Politica | Gemeindepolitik

Alles Verlierer in Niederdorf

In Niederdorf kommt es zu Neuwahlen. "Das Dorf war wahrscheinlich noch nie so gespalten", meint Hubert Trenker von der Liste "Für's Dorf".

In Niederdorf kommt es zu Neuwahlen. Drei Mal hat es Bürgermeister Kurt Ploner versucht, drei Mal wurde sein Vorschlag zur Neubesetzung des Gemeindeausschusses abgelehnt. Zum letzten Mal am späten Freitag Abend. “Es ist alles relativ schnell gegangen”, berichtet Hubert Trenker am Morgen danach. Er sitzt für die Liste “Für’s Dorf” im Niederdorfer Gemeinderat, war als deren Bürgermeisterkandidat im Mai gegen Ploner angetreten. Seine Liste war die meist gewählte, den Bürgermeister stellte schließlich aber “Niederdorf bewegen”. Man versuchte das Naheliegende und ging eine Koalition mit “Für’s Dorf” ein.

Doch von Beginn an zeigt sich, dass es schwer es werden würde. Ploner hatte sich mit den Niederdorfer Bauernvertretern zerstritten, war deshalb sogar von der SVP ausgeschlossen worden. “Am Ende hat man gesehen, dass er weder die Unterstützung der Landwirte noch jene der Arbeitnehmer hatte”, sagt Trenker. Seine Liste hielt dem Bürgermeister die Stange, stellte mit Maria Lasta-Klettenhammer und Martin Bachmann zwei Ausschussmitglieder. Ende September dann der Eklat: Beide “Für’s-Dorf”-Assessoren verlassen den Ausschuss, Lasta-Klettenhammer gar den Gemeinderat. Sie sei am Telefon von Bürgermeister Ploner aufs Übelste beschimpft worden und wolle einen Schlussstrich unter die Politik ziehen, so die stimmenstärkste Frau im Dorf.

Hubert Trenker: “Wir wollen alles vergessen und neu anfangen.” Foto: Facebook/Hubert Trenker

Am Ende entzieht die gesamte “Fürs-Dorf”-Liste – alle sechs Gemeinderäte – Ploner ihr Vertrauen. Einen Monat hatte der Bürgermeister nun Zeit gehabt, einen neuen Ausschuss auf die Beine zu stellen. Im fehlte jedoch die Unterstützung der anderen Listen und Parteien im Gemeinderat, denn auch die beiden SVP-Vertreter wollten mit Ploner nichts mehr zu tun haben. Und die eine Stimme der vierten Kraft, “Insieme per la gente/Gemeinsam für die Leute” hätte nicht gereicht, um weiterzuarbeiten. “Unser Anliegen war es schon, im Sinne des Dorfes einige Projekte weiterzuführen, aber wir haben gesehen, dass es nicht möglich war”, betont Trenker. Denn wie lange hätte man weitermachen können? “Einen Monat, zwei Monate? Die Situation ist einfach zu verfahren”, so der “Für’s-Dorf”-Rat. “Und der Bürgermeister wird sich mit seinen 54 Jahren charakterlich nicht mehr ändern”, ist er überzeugt. Doch Trenker ist enttäuscht: “Es ist wirklich schade, und es geht jetzt nicht darum, Kurt Ploner schlecht zu reden oder weiter Öl ins Feuer zu gießen. Aber: Von einem Bürgermeister hätte man sich wohl ein Minimum an Sozialkompetenz erwarten können”, so seine Meinung. Das hatte auch Peter Harrasser der Liste “Für’s Dorf” während der Ratssitzung am Freitag Abend verkündet: “Der Bürgermeister muss versuchen, die Situation hinzubiegen, Sprengstoff rausnehmen anstatt selbst die Bombe zu sein.” Doch unterm Strich war bereits zu viel zerbrochen, sodass die einzige Option “Neuwahlen” heißt.

Diese werden voraussichtlich im Mai kommenden Jahres stattfinden. Kurt Ploner, so sagt man, wird sicherlich noch einmal antreten. Für Hubert Trenker ist es noch verfrüht, über eine erneute Kandidatur nachzudenken. “Es ist schwierig”, sagt er. Die Schuld, dass es überhaupt zu Neuwahlen kommt, weist “Für’s Dorf” kategorisch von sich, doch man sucht sie auch nicht anderswo. “Wir wollen jetzt alles vergessen und neu anfangen”, verrät Trenker. Und wiederholt sich: “Es wird schwierig werden. Das Dorf war wahrscheinlich noch nie so gespalten.” Er gibt Vize-Bürgermeister Günther Wisthaler (“Niederdorf Bewegen”) Recht. Dieser hatte am Freitag Abend bedauert: “Es werden alle als Verlierer aus der Sache aussteigen. Schade, dass es so weit kommen musste.”