Manfred Schweigkofler, der Lebenskünstler
Ein hoffnungsvoller und in seinen besten Momenten sehr erfolgreicher Kunstprozess, nämlich die Einrichtung einer Opernsaison in Bozen, endete nun mit Schadensersatzzahlungen vor dem Arbeitsgericht. Klaus Ladinser, Bozner Vizebürgermeister und Präsident der Stiftung Stadttheater hatte das Mandat von seinem Verwaltungsrat, um die Verhandlungen mit Ex-Direktor Manfred Schweigkofler zu führen. „Wir haben uns außergerichtlich auf eine Zahlung von 180.000 Euro Schadensersatz an den Ex-Direktor eingelassen, ob es dabei bleibt, muss aber noch im Verwaltungsrat entschieden werden, sagte Ladinser im Mittagsmagazin des Senders Bozen. Und: „Diese Einigung könnte einer von mehreren Wegen sein, wie wir aus der Sache rauskommen.“ Auch Schweigkoflers Anwalt, Christoph Senoner überlegt in der Möglichkeitsform, ob die 180.000 der Sache letzter Schluss sein sollen, schließlich haben sein Mandant und er eindeutig die besseren Karten in der Hand.
„Denn,“ so sagt Stiftungsratsmitglied Klaus Runer, „der Verwaltungsrat hat nachweisbare Fehler gemacht, indem er die Arbeitsverträge für den künstlerischen Leiter des Bozner Stadttheaters Schweigkofler nicht korrekt abwickelte. Und mit der Zahlung dieser Schadensersatzsumme gesteht der Verwaltungsrat diesen Fehler ein.“
Die Arbeitsverträge waren Projektverträge die nicht wie vorgesehen zu Ende geführt wurden und stillschweigend verlängert wurden. „Wir können uns nur an die eigene Brust klopfen in dieser Sache, mein Fehlerbewusstsein ist da.“ Ein Fehlerbewusstsein, das den Steuerzahler jetzt teuer zu stehen kommen könnte. Denn die 180.000 Euro sind öffentliche Gelder, die die Stiftung jetzt an Schweigkofler zahlen müsste. Es wird erwartet, dass in diesem Fall der Rechnungshof einschreitet und seinerseit die Stiftung wegen fahrlässiger Handhabung der Sorgfaltspflicht klagt. „Einige von den Verwaltungsräten sagen, ja, was soll's, wir sind ja versichert, aber ich habe keine Versicherung und mir ist die ganze Art der Abwicklung zuwider“, meint Runer. „Wir hätten uns viel ersparen können, wenn wir eine andere Art von Übergang gefunden hätten, Schweigkofler sollte wohl gehen, jedoch in einem zeitlich viel weiter gesteckten Rahmen, in dem er Auwärtsregien wahrnehmen hätte können und wir uns nach einem anderen Direktor umgesehen hätten.“
Diesen anderen Direktor wird es wohl nicht mehr geben. Dass sich der Verwaltungsrat jedoch mit der hastigen und unkorrekten Entlassung Schweigkoflers ins eigene Fleisch geschnitten hat, kommt jetzt deutlich raus. Welchen Weg die Stiftung Stadttheater insgesamt gehen wird, ist ebenfalls noch im Dunkeln. Die Zeit des Opern-Aufbruchs in Bozen ist definitiv vorbei.