Sports | Analyse

Abstiegsk(r)ampf

Der FC Südtirol erkämpft sich gegen Ascoli 3 Punkte. Am Ende zählen bekanntlich nur die Punkte. Aber wir sollten dennoch ein bisschen über Fußball sprechen.
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Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Die Ausgangslage: Nach der Niederlage gegen Cosenza braucht der FC Südtirol dringend ein Erfolgserlebnis gegen Ascoli: für die Moral und für Trainer Valente. Der Zuerst-Übergangslösung-Dann-Chef-Trainer ist nämlich enorm unter Druck: Offenbar von Sportdirektor Bravo schon längst angezählt und aufgegeben, ist er seit Rückrundenauftakt ständig in der Situation, Ergebnis liefern zu müssen. Dafür rückte der Schweizer zuletzt sogar von seinen Prinzipien ab. Nun also gegen Ascoli - wieder gegen einen Tabellennachbar, wieder gehts um Vieles (wenn nicht sogar: Alles). Das. Ist. Abstiegkampf.

  • Grundformationen? Unwichtig!

    "4-4-2/4-3-3 - das sind nur Zahlen!" - genau. Völlig nebensächlich an diesem Sonntag Nachmittag, wie Südtirol oder Ascoli sich formierten. Keine der beiden Mannschaften wollte den Ball wirklich haben, Ascoli noch weniger als die Südtiroler (ergo: der FCS mit mehr Ballbesitzanteilen). Man hätte die Mannschaften aber auch vertauschen können: Es war defensiv (keine Pressingidee) wie offensiv (ebenso wenig eine Idee) beiderseits ein Kampf: Gegen den Gegner, gegen den Ball, gegen das Spiel. Kämpfen, grätschen, sich reinbeißen. Und Wollen, gewinnen wollen. Kämpfen, grätschen, gewinnen...wollen. Kämpfen und grätschen! Wollen! Gewinnen!

  • Der FCS in Ballbesitz: Grundlegende Offensivprinzipien wurden nicht befolgt. Der Zehnerraum (gelb) ist unbesetzt, somit besteht keinerlei Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff. Foto: SALTO
  • Spielidee, Prinzipien? Blablabla

    Weder Südtirol noch Ascoli befolgten in ihrer Grundausrichtung irgendwelche tiefergehende Prinzipien. Gewiss: Dem Gegner den Ball überlassen, kann auch ein Prinzip sein. Hauptsache kein Tor bekommen - ebenfalls. Okok. Man kann auch Anti-Fußball zum fußballerischen Prinzip erheben. Ob das sinnvoll ist? Auf lange Sicht? Und was ist, wenn das beide Mannschaften machen?

  • Ascoli in Ballbesitz: Egal, ob Südtirol oder Ascoli im Angriff - die Szenen ähneln sich. Foto: SALTO
  • Hauptsache kein Fußball spielen - wer tut sich das an?

    Wenn tatsächlich beide Mannschaften keinen Fußball spielen wollen, Angst haben, kein Selbstvertrauen haben, hauptsächlich kein Gegentor bekommen wollen - was ist dann für ein Spiel zu erwarten? Nun, kein schönes. Ein Gestochere, ein Gewurschtl, ein Kampf um den Ball, den  eigentlich niemand  haben wollte. Es kommen Spiele zustande, die mit Anpfiff eigentlich niemand so richtig spielen möchte. Am Besten wäre es, das Spiel wäre schon wieder zu Ende. Dieses Gefühl, diesen Bedürfnis - diesen unbedingten Willen hatte heute auch jede*r einzelene*r Zuschauer*in: Dieses Spiel muss endlich fertig sein! Dafür litten wir Zuschauer*innen 90+7 Minuten lang mit - und wir wurden am Ende belohnt mit dem Gefühl, alles dafür gegeben zu haben. Und mit der Erkenntnis: Man muss nur wollen! 

    Aber will man sich das wirklich (noch einmal) antun?

     

    Das Spiel endete 2:1 für den FC Südtirol. So richtig erklären, wie (die) Tore gefallen sind, kann man nicht.