Ein Schwein schlachten, um Weihnachten

In einem kalten Monat kommt die letzte Stunde für das zufriedene Schwein, dessen Schnauze die Form des Futtertroges schon unzählige Male entlanggefahren ist. Wenn der Schnee den Bauernhof in Friedhofsstimmung einhüllt, fällt das große Tier unter der Hand des Menschen tot um.
Wie die Langsamkeit an diesem Ort nach dampfenden Eingeweiden riecht
(Roberta Dapunt aus „Nauz")
Die Soundkünstlerin Caroline Profanter (*1985, Bozen) und die Dichterin Roberta Dapunt (*1970, Abtei) nähern sich an diesem Abend auf je ihre eigene künstlerische Weise einem Thema, das seit Jahrtausenden zum bäuerlichen Leben gehört. Gerne wird es meistens auch dort (abseits des städtischen Sichtfeldes) belassen.
Die Beschäftigung mit Tierhaltung und dem Akt des Tötens sowie die Weiterverarbeitung der Tiere ist in einer aseptischen Wohlfühl- und Wellnessgesellschaft tabu. Im Hintergrund arbeitet eine industrielle Maschinerie still in von außen abgeschirmten Todeshallen, damit wir weiterhin bequem Tonnen von zerlegten Tieren verzehren können - ohne klaffende Wunde, ohne Schuld, ohne die Erfahrung eines Rituals des Übergangs, ohne Blut und ohne Bewusstsein.
Dem arbeitet die Kunst entgegen. Profanter improvisiert musikalisch und experimentell nach Feldforschungen vor Ort, Dapunt liest aus ihrem Werk „Nauz" (2012 im Folio Verlag erschienen) sowie weitere Texte.
27.12., 20 Uhr
Ort: Hotel Amazonas, Unterwangen 18, 39054 Ritten
Ab 19 Uhr: Küche & Bar offen. Menü: ungarisches Gulasch vom Schwein
(Eigenprodukt) mit Knödel und Bratkartoffeln, Nachtisch. Bitte hierfür um Anmeldung unter [email protected].