Politics | Freiheitliche

Der Rausschmiss

Der Konflikt zwischen Thomas Egger und Parteivorsitzender Ulli Mair ist eskaliert: Der Parteivorstand beschloss gestern, dass der Landtagsabgeordnete keinen Platz auf der Wahlliste der Freiheitlichen haben wird.
Foto: Unsplash

„Ich bin  einfach total baff“, sagt Thomas Egger. Grund seines Erstaunens? Ein SMS von Parteiobfrau Ulli Mair, mit dem er heute Morgen davon unterrichtet wurde, dass seine Kandidatur auf der Liste der Freiheitlichen bei den kommenden Landtagswahlen nicht erwünscht sei. Beschlossen wurde dies gestern Abend vom Landesparteivorstand der Partei. In der geheimen Wahl sprachen sich 16 der 19 Wahlberechtigten gegen eine Kandidatur Eggers aus. Ein Mitglied stimmte dafür, zwei enthielten sich der Stimme, teilte die Partei heute in einer Pressmitteilung mit. Als Hintergrund wird auf Eggers frühere Wünsche nach einer Entbindung aus der Fraktion bzw. seinem angekündigten Rückzug aus der Politik im vergangenen Herbst verwiesen.

„Es stimmt, dass ich mich im Herbst zurückziehen wollte“, sagt Egger, „doch dann wurde ich in- und außerhalb meine Heimatbezirkes Wipptal bearbeitet, dass es mich weiterhin braucht“. Dass nach seinem Rückzug vom Rückzug nun keiner der 35 Listenplätze frei soll, habe heute nicht nur ihn, sondern auch im Landtag überrascht, meint Egger. Irritiert zeigt er sich auch über das Vorgehen seiner Parteikollegen. „Ich bin zwar nicht Mitglied des Vorstandes, doch wenn solch ein Urteil gefällt wird, hätte ich mir schon erwartet, zumindest davor angehört zu werden.“

Klar scheint auf jeden Fall zu sein, dass damit parteiintern auf den seit lange schwelendem Konflikt zwischen der Parteivorsitzenden und einem Flügel um Thomas Egger reagiert wird. Zuletzt offensichtlich wurde dieser beim Landesparteitag im April, bei dem Mair offen von einem Putschversuch sprach, für den sie vor allem „die Kreise rund um Thomas Egger im Wipptal und im Burggrafenamt“ verantwortlich machte. Der Landtagsabgeordnete und ehemalige Sterzinger Bürgermeister war beim Parteitag überraschenderweise als Obmann-Stellvertreter vorgeschlagen wurden – und erhielt damals immerhin rund 40 Prozent der Mitgliederstimmen. Egger selbst sieht die Meinungsverschiedenheiten mit der Parteiobfrau jedoch keineswegs als ausreichenden Grund für einen solchen Schritt: „Ich denke, in einer Partei ,die sich die Kritik nach außen auf die Fahne geschrieben hat, müssen auch intern Kritik bzw. verschiedene Meinungen Platz haben.“

Kommt es nun also zu einer Spaltung innerhalb der Freiheitlichen – oder wird sich der ehemalige SVP-ler nun eine neue Liste  für die kommenden Landtagswahlen suchen? „Ich muss das alles erst einmal verdauen, um über die nächsten Schritte nachdenken zu können“, antwortet Egger. Sicher ist für ihn, dass zumindest sein Bezirk „felsenfest hinter mir steht“ – und er Lust hat, sich weiter im Landtag einzubringen. „Denn ich glaube, dass ich dort als „roter Blauer“ vor allem in den Bereichen Soziales, Systembekämpfung und Energie eine wichtige Rolle innerhalb unserer Fraktion habe.“ 

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Sebastian Felderer Wed, 05/08/2013 - 13:58

Habe schon einmal das Beispiel der Blaubeeren gebracht, die nicht blau sind, sondern rot, eben weil sie noch grün sind.
Nun, da ist von allem etwas wahr. Der gute Thomas Egger ist doch ein netter Kerl, doch bei den Blauen hat er nicht das vorgefunden, was er sich als ex-SVP-ler erhofft hatte. Schade, denn der Konflikt geht schon lange und kostet Energien, die anderswo besser investiert wären. Den Eindruck, noch etwas grün im Sinne der Reife zu sein, erweckt der Sterzinger allemal, denn allzu oft hat er schon Entscheidungen revidiert. Im Grunde nichts Negatives, doch für eine Partei, welche die Gunst der Stunde nutzen sollte, ist ein solches Verhalten nicht unbedingt förderlich.
Ja, und wenn schon rot, dann wäre es wohl höchste Zeit, diese Schiene zu suchen, die Weichen zu stellen und mit Volldampf voraus. Der Bahnhof Oktober ist nämlich schon verdammt nahe! Da hatte sich mal was um den Sozialtisch gerührt, doch man hört nichts mehr.
Ein Roter bei den Freiheitlichen ist, elegant ausgedrückt, zumindest komisch. So ähnlich, wie die Arbeitnehmer in der SVP, diese seien links von der Mitte. Doch ich frage mich schon lange, wo ist bei der SVP die Mitte? Für Oktober brauchen wir unbedingt klare Verhältnisse, für die Mehrheit und für die Oppostition. Wer dann wo landet, das ist eine andere Frage.

