Ambiente | Wintersport

Allesfresser Lawine

… auch Schneeschuh- und Winterwanderer gehören zum Speiseplan!
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Foto: ©AVS / Helga Toll

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Im Grunde ist es doch ganz einfach: Jeder, der sich im winterlichen alpinen Gelände bewegt, muss wissen, dass mit dem Schnee auch die Lawinengefahr vorhanden ist. Und einer Lawine ist es egal, wer sie auslöst oder wer sich unter ihr befindet. Sie ist eben ein Allesfresser. Wir möchten euch ein paar nützliche Infos geben, wie ihr es vermeiden könnt, auf ihren Speiseplan zu kommen!
Vielleicht ist es ein etwas sarkastischer und übertriebener Vergleich, denn im Grunde passiert wenig im Verhältnis zu der Anzahl an Menschen, die sich im Winter in alpinem Gelände bewegen. Aber vielleicht gelingt es uns, mit dieser Anspielung die weniger Bergaffinen unter euch zum Lesen anzuregen. Es ist bemerkenswert, dass immer mehr Menschen den Winter für sich entdecken, und die Alpenvereine wollen auf keinen Fall Angst und Schrecken verbreiten. Dennoch ist Aufklarung und Sensibilisierung rund um die winterlichen Gefahren wichtig. Das Ziel der Alpenvereine ist seit Jahren, auch Schneeschuh- und Winterwanderer auf die winterlichen alpinen Gefahren hinzuweisen. In den eigenen Reihen mit Erfolg, landes- und alpenweit und besonders im Tourismussektor stehen die alpinen Verbände noch am Anfang einer zielgruppenorientierten Informationskampagne. Vor allem vonseiten der Rettungsorganisationen erfahren wir immer wieder von überraschten Winterwanderern oder Schneeschuhgehern, die unbewusst in gefährliche Situationen geraten sind und durch teilweise aufwendige Bergeaktionen gerettet werden mussten. Wie sie in eine solche Lage geraten sind? Meistens, weil ihnen der Bezug zum Berg und den winterlichen Gefahren fehlte. Bei vielen Einheimischen und auch bei vielen Gasten herrscht die Meinung vor, dass bei Schneeschuh- und Winterwanderungen in Nahe von Siedlungen, Skigebieten oder in bewaldeten Gebieten nichts passieren kann. Aber die Lawine ist eben kein Feinschmecker, die nur durchtrainierte Skitourengeher verschlingt und sich auf erfahrene Alpinisten spezialisiert hat. Die Lawine ist eben ein hinterlistiger Allesfresser, der immer wieder aufs Neue versucht, jeden von euch in eine Falle tappen zu lassen. Sicher ist ein Großteil von euch im winterlichen Gelände unterwegs, weshalb wir euch allen einige Basis-Tipps mit in den Winter geben mochten, damit ihr mit möglichst geringem Risiko tolle Wintertage erleben könnt.

Die Lawine macht keinen Unterschied!
Die Lawine unterscheidet nicht, ob man ein erfahrener Skitourengeher oder ein Schneeschuh- bzw. Winterwanderer ist. Der Lawine ist es auch egal, ob man sich auf einem Wanderweg oder im freien Gelände befindet. Es spielt auch keine Rolle, ob man der Erste ist, der seine Spur im Tiefschnee hinterlässt, oder ob man der Hundertste ist, der einer bereits bestehenden, vermeintlich sicheren Spur folgt. Die Lawine kommt von oben – und wenn sie kommt, ist es zu spät! Es gilt also für jeden, der im Winter unterwegs ist, dasselbe: Sobald man gesicherte Winterwanderwege verlässt, muss man selbst nachdenken und Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen: Denn Lawinengefahr bedeutet Lebensgefahr!

