Auch kleine Edelweiß wollen gesät werden
Sie wissen noch nichts von der großen Politik, die kleinen Kinderlen, die auf dem täglichen Weg zum Kindergarten, ob jetzt der in St. Heinrich, der in St. Johann oder der Girasole, in der Weggensteinstraße selbst auf dem Gehsteig nicht vor den Rasern sicher sind, die sich von dem auf der Sarner Ausbaustrecke aufgestauten Adrenalin noch nicht beruhigt haben. Sie wissen nicht, dass die SVP jene Partei ist, die jedem Kuhdorf im ganzen Land eine Umfahrungsstraße zur verbesserten Lebensqualität spendiert hat. Sie wissen nicht, dass der Hörtenbergtunnel samt zugehöriger Lebensqualität der größten deutschsprachigen Wählerschaft im Lande bei selbiger Partei ein feuchtes Zukunftsversprechen bleibt.
Ein paar Jahr gewachsen aber, da verstehen sie schon langsam, was abläuft im Land. Wenn sie sich in der einzigen, öffentlichen, deutschsprachigen Mittelschule in Bozen Zentrum wundern, dass gewisse Räume nicht betreten werden dürfen, dass der Putz von der Decke mörtelt, und Fensterklinken nur noch von der um die Gesundheit der Schüler besorgten Lehrerschaft bedient werden dürfen. Sie sehen den Uni-Prachtbau nebenan. Bei den sonntäglichen Familienwanderungen registrieren sie sehr wohl die lichtdurchfluteten Turnhallen in den kleinen Dörfern, samt allen zugänglichen Fußballplätzen im ansonsten steilen Gelände. Offene Fußballplätze gab es früher auch mal auf den Bozner Talferwiesen, erzählen ältere Cousinen und Tanten den Kids, die aber allesamt bestätigen, dass der Zustand der Aufschnaiter schon damals, Jahrzehnte her, bereits baufällig und ein Politikum war. Jahrzehntelanges Kompetenzgerangel zwischen Landes- und Stadtregierung, zwischen Landes- und Stadt-SVP verstehen sie aber nicht, die Kids, wie sollen sie auch?
Im Oberschulalter traf man sich einst am Grieser Platz, nicht nur samstags nach der Siebnermesse. Aus allen Stadtvierteln traf sich hier die Szene der deutschsprachigen Jugendlichen, auf dem Platz, der heute nicht mehr ihnen, sondern dem Verkehr gehört. Die historische Gelegenheit der Verlegung jener Stadtkellerei mit dem großen Bozen im Namen und dem kleinen Bolzano darunter, wurde nicht für eine Verkehrslösung, sondern für Wirtschaftsinteressen genutzt. Wirtschaftskompetenz und Bozen werden großgeschrieben in der SVP. Das Tschüss Tennisplatz, gab‘s so noch oben drauf.
Wie wunderbar, dass sich am Bozner Bahnhof was tut. Ein ganzes Viertel wird für die Bürger erschlossen. Für die Jugendlichen? Aus der alten Remise ein Jugendtreff zu machen, nein, solche Ideen wurden gleich im Keim erstickt. Auch kein direkter, sicherer Radweg vom Zentrum zum Cineplexx. Großzügig bietet man den Maturanten für ihre Maturabälle dann charmante Schul-Turnhallen für die erste große Feierlichkeit an, die sie in ihrem Leben selbst organisieren. Nein, ein cooles Mehrzweckgebäude hat am Bahnhofsgelände keinen Platz. Lieber schickt man die jungen Bürger der stolzen Landeshauptstadt und potentiell angehenden SVP-Wählerinnen nach Meran ins Kurhaus. Wie sie dann im luftigen Kleidchen weit nach Mitternacht wieder heil in die Landeshauptstadt kommen, kann der SVP ihr Problem nicht sein.
Kleine Edelweißchen m/w sucht er nun, der Steger, der ewig-jugendlich Lega-freundliche, bei dessen Kreuzchen man womöglich den etwas weniger jugendlich-adretten Pancheri gleich mit ins Boot holt. Wer weiß? Auf Landesebene haben sie es vorgemacht. Mögen die der bäuerlichen Tradition verpflichteten Jugendlichen den Walcher wählen, die etwas urbaner sozialisierten, was soll ich sagen, sie können ihren Trost ja beim Bozner SVP-Bezirksobmann suchen. Ein Grödner versteht ihre Sorgen ganz bestimmt.
Ich wage zu behaupten, dass
Ich wage zu behaupten, dass deshalb recht viele Löwenzähnchen aufgehn werden ;-). Endlich eine anständige Portion Ironie zum Edelweiß!
In reply to Ich wage zu behaupten, dass by Elisabeth Garber
Ob da Löwenzahn als Unkraut,
Ob da Löwenzahn als Unkraut, ob als Indikator für überfettete Wiesen, oder als Artenvielfalt zu lesen ist, ist ein wohlpointiertes Rätsel.
