Economy | Covid-19

Schulfrei wegen Coronavirus

Weil es neue Covid-19-Verdachtsfälle mit Südtirol-Zusammenhang gibt, erlässt der Landeshauptmann eine neue Notverordnung. Unter anderem schließen Schulen.
Atemschutzmaske
Foto: Claudio Schwarz on Unsplash

Das Coronavirus hält Südtirol weiter in Atem. Zwar gibt es im Land selbst – anders als im Trentino, wo nach einer ersten Erkrankten am Dienstag Vormittag drei weitere Personen positiv getestet wurden wurden – keinen neuen bestätigten Infektionen. Allerdings werden immer mehr Fälle von Urlaubern bekannt, bei denen nach einem Aufenthalt in Südtirol Covid-19 – so heißt die Krankheit, die vom Coronavirus verursacht wird – nachgewiesen wurde. Vier Fälle wurden bestätigt, darunter ein deutscher Gast, der in Wolkenstein war, und ein Touristenpaar aus Niedersachsen, das bei der Biathlon-WM in Antholz zugegen war. Zudem gibt es momentan neun weitere Verdachtsfälle, die mit einem Aufenthalt in Südtirol in Zusammenhang stehen.

 

Schulen schließen

 

Heute hat Landeshauptmann Arno Kompatscher auf die jüngsten Entwicklungen reagiert. Es wird eine neue Notverordnung geben (UPDATE: hier die Verordnung, die seit Dienstag Abend vorliegt). Darin enthalten: eigene zusätzliche Maßnahmen für jene Gebiete, in denen sich Südtirol-Touristen angesteckt haben sollen bzw. sich aufgehalten haben. Schulen in den betroffenen Gebieten – im Hochpustertal sind es die Gemeinden Welsberg, Toblach und Prettau, in den ladinischen Tälern St. Christina, Wolkenstein, Abtei/Badia – sollen ab Mittwoch, 5. März, bis 8. März geschlossen werden. Außerdem sollen in diesen Gebieten verschärfte Auflagen für Veranstaltungen, Restaurants, Barlokale und öffentliche Verkehrsmittel gelten, ebenso wie neue Obergrenzen für das Beladen von Seilbahnen. “Ziel ist es, vorsorglich dauerhafte Menschenansammlungen vor allem in geschlossenen Räumen zu vermeiden”, erklärt der Landeshauptmann.

Arno Kompatscher bittet die Bevölkerung um Verständnis und spricht von “Vorsichtsmaßnahmen”. Der Appell des Landeshauptmannes: “Die getroffenen und vielleicht störenden Maßnahmen zu akzeptieren und sie als Akt der Solidarität jenen Personen gegenüber zu verstehen, die durch das Virus am meisten gefährdet sind – und das sind ältere und schwächere Personen.”

Am Montag wurde bekannt gegeben, dass die Baisi-Kaserne in Gossensass der eventuellen Unterbringung von Quarantänefällen dienen wird, die keinen Krankenhausaufenthalt benötigen und nicht in der eigenen Wohnung bleiben können.

 

Wirtschaft appelliert an Vernunft und Politik

 

Durch die heimische Wirtschaft geht indes ein Aufstöhnen. Die Furcht geht um vor massiven Einbußen im Tourismus und wirtschaftlichem Schaden für Südtirol. “Zurzeit besteht in Südtirol keine große Gefahr sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Deshalb ist es wichtig, dass das Leben der Südtiroler weiter geht. Panik ist unangemessen”, meint Handelskammerpräsident Michl Ebner überzeugt. Die vielen Vorsichtsmaßnahmen in Südtirol führten dazu, dass sich die das Virus nicht weiter ausbreiten könne. “Auch für Touristen ist die Lage unbedenklich und einem Urlaub in Südtirol steht nichts im Wege”, heißt es aus der Handelskammer. “Alle Grenzen zu Südtirol sind offen. Die An- und Abreise kann aktuell regulär und problemlos erfolgen.”

Der Unternehmerverband Südtirol und die Gewerkschaften schreiben in einer gemeinsamen Stellungnahme: “Nach den ersten Tagen des Notfalls ist es nun wichtig, die Situation ausgewogen zu betrachten, und Unternehmen und Menschen in die Lage zu versetzen, sicher für unser Land arbeiten zu können. Gemeinsam gilt es zu vermeiden – insbesondere gegenüber unseren internationalen Partnern – ein verfälschtes Bild und eine Wahrnehmung zu verbreiten, die nicht nur unserer Wirtschaft, sondern unserer gesamten Gesellschaft, schaden.”

Der Präsident der Südtiroler Vereinigung der Handwerker und Kleinunternehmen CNA-SHV, Claudio Corrarati, wiederholt indes seine Forderung an die Politik nach einem Maßnahmenpaket für Betriebe, um wirtschaftliche Rückschläge aufgrund des Coronavirus abzufedern. Außerdem solle für besonders betroffene Branchen die Zahlung von Darlehen und Steuern auch in der Region Trentino-Südtirol ausgesetzt werden. Eine dieser Branchen sind etwa die heimischen Mietwagenunternehmen. Dort gehen reihenweise Stornierungen en. “Zahlreiche Länder warnen ihre Bürger davor in Italien einzureisen. Hierzulande will man das Land nicht mehr verlassen. Das bedeutet für Südtirols Mietwagenunternehmer einen Verlust von 100 Prozent bei Anmiet- und Reiseverkehr”, erklärt Markus Weissensteiner, Obmann der Mietwagenunternehmer im lvh.