Was bedeutet die Lawinengefahrenstufe?
Die Lawinengefahrenstufe beschreibt die Lawinengefahr mithilfe von fünf Gefahrenstufen. Es ist eine großflächige Einschätzung der Lawinengefahr für eine ganze Region und nicht für einen einzelnen Hang. Egal ob mit Ski, Schneeschuhen oder zu Fuß, jeder, der im Winter in den Bergen unterwegs ist, Einschätzung der Lawinengefahr für eine ganze Region und nicht für einen einzelnen Hang. Egal ob mit Ski, Schneeschuhen oder zu Fuß, jeder, der im Winter in den Bergen unterwegs ist, muss sich Zeit nehmen, die Prognose der Lawinengefahr anzuschauen. Einfach erklärt kann man sagen: Je höher die Gefahrenstufe,

  • desto wahrscheinlicher ist eine Lawinenauslösung,
  • desto instabiler ist die Schneedecke,
  • desto mehr Gefahrenstellen sind vorhanden,
  • desto geringer ist die benötigte Zusatzbelastung für eine Auslösung,
  • desto mehr und größere sind Lawinen zu erwarten.

Und nicht zu vergessen ist: Lawinen sind bei jeder Gefahrenstufe möglich! So wie wir alle bei Sommertouren den Wetterbericht genauestens analysieren, sollte im Winter der Lawinenreport gelesen werden. Der Lawinenreport wird täglich erstellt und enthält Informationen zur Gefahrenstufe und zu Details wie den Lawinenproblemen, dem Schneedeckenaufbau und den Schneeverhältnissen. Er richtet sich nicht nur an Skitourengeher, sondern ist für alle Wintersportler, auch für Schneeschuh- und Winterwanderer gedacht! Der entsprechende Link, lawine.report, ist einfach zu merken und wird für die gesamte Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino erstellt. Er ist auch als Newsletter über Mail oder Facebook abrufbar. Für alle, die sich etwas genauer informieren möchten, haben wir auf Seite 14 einen eigenen Beitrag abgedruckt.

Welche Lawinentypen sind für uns gefährlich?
Wir sprechen nicht von extremen Staublawinen, die desaströs ganze Dörfer verwüsten, auch wenn Bilder solcher Katastrophenlawinen gerne von vielen Medien als Beispielbilder bei Lawinenunfällen verwendet werden. Wir sprechen von kleinen bis mittleren Schneebrettlawinen, die aufgrund eines ungünstigen Schneedeckenaufbaus von Personen ausgelöst werden können und als Schneebrett nach unten rutschen. Bei rund 95 Prozent der Lawinenunfälle lösen die Mitgerissenen die Lawine selbst aus. Leider sind derartig unspektakuläre Lawinen für die Bildsprache der Medien zu langweilig, aber dennoch sind es genau jene Lawinen, vor denen wir auf der Hut sein müssen. Nach großen Schneefällen, Regen und im Frühjahr besteht zudem die Gefahr von spontanen Lawinen. Unser Appell richtet sich an jeden Einzelnen: Setzt unterwegs euren Hausverstand ein, beobachtet und erkennt die Zeichen und Warnungen, die die Schneedecke gibt! Denkt über euer Handeln nach und informiert euch über die geplante Tour sowie mögliche Gefahren! Das beginnt bereits bei der Vorbereitung.

Zu Hause: Auf die Tour vorbereiten!
Selbsteinschätzung und Planung ist im Winter für jeden unentbehrlich und empfehlenswert. Dieses eigenverantwortliche Verhalten beginnt bereits bei der Vorbereitung und lässt sich einfach hinterfragen:

  • Passt die gewählte Tour für mich und meine Familie/Freunde?
  • Passt die Länge der Tour, habe ich Kälte und frühe Dunkelheit berücksichtigt?
  • In welchem Gelände werde ich unterwegs sein?
  • Was für Gefahren könnten auftreten?
  • Habe ich die entsprechende Ausrüstung mit?

Zudem sollte ich vor jeder Tour aufs Neue den Lawinenreport konsultierten. Ausgehend von der Lawinenprognose kann ich abwägen, ob die geplante Tour machbar ist oder ob es in der aktuellen Situation besser ist, eine Alternative zu wählen.

