Economia | Protest in Rom

Sanität: Ohne Personal geht es nicht

Für die Einstellung von Personal, Ressourcen und Wertschätzung protestiert das Sanitätspersonal am morgigen Samstag in Rom.
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manifestazione sanita
Foto: AGB/CGIL

Unter dem Slogan „Sanität: Wenn du dich nicht um sie kümmerst, kümmert sie sich nicht um dich“ geht am Samstag, den 29. Oktober, das Sanitätspersonal in Rom auf die Straße. Organisiert wird die Kundgebung von den Gewerkschaftsverbänden FpCgil, CislFp, UilFpl, Fials und Nursind. Angelika Hofer von Cgil/Agb spricht im Interview über die Gründe.

Salto.bz: Bei der Kundgebung wird unter anderem die Einstellung von Personal, Ressourcen und Anerkennung gefordert. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitswesen ist. Hat man aus dieser Zeit nichts gelernt?

Angelika Hofer: Mit der Pandemie hat sich die ganze Situation verschärft. Zwar wurden während der Pandemie Arbeitskräfte aufgenommen, aber zum Teil prekäre. Diese haben oft nicht die notwendigen Zugangsvoraussetzungen mitgebracht. Ich würde nicht sagen, dass man nichts gelernt hat. Aber jetzt muss man daran arbeiten, unser Gesundheitssystem wieder zu stärken. Es nützt nichts, wenn ich vom PNRR Gelder erhalte, um Strukturen zu bauen, wenn es nach wie vor eine Deckelung für Personalausgaben gibt. Wenn uns die Mittel für die Finanzierung von Neuanstellungen fehlen, dann geht das nicht in eine richtige Richtung.

 

Was erwartet man sich von der neuen Regierung?

Man verlangt von den neuen politischen Vertretern eine Zusicherung, dass gewisse Verpflichtungen für gewisse Punkte festgelegt werden. Im Wahlkampf ist das Thema Gesundheitsdienst untergegangen. Man hatte das Gefühl, dass es zweitrangig ist. Mit dieser Kundgebung will man erreichen, dass die politischen Vertreter eine Verpflichtung, für die Gewährleistung von mehr Mittel im nationalen Gesundheitsfond, eingehen. Auch das Gehalt der Arbeitskräfte ist nach wie vor ein Thema. Nicht nur hier in Südtirol, sondern auch auf nationaler Ebene. Man mag noch so viele tolle Ausbildungsplätze anbieten. Wenn am Ende die Zukunftsvisionen nicht so rosig sind, weil es nicht genug Personal gibt, und dieses Personal überfordert ist, darf man sich am Ende nicht wundern, wenn es zu einer Personalflucht in diesen Bereichen kommt. Außerdem muss mehr Geld in den öffentlichen Dienst investiert werden, sonst endet es in Dienstauslagerungen. Da müssen wir gar nicht über die Landesgrenzen hinausschauen. Wir haben es alle schon erlebt, dass wir anrufen und benötigte Termine erst Monate später bekommen. Es ist klar, dass sich die Bürger in der Folge nach anderen Optionen umschauen. Man wird quasi gezwungen, sich an private Strukturen zu wenden, wo man schneller einen Termin bekommt. Zudem stellt, nach wie vor, auch die Obergrenze für Personalausgaben, die aus dem Jahr 2004 herführt, ein Problem dar.

Das Personal fordert auch berufliche Wertschätzung…

Das ist ein weiterer Punkt. Es müssen angemessene vertragliche Mittel zur Verfügung gestellt werden. Wir waren in der Lage mit dem bereichsübergreifenden Kollektivvertrag zumindest eine kleine Inflationsanpassung dem Personal zu geben. Diese war jedoch auf dem Stand von 2020. Die Inflation, die unserem Personal anerkannt wurde, liegt bei 3 Prozent. Mittlerweile sind wir aber bei 4,8 Prozent. Dieser Ausgleich fehlt noch. Auch für dezentrale Verhandlungen müssen Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden. Es ist wichtig, dass die Wertschätzung des Personals wieder in den Vordergrund gerückt wird.

Mit welchen Problemen wird das Personal hier in Südtirol konfrontiert?

Vor allem in der Pandemie hat sich herauskristallisiert, dass das bestehende Personal teilweise überfordert ist, weil man nicht genügend Arbeitskräfte hat. Unser Personal kommt an seine Grenzen, auch wegen der Turnusse und der Intensität der Arbeit. Denn es muss trotzdem alles abgedeckt werden, auch wenn weniger Personal vorhanden ist. Aber es ist nicht nur das Gehalt. Es geht auch um die Attraktivität und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Es gibt viele Faktoren, die wichtig sind und die verbessert werden müssen, um das bestehende Personal entsprechend wertzuschätzen, aber auch neues anzuwerben. Denn ohne Personal kann man keine Gesundheitsversorgung gewährleisten.

Trotzdem soll es laut Informationen der Gewerkschaften ab 2025 wieder zu Einsparungen kommen….

Die Gesundheitspolitik der letzten zwanzig Jahre bestand aus Einsparungen. In den letzten Monaten ist es zu einem leichten Aufwärtstrend gekommen, doch jetzt spricht man anscheinend schon wieder über Kürzungen. Gesundheitsversorgung muss laut unserer Verfassung für alle Bürger:innen gewährleistet werden. Wo führt das hin, wenn man das nicht mehr kann? Die Schlussfolgerung ist, dass es zu Auslagerungen kommt.

Durch diese Auslagerungen werden Dienstleistungen also an private Strukturen abgegeben..

In den letzten Jahren hat sich ein Paradox ergeben, dass man Dienstleistungen von privaten Strukturen gekauft hat. Auch hier in Südtirol. Das macht man, weil man als öffentliche Sanität nicht mehr im Stande ist, die Anforderung an Dienstleistungen zu gewährleisten. Man versucht diesen Auslagerungsprozess einzudämmen und, in der Folge, diese Dienstleistungen wieder in die öffentliche Hand zurückführen. Damit meine ich nicht, dass es keine privaten Strukturen geben sollte.  Der öffentliche- und der private Sektor sollen koexistieren, aber nicht dahingehend, dass man eine Zweiklassengesellschaft schafft.