In reply to Ob da Löwenzahn als Unkraut, by Benno Kusstatscher
@Benno Kusstatscher Es war
@Benno Kusstatscher Es war das Team K gemeint, lange her...und ich glaube nicht (mehr), dass im Herbst der Löwenzahn blühen wird.
„Im Oberschulalter traf man
„Im Oberschulalter traf man sich einst am Grieser Platz, nicht nur samstags nach der Siebnermesse“...
ach du schöne alte Zeit... ist halt bald ein halbes Jahrhundert her...
In reply to „Im Oberschulalter traf man by Peter Gasser
Nicht so lange her, als dass
Nicht so lange her, als dass eine Generation Steger sich nicht dran erinnern könnte.
In reply to Nicht so lange her, als dass by Benno Kusstatscher
Im Neoliberalismus hört die
Im Neoliberalismus hört die „soziale Wärme“ an der unteren Grenze des TOP-Managements auf... der Rest hat schlicht zu funktionieren und dient als Knetmasse.
In reply to Im Neoliberalismus hört die by Peter Gasser
Da kann der Neoliberalismus
Da kann der Neoliberalismus nun wirklich nichts dafür. So ist die menschliche Natur. So war es im Kaiserreich, im Kommunismus, im Vatikan...
In reply to Da kann der Neoliberalismus by Benno Kusstatscher
es gab mal eine „soziale
es gab mal eine „soziale Marktwirtschaft“... oder gab es sie doch nicht?
(natürlich kann der Neoliberalismus dafür: es ist eine Frage des Fokus. Steht der Mensch als Mensch im Zentrum des Wirtschaftens, oder ist es die Rendite, und der einzelne Mensch ist nur das Mittel zum - zynisch - höheren Zweck)
"......dass der Zustand der
"......dass der Zustand der Aufschnaiter schon damals, Jahrzehnte her, bereits baufällig und ein Politikum war. Jahrzehntelanges Kompetenzgerangel zwischen Landes- und Stadtregierung, zwischen Landes- und Stadt-SVP verstehen sie aber nicht, die Kids, wie sollen sie auch?" Ja Benno, die kleine dunkle Turnhalle der Aufschneiter erinnere ich mich auch. Wir waren eine private Freizeit-Turn-Gruppe, welche vor 40 Jahren dort abends turnte. Das Thema mit der Renovierung der Schule erinnere ich mich so: Das Schulgebäude in der Weggensteinstraße war renoviert und die Aufschneiter sollte dort hin umziehen, damit das Gebäude des ehemaligen Klassischen Lyzeums erneuert werden kann, samt größerer Turnhalle. Aber die Schule (Eltern, Lehrpersonen, Direktion) weigerten sich, dort hin zu ziehen - wissend, dass dann das alte Schulgebäude von der UNI beansprucht wird. Deswegen ist die Situation wahrscheinlich noch prekär. Oder erinnere ich mich das falsch?
In reply to "......dass der Zustand der by Sepp.Bacher
Ja Sepp, damals hatte man
Ja Sepp, damals hatte man sich gewehrt, vor der Uni weichen zu müssen und meines Wissens hat die Uni den Anspruch darauf auch schon lange zurückgenommen. Lese ich Dein "Deswegen" so, dass es eine verdiente Strafe dafür sei, dass für eine weitere Generation von Schülern das Gebäude nicht renoviert wird?
In reply to Ja Sepp, damals hatte man by Benno Kusstatscher
Nein so ist es nicht gemeint,
Nein so ist es nicht gemeint, Benno. Aber was spricht dagegen, in die Weggensteinstraße zu ziehen? Oder ist das Schulgebäude schon anderweitig besetzt? In jedem anderen Stadtviertel haben Schüler schon mit prekäreren Klassenräumen vorlieb nehmen müssen (Baracken, Container, o.ä.). Sind die Kinder, Eltern und das Schulpersonal der Aufschneiter so etwas Besonderes?
In reply to "......dass der Zustand der by Sepp.Bacher
Sepp, jetzt lass uns nicht
Sepp, jetzt lass uns nicht über den Unterschied zwischen langfristig und temporär prekär diskutieren, aber das mit den Container-Schülern stimmt natürlich. Wie sich das auf das spätere Wahlverhalten bzw. auf das der Angehörigen ausgewirkt hat, sei jedem zur eigenen Einschätzung überlassen.
Neben den zwei Fränzi-Zügen, deren Antonianum-Schüler meist von außerhalb Bozens kommen, ist die Aufschnaiter halt die einzige, deutschsprachige Mittelschule in Bozen Zentrum. Somit repräsentiert sie pointiert exemplarisch das Klientel, dessen Interessen die Stadt-SVP zu vertreten vorgibt. Besonders macht die Aufschnaiter, dass sie unfreiwillig karikiert, dass dem offensichtlich nicht mit aller Beherztheit so ist.