Gesellschaft | Hofburggarten

„Es ist genug!“

Einmal mehr hat sich die Inititative für einen Offenen Hofburggarten gegen das Heller-Projekt ausgesprochen. Trotz Gespräche bleiben die Fronten verhärtet.
Barbara Fuchs Hans Heiss
Foto: SALTO
  • Eines wurde bei der Pressekonferenz am vergangenen Montag (11. Dezember), welche von den Mitgliedern der Initiative für einen Offenen Hofburggarten organisiert wurde, mehr als deutlich: Man will keinen „Show-Garten“, keine Schranken, mit denen die Eingänge zum Areal kontrolliert und reguliert werden sollen, und vor allem will man keine weitere Attraktion in Brixen, die noch mehr Touristen anlockt – bereits jetzt sei die Bischofsstadt während der Hochsaison überfüllt und es sei nun einfach Zeit, Stopp zu sagen. 

  • Heller-Projekt für den Brixner Hofburggarten: Bis dato liegt nur ein Exposè des Künstlers vor, am Ausführungsprojekt werde derzeit laut Gemeinde Brixen noch gearbeitet. Foto: André Heller
  • Während sich die Initiative für einen Offenen Hofburggarten vehement gegen das Projekt von Andrè Heller ausspricht, treibt die Gemeinde Brixen die Umgestaltung des Hofburggartens  unbeeindruckt von jeglicher Kritik weiter voran. Vor Kurzem wurden die Vertreter der Initiative im Rahmen zweier Treffen von den politisch Verantwortlichen Vizebürgermeister Ferdinando Stablum, Andreas Jungmann und dem für den Garten zuständigen Stadtrat Peter Natter über den Stand der Dinge informiert. Wie berichtet, steht der Terminplan für die nächsten Schritte und auch am Ausführungsprojekt wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet. Voraussichtlich im Frühjahr bzw. Frühsommer 2024 soll das Projekt im Gemeinderat behandelt und gleichzeitig auch der Öffentlichkeit präsentiert werden. Anders als die Gemeindeverwaltung will die Intiativgruppe jedoch das ursprüngliche Projekt des Meraner Büros „freilich Landschaftsarchitekten“, das im Jahr 2015 aus einem Wettbewerb hervorgegangen war, verwirklicht sehen. Dieses sah einen offenen Garten vor, der dem historischen Vorbild Rechnung trägt, im Einklang mit dem Denkmalschutzbestimmtungen steht und zudem auch Wünsche von Brixner Bürger und Bergerinnen sowie von Vereinen berücksichtigt. Die nach den Gemeinderatswahlen neu ins Amt gelangte Verwaltung unter Bürgermeister Peter Brunner hat dieses Projekt jedoch verworfen und den Auftrag in Form einer Direktvergabe an den österreichischen Multimedia-Künstler Andrè Heller übertragen. Es folgte ein Rekurs seitens der Architektenkammer und ein Rechtsstreit mit der Gemeinde, der bis vor den Staatsrat ausgetragen wurde. Im letztinstanzlichen Urteil schließlich wurde die Direktbeauftragung für rechtens erklärt und die Gemeinde Brixen konnte die Arbeit an ihrem Projekt fortführen.  

  • Ein Touristen-Magnet

    Barbara Fuchs, Sprecherin der Initiative für einen Offenen Hocfburggarten: „Ohne Heller-Projekt, keine Touristenströme – ohne Touristenströme keine Schranken.“ Foto: SALTO

    Wie Barbara Fuchs, Sprecherin der Initiative erklärte, kritisiere man nicht nur den „langen Planungshorizont“ – nach über sechs Jahren seit der Genehmigung sei man nicht über ein Exposè hinausgekommen –, sondern auch die hohen finanziellen Kosten und die Tatsache, dass der Garten anscheinend in erster Linie als Schaugarten für Touristen gedacht sei. Hotspots ziehen Touristen an, die Zuströme wiederum müssten mit Schranken reguliert werden, während die Brixner Bürger und Bürgerinnen außen vor blieben. „Ohne Heller-Projekt braucht es auch keine Zugangsbeschränkungen“, argumentiert Fuchs mit Verweis auf den Innsbrucker Hofburggarten und ähnliche Anlagen. Zudem seien mit dem neuen Landesgesetz zum Schutz der Kulturgürter in der Zwischenzeit auch die Auflagen erhöht worden. Darin werde ausdrücklich Bezug auf die Charta von Florenz genommen, mit welcher historische Gärten unter Schutz gestellt werden. 

