Politica | Sanität

Schael & die Grippe

Alle Angestellten des Südtiroler Sanitätsbetrieb sollen sich gegen Grippe impfen lassen. Generaldirektor Thomas Schael appelliert an ihr Verantwortungsbewusstsein.

Rund 9.000 Frauen und Männer erhielten am Donnerstag, den 10. Dezember 2015 gegen 18 Uhr ein Mail. Der Absender war Thomas Schael. Was der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes seinen „sehr geehrten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, dabei mitteilte, hat bei manchen von ihnen Empörung ausgelöst.
Im Schreiben heißt es:

„Wie jedes Jahr bietet Ihnen der Südtiroler Sanitätsbetrieb auch heuer wieder an, sich kostenlos gegen Grippe impfen zu lassen.
Die Gründe hierfür sind mehrere: Zum einen vermeiden Sie in dieser ohnehin sehr arbeitsintensiven Winterzeit selbst zu erkranken, zum anderen schützen Sie Ihre Patientinnen und Patienten wie auch deren Angehörigen, weil Sie selbst keine Viren übertragen. Das führt insgesamt dazu, dass das Risiko einer im Krankenhaus oder anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens erworbenen Grippeinfektion gesenkt und die Ausbreitung der diesjährigen Grippewelle eingedämmt wird.
Wie Sie selbst wissen, haben vor allem ältere Menschen ein hohes Risiko für schwere Verläufe der Erkrankung, weiters Personen mit Grunderkrankungen wie chronische Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, Immundefekte, maligne Tumore, Autoimmunkrankheiten u.a.m. Auch Kleinkinder und Schwangere sind einem erhöhten Komplikationsrisiko ausgesetzt, weshalb es von großer Bedeutung ist, soviel Risikopersonen als möglich vor der Ankunft der Grippewelle zu impfen. Besonders wichtig ist es aber auch, dass das im Gesundheitswesen tätige Personal keine Grippeviren weitergibt.
Beim Gesundheitspersonal stellt die Grippeimpfung einen Akt der Solidarität gegenüber anderen dar und ein ethisches Verantwortungsbewusstsein. Bei Gefahren darf man nicht wegschauen, man muss rechtzeitig handeln: besser vorbeugen als heilen!
Ich lade Sie deshalb herzlich ein, sich impfen zu lassen – zum Wohl Ihrer selbst und für unsere Patientinnen und Patienten.“

Schael-Brief: Appell an das Veranwortungsbewusstsein

Die Impfkampagne der Generaldirektion des Südtiroler Sanitätsbetriebes liegt dabei durchaus im italienweiten Trend. Die italienischen Sanitätseinheiten kaufen jährlich um rund 40 Millionen Euro Impfstoff für die Grippeimpfung an. Ärzte erhalten pro Impfung, die sie einem Patienten verschreiben, einen kleinen finanziellen Bonus.

„Beim Gesundheitspersonal stellt die Grippeimpfung einen Akt der Solidarität gegenüber anderen dar und ein ethisches Verantwortungsbewusstsein.“

Weil der Impfstoff unter die Leute gebracht werden muss, ist die Impfung für die Angestellten der Sanitätseinheiten kostenlos. Der Hintergrund ist weniger gesundheitlicher, wie ökonomischer Natur. Man geht davon aus, dass es durch die Impfung im Personal zu weniger Krankheitsfällen und damit Arbeitsausfällen kommt.
Vor diesem Hintergrund erachten viele Angestellte das weihnachtliches Schreiben von Thomas Schael als Zumutung. Vor allem die Begriffe „Akt der Solidarität“ und Schaels Appell an das „ ethisches Verantwortungsbewusstsein“ sind vielen mehr als sauer aufgestoßen. „Die Entscheidung, ob sich jemand impfen lassen will, dürfte ein persönliche Angelegenheit sein, die mit Ethik nicht das Geringste zu tun hat“, ärgert sich ein Primar.

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Salto User
Sepp.Bacher Gio, 12/24/2015 - 11:09

"General"-Direktor Schäl ordnet nicht an sondern lädt ein "Ich lade Sie deshalb herzlich ein, sich impfen zu lassen – zum Wohl Ihrer selbst und für unsere Patientinnen und Patienten.“ Ich sehe da schon eine Stil-Änderung. Auch seine Argumente und Appelle leuchten mir eine. Die Gegenargumente kann ich nicht nachvollziehen! Stellen wir uns eine Grippewelle vor: es werden viele Patienten ins KH eingeliefert. Nun steckt sich der eine und die andere des Personals an und fallen aus und die verbliebenen Kolleg/inn/en können sich den Arsch aufreißen und die doppelte Arbeit machen - und diese nur unter Eile und mit ungenügender Sorgfalt. Außerdem stecken die infizierten Pflegekräfte und Ärzte weitere Patienten an. Passiert eh schon zu oft!

Gio, 12/24/2015 - 11:09 Collegamento permanente