Politics | Wohnungsnot

Drei junge Menschen pro Tag weg

Die Grüne Landtagsfraktion äußert sich zur neuen Studie des Unternehmerverbands. Ihre Lösung: ein neues Wohnviertel beim Bozner Bahnhofsareal und Leerstandsmanagement in jeder Gemeinde.
Frau am Bahnhof
Foto: Pexels/Shvetsa
  • „Schauen wir uns die neue Studie des Unternehmerverbands an, dann verlassen Südtirol im Schnitt drei junge Menschen pro Tag“, erklärt die Grüne Fraktionsvorsitzende des Landtags, Brigitte Foppa. Die Fondazione Nord Est, das Studienzentrum der Industriellenverbände des Nordosten Italiens, hat sich im Auftrag des Südtiroler Unternehmerverbandes die Abwanderung der letzten Jahre angesehen. 

     

    „Südtiroler*innen geben im Schnitt 42 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus, die Wiener*innen nur 26 Prozent.“

     

    Laut Studie werde die Zahl der Erwerbstätigen ohne Zuwanderung bis 2040 voraussichtlich um etwa 32.000 Arbeitskräfte sinken. Noch dazu wanderten zwischen 2011 und 2023 14.000 junge Menschen aus Südtirol ab. Als Grund für die hohe Abwanderung nennt der Präsident des Unternehmerverbands, Heiner Oberrauch, an erster Stelle die Wohnungsnot

    Hier will auch die Grüne Landtagsfraktion ansetzen und bringt nächste Woche im Landtag zwei Beschlussanträge für leistbaren Wohnraum ein. Erstens soll den Gemeinden ein Leerstandsmanagement zur Verfügung gestellt werden, um ungenutzte Wohnräume wiederzubeleben und neue Wohnmöglichkeiten für Familien und junge Menschen zu schaffen. Zweitens biete der stillgelegte Teil des Bahnhofsareals in Bozen eine ideale Möglichkeit für das Land, leistbare Mietwohnungen zu errichten. 

  • Leerstandsmanagement

    Die Grüne Landtagsfraktion: Madeleine Rohrer, Brigitte Foppa und Zeno Oberkofler haben heute ihre Vorschläge im Bozner Landtag vorgestellt. Foto: Grüne

    Derzeit kommt die Sanierung des Leerstands nur schleppend voran, wie die Antwort von Wohnbaulandesrätin Ulli Mair auf eine Anfrage der Grünen zeigt: Im letzten Jahr gewährte das Land für Wiedergewinnungsprojekte rund 2,9 Millionen Euro für ein Mehrgenerationenhaus in Truden und ein Arbeiterwohnheim des Vereins Kolpinghaus Meran. Für das Jahr 2025 hat die Landesregierung aufgrund der Erfahrungswerte der Vorjahre 3 Millionen Euro für die Sanierung von Leerstand vorgesehen. Hier sei also noch eindeutig Luft nach oben. 

    Derzeit sind die Gemeinden für das Gemeindeentwicklungsprogramm (GEP) dazu aufgefordert, den Leerstand vor Ort zu erheben. „Doch eine reine Bestandsaufnahme des Leerstandes reicht nicht aus. Was es braucht, ist ein echter Plan fürs Leerstandsmanagement“, erklärt die Landtagsabgeordnete Madeleine Rohrer, Erstunterzeichnerin des Beschlussantrags. Laut Vorschlag der Grünen soll in jeder Gemeinde eine Person mit dem Leerstandsmanagement beauftragt werden, die Kosten pro Gemeinde würden schätzungsweise bis zu 40.000 Euro betragen – eine Summe, die vom Land „gut bewältigbar“ sei. 

    Der oder die Leerstandsbeauftragte habe dann die Aufgabe, mit Eigentümer*innen und Interessierten Gespräche zur zukünftigen Nutzung zu führen, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und beim Einreichen von Förderanträgen zu unterstützen. Dafür soll ein eigenes Schulungsprogramm für das Verwaltungspersonal angeboten werden, ähnlich dem Mobilitätslehrgang der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA). 

  • Bahnhofsareal Bozen

    Das Bahnhofsareal: Über die zukünftige Nutzung wird bereits seit Jahren diskutiert. Foto: A place to B(z)

    Der zweite Beschlussantrag betrifft das 47 Hektar große Bahnhofsareal Bozen (ARBO): Im Juli 2023 wurde entschieden, dass der Bau des neuen Bahnhofs ausschließlich der italienischen Eisenbahngesellschaft (RFI) übertragen wird. Ursprünglich war ein Public-Private-Partnership (PPP) vorgesehen, um neben dem neuen Bahnhof auf dem stillgelegten Teil des riesigen Bahnhofsareals ein neues Stadtviertel zu errichten. 

