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Spolpo Again

Eine der langlebigsten Bands des Landes ist ab morgen wieder live unterwegs und wird vier Konzerte in handverlesenen Locations spielen: Spolpo Blues Band.
Spolpo Blues Band 2021 (1)
Foto: Spolpo Blues Band
Spolpo Blues Band 2021 (1)
Spolpo Blues Band 2021 (v.l.n.r.): Eric Siviero, Paolo „Jack” Alemanno, Agostino „Ago” Accarino, Alex Trebo und Werner „Haifisch” Heidegger. Foto: Spolpo Blues Band

 

„Die erste Erinnerung, die ich an die Spolpo Blues Band habe, ist das erste Konzert, das wir überhaupt gemacht haben.” Agostino „Ago” Accarino muss nicht lange nachdenken, war es doch ein Moment, der eine mittlerweile vier Jahrzehnte andauernde Geschichte anstieß, die sein Leben nachhaltig geprägt hat. Und nicht nur seines und all der Musiker, die im Laufe der Jahre Teil der Band waren, sondern auch vieler, die die Band live erlebt haben. Jeder Spolpo-Fan kann seine oder ihre Geschichten dazu erzählen, denn wenn sich die Band von Anfang an beharrlich an einen freien, offenen Blues-Rock gehalten hat, der seine Wurzeln fest in der Zeit der Endsechziger und frühen Siebziger hatte und hat, die Band war stets unberechenbar und wild und auf ihre Art und Weise kompromisslos.

Wir hatten zwei, drei Songs, mehr hatten wir nicht. Die haben wir mehrmals gespielt und haben etwas improvisiert.

„Es war in Kaltern”, erzählt Ago weiter, „zu Hause beim Babas … Arnold. Am Tag zuvor hatten wir im Proberaum gespielt, das war das erste Mal, dass wir zusammengespielt hatten und am nächsten Tag hatten wir bereits unseren ersten Auftritt.Wir hatten zwei, drei Songs, mehr hatten wir nicht. Die haben wir mehrmals gespielt und haben etwas improvisiert. Das war die erste Formation: Benny Zemmler, Hubert Weis, Werner Bauhofer und ich. Einige Monate später kam dann Peter Platter hinzu mit der Mundharmonika, aber die erste Formation waren wir vier, die Band Stary Most ohne Sänger und ich. Das ist meine erste Erinnerung. Wir sind gleich ins kalte Wasser gesprungen, haben sofort live gespielt.”

Seither hat die Spolpo Blues Band unzählige Konzerte gespielt und es gab über die Jahre hinweg auch einen beträchtlichen Musikerwechsel. Seit dem Jahr 2000 aber, als mit Alex Trebo ein Keyboarder hinzugenommen wurde, ist die Band quasi fix: Agostino „Ago” Accarino an der Stimme, Eric Siviero (Gitarre, Stimme), Werner „Haifisch“ Heidegger (Bass), Paolo „Jack” Alemanno (Schlagzeug) und eben Alex Trebo, der mittlerweile in Berlin lebt und für die „40th Anniversary Tour” in den Flieger steigen wird.

 

Agostino „Ago” Accarinco beim Small-Talk mit salto.music
Kümmert sich um die Pressekontakte und promotet die Mini-Tour seiner Band: Agostino „Ago” Accarinco beim Small-Talk mit salto.music. Foto: rhd

Der Zugang zur Livemusik hat sich verändert. Es gibt die Experimentierfreudigkeit von damals nicht mehr und es fehlt die Lust, diese Musik zu hören, die damals gespielt wurde.

Die Achtziger- und die Neunzigerjahre mögen jene Jahre gewesen sein, in denen die Spolpo Blues Band ihre Hochzeit hatte. Sie hatte den Geist der Zeit eingefangen. Im ganzen Land gab es Pubs, die regelmäßig Livebands boten und das Publikum war hungrig, neugierig und feierfreudig. Ago bestätigt diese Einschätzung:

„Die Welt der Musik hat sich im Vergleich zu jenen Jahren sehr verändert. Denken wir nur an die Locations, die heute Livemusik präsentieren und jene von damals. Damals gab es in Südtirol und im Trentino in jedem Dorf diese Feste, die von Jugendgruppen organisiert wurden, im Sommer irgendwo draußen und im Winter vielleicht in einem Vereinshaus. Das war damals die Regel, dass Vereine oder Jugendgruppen diese Feste organisiert haben und bei denen man live spielen konnte. Heute geschieht das fast nicht mehr. Heute sind diese Fest anders, es gelten andere Regeln. Die Lokale holen sich anstatt der Livebands lieber DJ’s oder kleinere Formationen. Der Zugang zur Livemusik hat sich verändert. Es gibt die Experimentierfreudigkeit von damals nicht mehr und es fehlt die Lust, diese Musik zu hören, die damals gespielt wurde. Die Neugier von damals fehlt und hat einer gewissen Routine Platz gemacht.”

Wir haben es nicht darauf angelegt wild zu sein. Das hat sich so ergeben, ohne dass wir es wollten.

Angesprochen auf die Wildheit der Spolpo Blues Band in jenen Jahren kontert Ago: „Wir haben es nicht darauf angelegt wild zu sein. Das hat sich so ergeben, ohne dass wir es wollten. Wir waren wild, weil wir unser Herz in das gelegt haben was wir gemacht haben. Die Begeisterung für die Musik die wir machten hat uns nie gefehlt. Und das versteht das Publikum, das spürt das Publikum.”

