages finanziell nicht mehr ausgehen wird, denn die Investitionen in moderne Aufstiegsanlagen, Beschneiung und so weiter sind für den erfolgreichen Fortbestand notwendig. Auch wenn es irgendwann plus zwei Grad Celsius zum langjährigen Mittel haben könnte, bin ich trotzdem überzeugt, dass am Kronplatz noch Skibetrieb möglich sein wird.“ 

     

    „Wir werden durch die technische Beschneiung auch 2040 und lange darüber hinaus noch in der Lage sein, die Pisten perfekt zu präparieren.“ 

     

    Es sei zwar möglich, dass sich in 30 oder mehr Jahren die Saison etwas verkürzt und man nicht bis Ostern bis ins Tal fahren kann. Oder dass es nicht mehr 140 Skitage geben wird, wie es in den letzten 20 Jahren üblich war, sondern etwas weniger, das Skifahren am Kronplatz und anderen vergleichbaren Skigebieten in Südtirol sei jedoch nicht in Gefahr. Bezüglich Claudio Visentins Prognose erhebt der Pusterer Einspruch: „Ich denke, dass es in den Alpen, und somit in Südtirol, auch in zwanzig Jahren noch schneien wird. Außerdem werden wir durch die technische Beschneiung auch 2040 und lange darüber hinaus noch in der Lage sein, die Pisten perfekt zu präparieren.“ 

    Dass die Zukunft der Südtiroler Skikultur in Hallen stattfinden wird, schließt Dorfmann aus zwei Gründen aus: Erstens funktioniere dies nur mit genügend Publikum, wozu es Millionenstädte als Einzugsgebiet bräuchte und zweitens dienten Skihallen lediglich als Ersatz für jene Gebiete, die keine echten Skigebiete haben. In Südtirol würde es hingegen auch in Zukunft Skigebiete geben.