Culture | Fotografie

Fotos von Jens

Viele Fotos des Bozners Jens Pfeifer zeigen lebensnahe Momentaufnahmen von Menschen und Situationen. Nun wird eine Auswahl und ein Fotobuch dazu präsentiert.
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Foto: Privat
  • „Ich bin am 25. Mai 1975 in Bozen geboren, weiß noch nicht, wann ich gehen werde, bin aber immer glücklich gewesen“, schreibt Jens Pfeifer in seinem Fotobuch, das er im Rahmen einer kleinen Ausstellung am Freitag, 9. Februar (ab 18 Uhr am Sitz der Multiple Sklerose Vereinigung Südtirol in der Bozner Mailandstraße 15), vorstellen wird. Koordiniert wurde das Projekt vor allem von Grazia Parente, mit Unterstützung vom Langzeitkrankenhaus Firmian, von Monika Kahler und finanziell unterstützt von der Multiple Sklerose Vereinigung Südtirol.
    Wer ist Jens Pfeifer? Und woher kommen nun diese vielen Fotos, die in ihrer Machart an die frühen fotografischen Sozialstudien von Pierre Bourdieu in Algerien erinnern? Studiert hat Pfeifer zunächst Philosophie in Bologna, dann ging er nach Innsbruck und machte mit dem Studium Europäische Ethnologie weiter. Mit seiner Frau Heidi, die seit seinem 15. Lebensjahr an seiner Seite ist, ging er 1996 nach Wien, wo die beiden bis 2001 blieben und dann weiter nach Norden zogen: nach Dänemark. „In Wien habe ich ab 1998 zusätzlich zur Universität eine Schule für Fotografie besucht“, erinnert sich Jens, der in Dänemark seine Leidenschaft für Fotografie weiter zelebriert und sich daneben als Aktivist für die Rechte von Migranten eingesetzt. Auch immer wieder publizistisch. Vor 12 Jahren kehrten Heidi und Jens nach Bozen zurück. Ein Jahr zuvor war Sohn Maurice geboren, 2014 folgte Schwester Linnea. Gut die Hälfte seines Lebens begleitet Jens Pfeifer die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose

  • Foto: Jens Pfeifer

    „Jetzt bin ich im Langzeitkrankenhaus Firmian in der Sektion 5 untergebracht und dachte bereits, das nichts mehr passieren könn­te“, meint Jens auf Nachfrage von SALTO zu seinem Fotoprojekt. Passiert ist nun doch etwas. Dank seiner Musiktherapeutin Grazia Parente konnte er einen lebenslangen Traum verwirklichen. 
    Sein Fotobuch versammele „die für ihn entscheidenden Momente seines Lebens“, sagt Parente. Es sind Bilder, „die ihn begleiteten, und die ihm nun bei der Aufarbeitung und der Krankheit einen Sinn gaben.“  
     

    Vor allem der Übergang von der totalen Dunkelheit zum Licht zählte für mich zu den schönsten Dingen.

  • Foto: Jens Pfeifer

    Die Reihenfolge der Fotos im Buch vermittelt einen „Eindruck von Bewegung“, erzählt er. Immer wieder sind Menschen zu sehen. Im ersten Teil des Buches solche, die er kannte und die sich ihm „nahe fühlten“, im zweiten Teil sind es fremde Personen, zufällige Begegnungen, „Teile einer kapitalistischen Gesellschaft“, wie der gesellschaftskritische Beobachter festhält. Nur ein (kleines) Foto am Ende des Fotobuches ist in Farbe. Es stammt vom Automaten und zeigt den Fotografen in jungen Jahren.
     

    Ich wollte schon immer ein Fotobuch machen


    Fotografie sei für ihn deshalb so beeindruckend, da er über diese Kunst „mit Licht zeichnen könne“. Am liebsten farblos, in schwarz-weiß, so wie er es an der Fotoschule gelernt hatte. Die Fotografie blieb ständige Begleiterin. 
    „Ich war da immer leidenschaftlich gern dabei und mochte es, erst am Ende des Entwicklungsprozesses zu erfahren, welches Foto ich gemacht hatte“, erinnert er. In Kopenhagen hatte Pfeifer eine Dunkelkammer an einem Kanal, „nur für mich – das war meine Welt. Und wenn ich hinausging, saß ich dort und konnte das Licht genießen und die Leute beobachten. Vor allem der Übergang von der totalen Dunkelheit zum Licht zählte für mich zu den schönsten Dingen.“ 

  • Foto: Jens Pfeifer

    Angst vor dem Tod? „Nein, ich habe keine Angst. Ich wüsste nicht, wovor ich Angst haben sollte“, erzählte Jens Pfeifer der Autorin Astrid Kofler für das Buchprojekt Sterben - Des Lebens heller Schatten. Im Doppelgespräch mit ihm und seiner Frau Heidi sprechen beide über die Krankheit von Jens, den Verlauf, die Kinder, Ernährung und über Liebe. „Ich freu mich über jeden Besuch. Ich bin immer da. Ich gehe nicht weg. Und ich möchte noch gerne einmal ans Meer“, meint Jens im Gespräch mit Kofler am Ende sehnsuchtsvoll. Und lässt nur wenige Monate später mit einem Meer-Bild sein Fotobuch mit dem Titel AuS: __ : SICHT PANORAMA beginnen. Es „erzählt vom Panorama“, der „Ansicht des gesamten Territoriums“, sagt er, welches sein Leben „in seiner Gesamtheit gesehen bewertet.“ Es sind die farbigen Lichtzeichen eines weltoffenen Lebenskünstlers. In schwarz/weiß.