  • „Ohne Heller-Projekt braucht es auch keine Zugangsbeschränkungen.“

  • Laut Hans Heiss, dem Gründer der Initiative und langjährigem Abgeordneten der Grünen im Landtag, habe die Gemeinde Schwierigkeiten bei der Ausarbeitung des Projekts – mit ein Grund, weshalb sich die Vorstellung des Projekts immer wieder verzögere. „Die Gemeinde ist verzweifelt auf der Suche nach einem Architekten, der das Ausführungsprojekt plant“, so Heiss. Bis heute habe es noch keine öffentliche Ausschreibung gegeben, Heller selbst könne die technische Ausführung nicht übernehmen. Dieser Aussage widerspricht allerdings Peter Natter mit Verweis auf den ehemaligen Bürgermeister Peter Brunner, der bereits bei früheren Gelegenheiten erklärte habe, dass es sich um eine künstlerische Beauftragung handle und somit keine Ausschreibung notwendig sei. Hausinterne Architekten und Ingenieure erstellen die Planungsunterlagen und führen die technischen Ausarbeitung des Heller-Projektes durch. Davon, dass das Projekt gefährdet sei, könne somit keine Rede sein, erklärte Natter. 

  • Warum nicht die Tourismus-Aufenthaltsabgabe zweckbinden?

    Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Kosten, die jeden Rahmen sprengen und überzogen würden, glaubt die Initiative. Der Betrag für Gartenplanung, -gestaltung und Bodensanierung sei mit 12 Millionen Euro hoch bemessen und könnte durch den jüngsten Inflationsschub und in Zukunft noch deutlich nach oben steigen. Von Seiten des Landes gibt es Finanzierungszusagen in Höhe von acht Millionen Euro, rund zwei Millionen Euro sollen zu Lasten der Gemeinde gehen. 1,8 Millionen Euro fließen aus dem PNRR-Fonds in die Bonifizierung des Bodens. Ungeklärt seien dabei die Folgekosten, gibt die Initiative zu bedenken. „Der bisher für die Führung des Gartens angegebene Betrag von ca. 500-600.000 Euro erscheint zu hoch bemessen; es ist fraglich, ob er auf tragfähiger Basis beruht“, so die Initiative, die ihrerseits mit einem kreativen Vorschlag nach Vorbild der Gemeinde Abtei aufwartet: Warum nicht einen Teil der Tourismus-Aufenthaltsabgabe für den Garten zweckbinden?

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Am Pere Mi., 13.12.2023 - 13:39

Die Ich-bin-gegen-alles-Schreier von den Grünen sollen sich nicht so wichtig machen. Der Garten und die Mehreinnahmen für die ach so arme Kurie sind bereits so sicher wie das Amen im Gebet, da nützt das ganze Gezeter höchstens den Medien.
Die ehemalige Bischofsstadt ist auf dem besten Weg wieder das zu werden, was sie vor Altbürgermeister Zeno Giacomuzzi war. Ein der Unterwerfung der Kirche ausgesetztes Provinznest ohne jegliche Courage.

Mi., 13.12.2023 - 13:39 Permalink
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nobody Mi., 13.12.2023 - 13:53

Die fast einmalige Chance wurde vertan, lokale Künstler und Architekten an das Projekt heranzulassen. Die typische südtirolerische Großk(l)otzmentalität, vorzugsweise von den VPlern ausgelebt, lässt präpotent grüßen.

Mi., 13.12.2023 - 13:53 Permalink
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Cicero Mi., 13.12.2023 - 15:20

Im Frühjahr gibt es doch GR-Wahlen in Brixen. Die SVP ist klar für die Realisierung des sogenannten "Heller-Gartens" während beispielsweise Grüne oder Team K das Projekt klar ablehnen. Der Wähler ist also am Zug. Gibt es einen erneuten Erdrutschsieg der SVP, wie bei den Wahlen 2020, dann muss sich auch die Initiativgruppe endlich eingestehen, dass sie anscheinend doch nicht "Die Brixner Bürger" in ihrer Gesamtheit vertritt und der Garten von Herrn Heller gewollt bzw. nicht abgelehnt wird. Ergibt sich ein anderes Wahlergebnis, dann können neue Mehrheiten nochmals neu entscheiden. Wo ist das Problem?

Mi., 13.12.2023 - 15:20 Permalink
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nobody Mi., 13.12.2023 - 19:22

Viele Bürger werden SVP wählen, obwohl sie den Heller nicht in Brixen haben wollen. Ehrlich wäre die Abhaltung eines Referendums.

Mi., 13.12.2023 - 19:22 Permalink