    Diese Idee greift der Landtagsabgeordnete Zeno Oberkofler auf und fordert von Land und Gemeinde, selbst Geld in die Hand zu nehmen. „Wir haben eine einmalige Gelegenheit, ein neues Viertel mit leistbaren Mieten und Angeboten für die Bürger*innen zu schaffen. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses Areal privater Spekulation geopfert wird“, so Oberkofler, Erstunterzeichner des Antrags. 

    Im Beschlussantrag fordert die Grüne Fraktion die Landesregierung auf, dass die öffentliche Hand zum Hauptfinanzier des Projekts ARBO wird, um erschwinglichen Wohnraum nach dem Vorbild Wiens zu schaffen und auf Wohnbaugenossenschaften zu setzen. Zum Vergleich: „Südtiroler*innen geben im Schnitt 42 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus, die Wiener*innen nur 26 Prozent“, erklärt Oberkofler. 

    „Das Thema Wohnen ist die drängendste soziale Herausforderung in Südtirol. Leerstehende Wohnungen auf den Markt zu bringen und massiv in bezahlbare Mietwohnungen zu investieren, sind unsere Prioritäten“, so die Grünen Landtagsabgeordneten Madeleine Rohrer, Zeno Oberkofler und Brigitte Foppa.

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G. P. Tue, 02/04/2025 - 20:40

Wien ist an sich zwar ein gutes Beispiel bezüglich Wohnraumbeschaffung, aber man sollte auch schauen, wer in Wien seit Ewigkeiten regiert und wer in Südtirol. Und zum anderen, mit den Südtiroler Politikern von heute, wird man das nie auf die Reihe kriegen. Denn diese sagen tagein tagaus nur "wir müssen", "wir werden", "wir sollten", "wir fordern", "wir pochen darauf".

Tue, 02/04/2025 - 20:40 Permalink
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Factum Est Tue, 02/04/2025 - 21:02

Und wenn man sich angesehen hat Wer von den Industriellen den Kontakt zur politischen Achse hat, kann man sich denken dass Etwas in naher Zukunft positiv passiert. In den Gemeinden hätte die Zählung von Leerständen schon letztes Jahr in die Hand genommen werden müssen. Jetzt drei Monate werden nur diese Leute die Hand heben um Selbst oder derdie Freund gewählt werden soll. Alles wurde Wie Immer über Jahre verschlafen, so Wie es Einige der Wenigen die an den Schalthebeln sitzen und sich nicht trauen. Hier meine ich nicht nur die Politik oder Wirtschaftsbosse, sondern massgeblich die Gewerkschaften. Dabei denke ich an die Nationalen. Denn der ASGB mit Tschenett soll weiter schlafen wie Bisher. Solche Personen sind eine Fehlbesetzung für diesen Posten.

Tue, 02/04/2025 - 21:02 Permalink
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Salto User
nobody Tue, 02/04/2025 - 22:14

Italienische Gehälter und schweizerische Lebenshaltungskosten. Wenn man sich nicht, wie unsere vorbildlichen Politiker, das Gehalt täglich anpassen kann, dann muss man eben gehen. Bin gespannt, wie die Sandmännchen das wieder schönreden.

Tue, 02/04/2025 - 22:14 Permalink
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Josef Fulterer Thu, 02/06/2025 - 20:50

Beim Bahnhofs-Areal haben die Bozner Spekulantenen schon längst die Messer gewetzt + die Beute unter sich aufgeteilt.
Einem besonders fetten Exemplar wurden in letzter Zeit allerdings die Flügel erheblich gestutzt ...

Thu, 02/06/2025 - 20:50 Permalink
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Josef Fulterer Thu, 02/06/2025 - 21:45

Südtirol ist auch dabei intelligente Köpfe + Personal zu Arbeiten, für die hier nicht leicht Arbeitskräfte zu finden sind, aus dem Ausland an zuwerben.
Die Steuer auf dem Lohn wird hier abgegriffen. Die fast überall fast Kosten-lose Familien-Arbeit, die Schule + die Ausbildung werden vergessen!

Thu, 02/06/2025 - 21:45 Permalink