Politics | Hofburggarten

„Touristifiziertes“ Brixen

Die Kritiker gehen mit der Entscheidung des Brixner Gemeinderates zum Hofburggarten hart ins Gericht. Laut Grüne sei es ein weiteres Beispiel für die „Touristifizierung“ des Landes.
Hellergarten
Foto: Gemeinde Brixen
  • „Der Fall des Hofburggartens in Brixen schreibt Bände für ein Südtirol, das immer weiter touristifiziert wird. Die Gemeinde Brixen und das Land werden voraussichtlich 14 Millionen Euro ausgeben, um aus dem Hofburggarten ein touristisches Produkt zu machen“, schreiben die beiden Co-Vorsitzenden der Grünen, Elide Mussner e Luca Bertolini. Wie berichtet, hat der Gemeinderat von Brixen vergangene Woche das Ausführungsprojekt zur Umgestaltung des Brixner Hofburggartens mehrheitlich gutgeheißen. Dieses sieht sich der Nachhaltigkeit und Biodiversität verpflichtet, wie den Ausführungen von Helga Salchegger, Leiterin des Fachbereiches Gartenbau im Versuchszentrum Laimburg, zu entnehmen war. Ein „ur-grünes“ Projekt also, wie der SVP-Gemeinderat Gerold Siller in der anschließenden Diskussion meinte und den Gegnern – allen voran Team K, Grüne Bürgerliste und die Süd-Tiroler Freiheit – Stimmungsmache vorwarf. Der Projektentwurf selbst wurde nicht beanstandet, ausgenommen vom STF-Gemeinderat Stefan Unterberger, der der Stadtverwaltung Konzeptlosigkeit vorwarf. 

  • Heller-Projekt: So soll der neue, knapp 14 Millionen teure Hofburggarten bei seiner Eröffnung aussehen. Foto: Gemeinde Brixen
  • Die Kritik konzentrierte sich im Wesentlichen auf den Wiener Multimedia-Künstler André Heller, der mit der künstlerischen Ausführung betraut wurde und dafür ein Honorar von 1,2 Millionen Euro kassierte, die horrenden Gesamtkosten von knapp 14 Millionen Euro – wie hoch die Führungskosten sein werden, steht noch in den Sternen – sowie auf die geplante Zugangsbeschränkung, sprich die Stadt Brixen will keinen offenen Hofburggarten, sondern Eintritt dafür verlangen. Ein weiterer Kritikpunkt lautete, dass der Garten nur für die Touristen gebaut würde und nicht in erster Linie für die Einheimischen und man somit noch mehr Besucher befürchtet. 

  • André Heller: Nonchalant und mit reichlich Wiener Schmäh präsentierte der Wiener Multimedia-Künstler sein Projekt. Foto: Seehauserfoto

    In dieselbe Kerbe schlagen Mussner und Bertolini, wenn sie schreiben, dass aus dem Hofburggarten eine touristische Attraktion, die Einnahmen, Besucher und neue Rekorde generieren und dabei der Vermarktbarkeit der Stadt Brixen helfen soll. „Nicht das Gemeinwohl steht hier im Vordergrund, sondern erneut die Schaffung eines Konsumguts zu Gunsten einer Form von Tourismus, die die lokale Lebensqualität immer weiter einschränkt. Dabei wären frei zugängliche öffentliche Räume so wichtig für die Stärkung der Gemeinschaft“, betonen die beiden Co-Vorsitzenden der Grünen. Der Ansatz, dass man aus unserem Lebensraum touristische Produkte generieren müsse, um den Touristen etwas bieten zu können, sei veraltet und gehöre einer anderen Epoche an. Wenn man wirklich einen sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Tourismus anstreben will, sollten jene angesprochen werden, die wegen der Kultur, der Landschaft und der Menschen nach Südtirol kommen. Dieselbe Kritik bringt übrigens STF-Gemeinderat Unterberger vor, wenn er sagt, dass der Heller-Garten vor allem den Lobbyinteressen der Hotellerie und Gastronomie diene und die Kosten in keiner Relation zum Nutzen stünden. „Mit einem solchen Projekt soll ein Wirtschaftszweig weiter angekurbelt werden – in Zeiten, in denen bereits die vorhandenen Infrastrukturen an ihre Grenzen stoßen, mit allen damit verbundenen negativen Nebeneffekten“, so Unterberger. Ins selbe Horn stößt auch Sabine Mahlknecht vom Team K, wenn sie sagt: „Brixen will weniger. Brixen will einen sanften Tourismus. Brixen will einen kostengünstigen, niederschwelligen, offenen Stadtpark!“ Alle drei Fraktionen sowie die Initiative für einen offenen Hofburggarten plädierten dafür, das ursprüngliche Konzept des Meraner Büros „freilich Landschaftsarchitekten“ umzusetzen, das im Jahr 2015 als Siegerprojekt aus einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgegangen war. 