Wed, 05/08/2013 - 13:58 Permalink
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Manfred Gasser Wed, 05/08/2013 - 14:08

Ja, ja. so geht das, wenn eine kleine Populistenpartei ohne es zu verstehen, und ohne damit umgehen zu können, so schnell wächst.
Und wenn ein unbestrittener Führer geht , und plötzlich seine"Sekretärin" Führerin sein soll, und mit allen Mitteln ihre Macht verteidigen muss, dann gibt es halt auch Kollateralschäden.

Wed, 05/08/2013 - 14:08 Permalink
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Martin Geier Wed, 05/08/2013 - 18:50

Egger war zusammen mit den Grünen(Dello Sbarba möchte ich hervorheben) im Landtag maßgeblich an der Aufklärung um die Vorgänge um die Sel beteiligt, Er hat also in den vergangenen Jahren hervorragende Landtagsarbeit geleistet. Gerade mit Sicht auf die LTW bräuchten die Freiheitlichen kritische Geister die sich in erster Linie um Sachpolitik kümmern. Diese Leute werden immer weniger; die parteiinterne Arbeitnehmerbewegung hatte man meines Wissens auch bereits abgesägt; keine kluge Entscheidung weil gerade diese der wunde Punkt der SVP ist. Gerade wenn man sie mit der Konkurrenz STF vergleicht waren die Freiheitlichen in Hinblick auf Sachpolitik (bisher) besser aufgestellt; jetzt wird es aber immer dünner. Ich glaube nicht daß es aus Sicht der Freiheitlichen Spitze es klug war Exponenten wie Egger quasi hinauszudrängen. Meiner Ansicht ist nun klar wohin die Reise geht; wohl Richtung Freistaat garniert mit Ethnopolitik plus das große Thema Migration. Bei einem solchen Wahlkampf mit solchen Themen können wir uns dann nach dem Sommer den Stahlhelm aufsetzen. Rechne leider mit einem besonders harten Wahlkampf. Nach Andrian war klar daß die Luft für Egger immer dünner werden würde. Die eigenen Fehler vor der Parlamentswahl haben die Freiheitlichen noch immer nicht verarbeitet; oder will man sich diese einfach nicht eingestehen?

Wed, 05/08/2013 - 18:50 Permalink
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Martin Geier Wed, 05/08/2013 - 19:02

Innerhalb der Freiheitlichen ist mA ein Machtkampf im Gange. Auf einer Seite stehen die Moderaten wie Thomas Egger die sich für eine soziale Sachpolitik stark machen und die schrillen Töne um Freistaat und Migration meiden sollen. Auf der anderen Seite steht im wesentlichen die Parteivorsitzende und 'ihre' Leute die im wesentlichen für eine diametral andere Politik mit anderen Schwerpunkten stehen. Letztere haben nun wohl gewonnen und damit dürfte wohl klar sein wohin die Reise gehen wird. MA ist es aber ein Pyrrhussieg zumal die Partei an Breite verliert und die Themen weniger werden. Nur wenn man auch die sachlichen Moderaten erreicht können die Freiheitlichen in die SVP hinein Stimmen erobern; so ist es aber sehr schwierig. Dem Ethnowahlkampf ist bei den letzten Wahlen eine klare Grenze aufgezeigt worden; das mußte besonders der 'einzige deutsche Senatskandidat in Bozen-Unterland' erkennen. Meiner Ansicht haben die FH noch nichts aus Fehlern gelernt. Aber bitte; mir soll es recht sein.

Oder irre ich mich etwa? Ich denke mal nicht.

Wed, 05/08/2013 - 19:02 Permalink
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Sepp.Bacher Wed, 05/08/2013 - 21:42

Auf Südtirolerisch geht der Witz so: "Sind das Blaubeeren?" "Na des sein Schwarzbeeren", "Aber die sind doch rot!" "Des isch lai, weil sé nou gian sein."

Wed, 05/08/2013 - 21:42 Permalink