Society | Gewerkschaften

3 Millionen bei Streitfällen ausbezahlt

Der SGB/CISL zieht Bilanz über das vergangene Jahr und fordert von Politik und Arbeitgeber mehr Engagement für attraktive Arbeitsplätze, leistbaren Wohnraum und Sanität.
SGB/CISL Sekretariat
Foto: SGB/CISL
  • Der Gewerkschaftsbund SGB/CISL schlägt bei seiner Pressekonferenz zu Jahresbeginn in die gleiche Kerbe wie zwei Tage zuvor der Gewerkschaftsbund CGIL/AGB: Löhne, Wohnungsmarkt, Sanitätswesen und attraktive Arbeitsplätze für junge Menschen werden auch 2024 die wichtigsten Themen für den SGB/CISL sein. 

    Die Generalsekretärin Donatella Califano und die Landessekretäre Sandro Fraternali und Walter Gasser appellieren an die Arbeitgeber, bereits ausgelaufene Kollektivverträge zu erneuern. Von der neuen Landesregierung erwarten sie, dass die Einhaltung der Kollektivverträge vonseiten der Unternehmen zur Voraussetzung für die Ausbezahlung von öffentlichen Hilfen und Beiträgen wird. 

    Dass es bei der Einhaltung arbeitsrechtlicher Normen auch in Südtirol zu Missständen kommt, zeigt die Summe von über 3 Millionen Euro, die aus Arbeitsstreitfällen über den SGB/CISL als Lohnguthaben an Arbeitnehmende ausbezahlt wurde. Die Streitfälle haben die Bereiche Handel, Gastgewerbe, Dienstleistungen, Bau und Holz, Landwirtschaft und Metall betroffen. „Dazu zählen viele Einzelfälle wie falsche Einstufung, nicht gezahlte Überstunden, ungerechtfertigte Kündigungen aber auch Entschädigungszahlungen für kollektive Entlassungen“, so Gasser. 

    Zudem fordert der Gewerkschaftsbund auf Landesebene höhere Löhne mithilfe zusätzlicher Lohnelemente. Darüber sollte in Zukunft alle zwei Jahre verhandelt werden. Auf gesellschaftlicher Ebene brauche es endlich Maßnahmen zur Stärkung des öffentlichen Gesundheitswesens, etwa die Erneuerung des 2020 ausgelaufenen Landesgesundheitsplans und die Einrichtung eines Arbeitstisches für den Bereich Pflege, sowie die Schaffung von leistbaren Wohnraum, unter anderem durch den Bau und die Wiedergewinnung von Sozialwohnungen mit Preisbindung. Zudem sollte Sozialbindung für Wohnungen und Grundstücke, die mit Landesbeiträgen errichtet wurden, zeitlich unbegrenzt sein.

    Der SGB/CISL hat im Laufe des Jahres 2023 55.012 Mitglieder verzeichnet, mit einem Plus von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit bleibt er die mitgliederstärkste Gewerkschaft in Südtirol, mit rund einem Drittel italienischsprachigen und rund zwei Drittel deutschsprachigen Mitgliedern. Davon machen 52,24 Prozent Frauen und 47,76 Prozent Männer aus. 

    Mit 73 Prozent sind deutlich mehr Arbeitnehmende als Personen in Rente Mitglieder im Gewerkschaftsbund. Knapp 20 Prozent (19,86%) der Mitglieder sind unter 36 Jahre alt. 53,03 Prozent arbeiten im Privatsektor und 19,95 Prozent im öffentlichen Dienst. Die Leistungsbilanz des SGB/CISL (Steuer- und Einkommenserklärung, Rente, Rentenversicherung, Arbeitslosenunterstützung, Landeskinder- und Landesfamiliengeld) zeige, dass Gewerkschaftsarbeit „notwendig und mehr denn je gebraucht wird“, so Landessekretär Gasser. 

  • Die „Standpunkte“ von Sepp Stricker

    Arbeiterpriester Sepp Stricker hat für die Mitgliederzeitung Solidarität/Solidarietá vom SGB/CISL über 20 Jahre lang Kolumnen geschrieben, sein letzter Beitrag ist auf seinen Wunsch in der Dezember-Ausgabe 2022 erschienen. Eine Auswahl der Artikel hat der Gewerkschaftsbund zu seinem 75-jährigen Jubiläum nun mit Illustrationen von Benno Simma in einem zweisprachigen Büchlein publiziert, das kostenfrei beim Sitz des SGB/CISL in der Siemensstraße 23 in Bozen abgeholt werden kann. 

    Foto: SGB/CISL