Società | Schützen

Die Wachablöse

Die Südtiroler Schützen haben mit bulgarischer Mehrheit eine neue Führung gewählt. Die zentralen Themen bleiben aber die alten: Selbstbestimmung, Heimat und böses Rom.
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Foto: Efrem Oberlechner
Es war seine letzte Rede als amtierender Landskommandant des Südtiroler Schützenbundes. Als Elmar Thaler am Samstag im Bozner Waltherhaus seine Abschiedsrede beendet hatte, erntete er lang anhaltende Standing Ovations. Thaler dankte nach 8 Jahre als Landeskommandant der Schützen ab. Der Montaner Unternehmer saß insgesamt 17 Jahre in der Bundesleitung, davon 3 Jahre als Schriftleiter der Tiroler Schützenzeitung und 6 Jahre als Bundesgeschäftsführer. 
Zuvor hatte der scheidende Landeskommandant am Rednerpult noch seinem Lieblingsthema gefrönt. „Die Zugehörigkeit zu Italien wird immer mehr zum Klotz am Bein, nicht nur in der Wirtschaft, nicht nur im politischen Leben, mittlerweile auch im Kulturleben“, sagte Thaler. Und weiter: „Nicht Italien, das unsere Heimat vor 100 Jahren geraubt hat, soll sagen, wie unsere Zukunft auszusehen hat, sondern wir selbst!“.
Die zentrale Botschaft Thalers: Selbstbestimmung, Selbstbestimmung und Selbstbestimmung. „Unsere Lösungsansätze sind europäischer als jene eines zentralistischen Nationalstaates, der bis heute keine Gelegenheit auslässt, uns Lehr’ und Weis’ zu erteilen“, resümierte der Landeskommandant.
 
 
Elmar Thaler dankte seinen engsten Mitarbeitern in der Bundesleitung, die mit ihm jahrelang nicht im Schützenbund, sondern darüber hinaus auch in der patriotischen Szene Südtirols den Ton angegeben haben. Bundessekretär Richard Andergassen, Efrem Oberlechner, Margareth Lun, Günther Mairhofer, Verena Geier und Werner Oberhollenzer.
Der scheidende Landeskommandant verwies auch darauf, dass die amtierende Führung einen soliden Verband, mit einer soliden Kasse, mit einer geordneten Struktur übergebe. Und er gab der neuen Bundesführung und den Südtiroler Schützen eine klare Weisung mit auf den Weg: „Haltet weiter treu zusammen, stellt immer das Einende vor das Trennende, und unterstützt auch die neue Führung vertrauensvoll und nach Kräften.“ 
 

Die Neuwahlen

 
Thalers Wunsch dürfte zumindest bei den Neuwahlen der Südtiroler Schützenführung in Erfüllung gegangen sein. Denn der neue Landeskommandant und die Schützenführung wurden am Samstag mit bulgarischen Mehrheiten gewählt.
Neuer Landeskommandant wurde Jürgen Wirth Anderlan mit 160 von 167 abgegebenen Stimmen. Das sind 95,8 Prozent. Der ehemalige Meraner Hauptmann Renato Des Dorides konnte 154 von 166 abgegebenen Stimmen – 92,8 Prozent – auf sich vereinen und ist damit Wirth Anderlans Stellvertreter. Egon Zemmer wurde mit 155 von 167 Stimmen zum Bundesgeschäftsführer gewählt und Franzjosef Roner wurde mit 158 von 166 als Bundeskassier bestätigt.
Der neue Landeskommandant knüpfte dort an, wo sein Vorgänger aufgehört hatte.  „Die Verteidigung unserer Werte, unserer Identität und unserer Sprache, spontane Nachbarschaftshilfe und solidarische Aufgaben sind die Säulen des Schützenwesens. Und natürlich geht der Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit für unsere Heimat weiter“, erklärte Wirth Anderlan in seiner Antrittrede.
 
 
Er kündigte an, dass er die Pflege der Tiroler Kultur, der Tiroler Tradition und des Väterglaubens hochhalten werde. „Wir werden auch weiterhin der Fels in der Brandung für alle Tirolerinnen und Tiroler in unserer Heimat sein, wir werden weiterhin dafür kämpfen, dass unsere Heimat fest im Herzen verankert bleibt und nicht in der Brieftasche“, so Wirth Anderlan.
„Natürlich geht der Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit für unsere Heimat weiter“
Jürgen Wirth Anderlan in seiner Antrittrede.
Zudem festigte der neue Landeskommandant in seiner ersten Rede eine Wortkonstruktion, die von seinem Vorgänger gemeinsam mit der Südtiroler Freiheit erfunden worden war. Auch Jürgen Wirth Anderlan redet von „Süd-Tirol“. „Die Schützen werden weiterhin ein Garant dafür bleiben, dass Süd- der Teil bleibt und Tirol das Ganze“, erklärte der neue Schützenchef.
Auf der 54. Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes war auch Landeshauptmann Arno Kompatscher anwesend. Kompatscher überbrachte nicht nur den Dank der Südtiroler Landesregierung für den Einsatz, den die Schützen und Marketenderinnen für die Heimat, für die Bewahrung der Traditionen und für die Stärkung der Volkskultur bringen, sondern er erklärte offen, dass auch er sich oft darüber ärgere, was in der römischen Politik entschieden werde. Die Aufgabe der Südtiroler Landespolitik sei es aber die Autonomie weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Autonomie ist Schutz, Weiterentwicklung und Bewahrung unserer Sprache, Kultur und Tradition“, verteidigte Kompatscher Südtirols Autonomie.