Culture | Kunst

Preisgekrönte Arbeiten

Im Beisein einer überschaubaren Personengruppe eröffnete gestern die Schau zum 38. Österreichischen Grafikwettbewerb im "Oberen Foyer" des Waltherhauses in Bozen.
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Foto: Judith Neunhäuserer (Bildausschnitt)
  • Auf Initiative von Paul Flora wurde der traditionsreiche Wettbewerb im fernen Jahr 1952 ins Leben gerufen und setzt seitdem einen wichtigen Impuls im Kulturalltag mehrerér Länder und Bundesländer. Die aktuelle Ausstellung zeigt Arbeiten der heurigen Preisträger*innen, denen es gelang die anspruchsvoll zusammengesetzte Jury (Bart van der Heide, Dagmar Korbacher, Harald Krejči, Matthias Mühling, Angela Stief und Ralf Bormann) zu überzeugen. „Wir hatten 443 Einreichungen“, berichtete der aus Innsbruck angereiste Leiter der Grafischen Sammlung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, Ralf Bormann, „das war die höchste Zahl von eingereichten Werken seit 20 Jahren.“ 

  • Flora und Fliri: Der eine hat den Preis erfunden, der andere ihn aktuell (mit-)gewonnen. Michael Fliri im Gespräch. Und vor seiner Arbeit ZOOMORPHIC. Foto: SALTO

    Waren die Arbeiten seit Dezember 2023 und noch bis vor kurzem im Innsbrucker Ferdinandeum aufgehängt, werden sie nach dem Zwischenstopp im Waltherhaus die Wände im Künstlerhaus am Karlsplatz in Wien zieren, „ehe sie wieder nach Innsbruck zurückkehren, um als Neuzugänge die Bestände der Grafischen Sammlung der Tiroler Landesmuseen zu bereichern.“ 
    Bei der Eröffnung der Ausstellung in Bozen waren zwar auch nicht viele Künstler*innen zugegen, aber mit Michael Fliri war dennoch einer gekommen, der sich über die ihm zugesprochene preisliche Würdigung außerordentlich freute, vor allem darüber, dass seine Arbeit ZOOMORPHIC bei der bis vor kurzem in Innsbruck gezeigten Schau einer frühen Arbeit der Künstlerin Maria Lassnig gegenübergestellt wurde. 

  • Langlebige Initiative: Der älteste und damit traditionsreichste künstlerische Wettbewerb Österreichs. Foto: SALTO

    Welche Arbeiten und welche Künstler*innen im Lauf der Jahre beim Österreichischen Grafikwettbewerb mitgemacht und beeindruck haben, zeigt ein wuchtiges WERKBUCH (600 Seiten, 65 Euro, zusammengestellt von Patrick Bonato), mit seiner „gewaltigen Flut an Werken“, welches Ralf Bormann nach Bozen mitbrachte und herzeigte.
    Von den in der Ausstellung gezeigten Künstler*innen kommen insgesamt vier aus Südtirol. „Das ist natürlich keine bewusste Entscheidung gewesen, das ist der Jury erst danach aufgefallen“, rechtfertigte Bormann. Neben Michael Fliri zeigt Judith Neunhäuserer die Arbeiten The Structure of the Atoms of the Periodic Table and Some Compounds und Assessed With the Microscopic Vision of the Third Eye, sowie Tom Eller seine Serie TROPE. Auch eine kleine zentral in den Bilderreigen positionierte Kuss-Arbeit von Matthias Schönweger kann beinahe auf „Mundhöhe“ bestaunt werden. Teile des unglaublich reichhaltigen künstlerischen Schaffens präsentiert demnächst eine Ausstellung zum Sammler, Graphiker, Zeichner, Performer und Autor Schönweger, die in drei Wochen im Literaturhaus am Inn in Innsbruck eröffnet wird. 

  • Küssen verboten: Die zentrale Arbeit "BACIO_IDEM EIN TUNWORT" von Matthias Schönweger. Foto: SALTO

    Othmar Parteli vom SKI (Südtiroler Kulturinstitut) hatte während seiner Begrüßung und Einleitung u.a. eine Zeitreise ins Jahr 1982 unternommen, als der Preis zur 18. Ausgabe sein 30stes Jahr feierte. Preisträgerin aus Südtirol war damals Carmen Müller gewesen. 
    Bei der gestrigen Eröffnung gab es mitunter auch einen recht einleuchtenden Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung des nicht anwesenden Kulturlandesrat Achammer, sich doch Überlegungen zu den vorgegeben und seit Jahren gleichbleibenden Preisgeldern zu machen. Nach dem Regelwerk des Österreichischen Grafikwettbewerbs müssen nämlich die preisgekrönten Arbeiten der Künstler*innen abgegeben werden, deren Wert mittlerweile (fast) immer unter dem veranschlagten Preisgeld liegt. „Ich will da keine Preise nennen, aber das lässt sich leicht herauszufinden“, meinte Bormann dazu leicht süffisant und verwies auf die Webseiten von Galerien und auf die hinter seinem Rücken positionierte Arbeit This Little Construction of Dreams von Andreas Werner. Wer weiß, vielleicht geht ja der fromme Preisgeld-Traum bald in Erfüllung.

  • Über die Werke: Ralf Bormann sprach ausführlich über verglaste Rahmungen in Zeiten von Suppen-Attacken auf Bilder, insbesondere zum Werk "All Beauty Must Die" von Fabian Seiz, sowie sehr eindringlich zu der unter die Haut gehenden Arbeit von Tatiana Lecomte "56.065" Foto: SALTO