  • Siegerprojekt des Meraner Büros „freilich Landschaftsarchitekten“: Die Kosten für das Projekt wurden seinerzeit auf 2,5 bis 3,5 Millionen Euro geschätzt. Foto: freilich Landschaftsarchitekten
  • Das „freilich-Projekt“ sah einen offenen Garten vor, der dem historischen Vorbild Rechnung trägt, im Einklang mit den Denkmalschutzbestimmungen steht und zudem auch Wünsche von Brixner Bürgern und Bergerinnen sowie von Vereinen berücksichtigt. Die nach den Gemeinderatswahlen neu ins Amt gelangte Verwaltung unter Bürgermeister Peter Brunner hat dieses Projekt jedoch verworfen und den Auftrag in Form einer Direktvergabe an den österreichischen Multimedia-Künstler Andrè Heller übertragen. Es folgte ein Rekurs seitens der Architektenkammer und ein Rechtsstreit mit der Gemeinde, der bis vor dem Staatsrat ausgetragen wurde. Im letztinstanzlichen Urteil wurde schließlich die Direktbeauftragung für rechtens erklärt und die Gemeinde Brixen konnte die Arbeit an ihrem Projekt fortführen.

    Das ursprüngliche Projekt, das auf 2,5 bis 3,5 Millionen Euro veranschlagt worden war, ist inzwischen allerdings zu den Akten gelegt. Massive Kritik darüber wird im Blog der Architekten und Architekturinteressierten bzw. im Text der Aktivistin Barbara Plagg geübt, die der SVP beispielsweise vorwirft, das „coole Siegerprojekt“ versenkt zu haben. 

    Bei der Abstimmung im Gemeinderat sprachen sich 19 Gemeinderäte dafür aus, 7 dagegen. Zudem wurde einstimmig ein von den Gemeinderäten Antonio Bova und Claudio Del Piero (FdI) eingebrachter Tagesordnungsantrag genehmigt, wonach Lösungen geprüft werden sollen, die den Einwohnern von Brixen einen kostenlosen Zugang zum Hofburggarten ermöglichen.

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Salto User
Interessierter Sat, 02/08/2025 - 11:22

Seit Anmietung und Ausarbeitung der Projekte zum Hofburggarten, fanden drei Gemeinderatswahlen statt. Wenn das Thema Hofburggarten angeblich vom Großteil der Bevölkerung so nicht gewollt wird, warum hat man dann der Stadtregierung samt Gemeinderäten der Mehrheit nicht den Laufpass gegeben? Oder ist dieses Thema nur der Dauerlutscher der außerparlamentarischen Opposition, sprich Heiss-Grünen um politisch aufzufallen? Pikant ist auch, dass die Grünen zeitweise (2010-2015) mitregiert haben. Davon will man jetzt nix mehr wissen.

Sat, 02/08/2025 - 11:22 Permalink