Die Lust und die Begeisterung für die Musik die sie auf die Bühne bringen, führt dazu, dass sich die Songs im Laufe der Jahre entwickeln, dass die Songs niemals gleich klingen, auch wenn sie sich schon seit Jahren im Repertoire befinden. Und die Fans der Band wissen das und wollen das.

„Wir geben immer alles, wir geben stets 100% von dem, was wir an dem Abend geben können. Hinter der musikalischen Botschaft steht also eine grundsätzliche Ehrlichkeit.”

Für die „40th Anniversary Tour”, die morgen in Meran startet und vier Termine umfasst, wird sich die Spolpo Blues Band demnach auch nicht neu erfinden. Ago bestätigt beispielsweise, dass sich ihre lange, fast schon psychedelische Version von Pink Floyds „Another Brick In The Wall”, die wir in sehr guter Erinnerung haben, nach wie vor im Repertoire befindet.

Ago: „Da wir alle in der Band selbst mit eigenen Projekten beschäftigt sind, haben wir für diese Tour beschlossen, auch alte Songs hervorzuholen, die wir früher im Programm hatten oder die aus den Anfangstagen stammen, wie etwa ‚Blue Jean Blues' von ZZ Top oder ‚I Can’t Keep From Crying‘ von Ten Years After, mit denen die Geschichte der Spolpo Blues Band angefangen hat.”

Aber”, schiebt Ago dazwischen, „wir haben keine feststehende Setlist. Wir haben eine Setlist, aus der wir dann am Abend jene Songs auswählen, die gespielt werden. Das von dir erwähnte ‚The Wall‘ zum gehört zu unserer Geschichte und wir spielen es, wenn es die Atmosphäre des Abends erfordert. Wenn wir spüren, dass der Moment und das Publikum passen, dann holen wir es hervor.”

Man müsste also alle vier anstehenden Konzerte besuchen um sicher zu gehen, „Another Brick In The Wall” hören zu können, sprich: Das Repertoire der Spolpo Blues Band ist nicht vorhersehbar. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass es seit jeher üblich ist, Gäste auf die Bühne zu holen und mit ihnen ein, zwei, drei Songs zu jammen. Das wird auch bei den aktuellen Konzerten der Fall sein.

 

Das erste offizielle Livefoto der Band: Spolpo Blues Band im fernen 1981.
Das erste offizielle Livefoto der Band: Spolpo Blues Band im fernen 1981 (v.l.n.r.): Peter Platter (Mundharmonika), Werner Bauhofer (Gitarre), Agostino „Ago”Accarino” (Stimme), Benny Zemmler (Schlagzeug), Hubert Weiss (Bass) und Kurt Cologna (Gitarre). Foto: Archiv Agostino Accarino

 

Die vier Konzerte:

Blickt man auf die vier Termine, dann fällt auf, dass keines der Konzerte in einer „normalen” Location stattfinden wird. Eine eher unerwartete Entscheidung für eine Band wie die Spolpo Blues Band.

Agostino „Ago” Accarino, der sich in den letzten Tagen intensiv um die Promo-Arbeit für diese Tour gekümmert hat: „Angesichts der besonderen Situation im Moment, haben wir uns dazu entschieden, die Sache etwas anders anzugehen, als man es für eine solche Tour sonst machen würde. Nimm ein Theater mit 800 Sitzplätzen, via Vorverkauf vergibst du 400 Sitzplätze und alles ist gut. Das wollten wir nicht, weil wir vor allem für jene Anhänger etwas machen wollten, die uns schon seit Jahren folgen. Das ‚Pido‘ in Meran ist beispielsweise der ursprüngliche Austragungsort des ‚Emergency-Festivals‘. Wir haben als Spolpo damals ganz am Anfang gespielt. Auch beim ‚Sterzingerhaus‘ haben wir bereits gespielt. Und wie beim ‚Sterzingerhaus‘ muss man sich das Konzert erst verdienen, weil man nicht einfach zur Location hinfahren kann. Das Konzert in Leifers ist Teil einer Veranstaltung, die von ‚Pro-Positiv‘ organisiert wird, einer Vereinigung, mit der wir schon seit Jahren eng verbunden sind.

Das wäre soweit der Anfang. Ich denke, dass es im Laufe des Jahres noch ein, zwei weitere Konzerte geben wird, aber wir wollten etwas zu den 40 Jahren machen. Es gibt nicht viele denen es gelingt, eine Band über einen so langen Zeitraum am Laufen zu halten.”

 

Der Flyer zur aktuellen Konzert-Reihe: Die Spolpo Blues Band ist mittlerweile 40 Jahre live unterwegs.
Der Flyer zur aktuellen Konzert-Reihe: Die Spolpo Blues Band ist mittlerweile 40 Jahre live unterwegs. Grafik: Eric Siviero

 

Paolo Crazy Carnevale erzählt in „Spolpo Files” die Geschichte der Band nach: DAs 2008 erschienene Buch enthält Stammbaum, Fotos und vor allem zahllose Geschichten zur Bozner Band.
Paolo Crazy Carnevale erzählt in „Spolpo Files” die Geschichte der Band nach: Das 2008 erschienene Buch enthält Stammbaum, Fotos und vor allem zahllose Geschichten zur Bozner Band. Cover: Traven Books/Paolo Crazy Carnevale