Unterwegs: Gefahren wahrnehmen!
Unterwegs auf Tour möchten wir jedem nahelegen, mit allen Sinnen offen durch die winterliche Landschaft zu gehen. Genießt dabei nicht nur die frische Luft und entspannende Stille, sondern nehmt auch euer Umfeld in Bezug auf alpine Gefahren wahr! Überwacht vor allem, was sich ober euch befindet: Ist es steil (Hangneigung über 30 Grad), sind ober euch Hänge oder trichterförmige Rinnen? Auch beim Queren von Hängen und Rinnen sollte man sich kritisch mit der Steilheit und den obenliegenden Gefahren auseinandersetzen. Im Zweifelsfall ist es immer ratsam, objektiven Gefahrenstellen auszuweichen oder die Tour abzubrechen, bevor man sich in Situationen begibt, die in einem Unglück enden könnten. Und: Aus Rücksicht vor anderen Wintersportlern kontrolliert auch, ob sich unter euch andere Personen befinden! Ebenso ist im Winter zu berücksichtigen, dass nicht einfach Sommerwege ohne Bedenken begangen werden können. Wanderwege wurden für die schneefreie Wanderzeit angelegt, steile Lawinenhänge, ganze Lawinenstriche oder gefährliche Rinnen wurden nicht berücksichtigt, da das für den Sommer auch überflüssig ist.

Kennst du die Notfallausrüstung?
Viele Schneeschuh- und Winterwanderer sind der Meinung, dass sie keine Notfallausrüstung benötigen. Dass diese Meinung nicht stimmt, müsste nach dem Lesen dieses Beitrages geklärt sein – oder? Die Standard-Notfallausrüstung im Winter besteht aus LVS-Gerät (Lawinenverschütteten-Suchgerät), Lawinensonde und Lawinenschaufel. Erste-Hilfe-Tasche und Biwaksack (Wärmeerhalt) dürfen auch nicht fehlen. Dabei genügt es nicht nur, diese Gegenstände dabeizuhaben, sondern auch den korrekten Umgang zu üben. In der heutigen technisierten Zeit ist es in der Regel für jeden leicht zu verstehen, wie das LVS-Gerät funktioniert. Schon schwieriger ist der Umgang mit Sonde und Schaufel. Sich eines der zahlreichen Lehrvideos im Internet anzuschauen, wäre eine Mindestlösung, ratsam ist der Besuch eines der zahlreich angebotenen Lawinen-Übungstage, die von den AVS Sektionen oder Bergrettungsstellen bzw. von Bergführern organisiert werden. Denn im Ernstfall zählt jede Sekunde – sei es bei der Kameradenrettung als auch beim Absetzen eines Notrufs!

In Notsituationen – was tun?
Es muss nicht immer eine Lawine sein, auch Erschöpfung, Kälte, plötzlicher Schneefall, schlechte Sicht oder Einbrechen der Nacht können im Winter zu ernsten Notsituationen führen. Generell ermüdet man beim Stapfen durch die Schneelandschaft schneller und die Schneeschuhe fordern die persönliche Fitness um einiges mehr. Es gibt also einige zusätzliche Faktoren, die man im Winter beachten muss. Das Wichtigste: Achtet darauf, am Berg ausreichend Handy-Akku für einen Notruf zu haben! Ohne einen abgesetzten Notruf seid ihr am Berg auf euch alleine gestellt. Schaltet alle überflüssigen, stromfressenden Funktionen, wie mobile Datennutzung und Apps mit GPS-Funktion, ab bzw. aktiviert einfach den Flugmodus, um Akkuleistung einzusparen! Ein Tipp am Rande: Ladet euch für das Absetzen des Notrufs die neue App „SOS EU ALP“ aufs Smartphone, mit ihr wird der Bergrettung einfach und unkompliziert eure Position mitgeteilt. Mit diesem Beitrag wollen wir euch alle zum selbstständigen Denken und eigenverantwortlichen Handeln bei Schneeschuh- oder Winterwanderungen anspornen, damit ihr auch weiterhin tolle winterliche Touren erleben könnt. Wenn ihr trotzdem mehr zum Thema wissen möchtet, nehmt an einer der zahlreichen Tourenangebote unserer Sektionen teil, besucht einen Vortragsabend zum Thema Lawine oder klickt euch durch die Internetseite lawine.report! Dabei erfahrt ihr sicher viel interessante Tipps und Tricks, die ihr unterwegs anwenden könnt, um der allesfressenden Lawine den Appetit zu verderben.