Chronicle | Verkehr

Mit Salvini nur geringe Chancen

Die Anrainer-Gemeinden der A22 wollen ein Abfahrverbot. Land wie auch Parlamentarier setzen sich für eine entsprechende Gesetzesänderung ein. Doch unter Verkehrsminister Matteo Salvini sind die Chancen gering, sagt Renate Gebhard.
Matteo Salvini
Foto: Seehauserfoto
  • Der regelmäßige Verkehrs-Kollaps ist vorprogrammiert, und vergangene Woche war es wieder einmal so weit. Die Deutschen feierten am 3. Oktober den Tag der Einheit und eine Urlauberwelle flutete die Brennerautobahn – und sobald es dort kein Weiterkommen mehr gab, auch das niederrangige Verkehrsnetz. Auf der Heimreise das gleiche Bild; am gestrigen Montag (7. Oktober) wurde es sogar noch ärger: Nach dem Wochenendfahrverbot machten sich mit den letzten Urlaubern auch die Lkw auf den Weg nach Norden und verursachten einen Stau, der gegen 16.30 Uhr auf eine Länge von 15 Kilometern angewachsen war und von Gossensaß bis zur Luegbrücke reichte. 

  • SVP-Kammerabgeordnete Renate Gebhard: „Ich befürchte, dass die Erfolgsaussichten unter einem Infrastrukturminister Matteo Salvini nicht sehr groß sein werden, der ja bereits klar zu verstehen gegeben hat, wo seine Prioritäten liegen, nämlich Wirtschaft vor Gesundheit der Menschen.“ Foto: Othmar Seehauser

    Grund dafür waren mehrere Baustellen im Bereich Brenner bis Innsbruck sowie die gestern begonnenen Arbeiten an der sanierungsbedürftigen Luegbrücke. Während sich das Bundesland Tirol an solchen Ausnahmetagen mit Abfahrverboten von der Autobahn zu helfen weiß, kann man im Wipptal und Eisacktal von derlei Maßnahmen nur träumen – allen Protesten und Kundgebungen der Anrainer zum Trotz. Wie berichtet, setzt sich die Landesregierung seit Jahren für eine entsprechende Gesetzesänderung ein und auch die Südtiroler Parlamentarier versuchen, dahingehend auf die römische Regierung einzuwirken. Wie die Eisacktaler SVP-Kammerabgeordnete Renate Gebhard auf Nachfrage erklärt, zählt ein Abfahrverbot von der A22 zu den verkehrspolitischen Maßnahmen, welche die SVP-Eisacktal seit Jahren fordert. „Leider ist es so, dass der italienische Straßenkodex diese Möglichkeit derzeit nicht zulässt. Ich habe diesbezüglich bereits mehrere Anläufe gemacht und entsprechende Gesetzesänderungen vorgelegt“, so Gebhard, die in diesem Zusammenhang auf ihren Änderungsantrag verweist, der vorgesehen hätte, dass der Autobahnkonzessionär in Absprache mit dem Präfekten und den Landeshauptleuten der Provinzen Bozen und Trient die Abfahrt für alle oder einige Benutzerkategorien vorübergehend aussetzen, einschränken oder untersagen kann. „Bis dato leider ohne Erfolg. Ich befürchte, dass die Erfolgsaussichten unter einem Infrastrukturminister Matteo Salvini nicht sehr groß sein werden, der ja bereits klar zu verstehen gegeben hat, wo seine Prioritäten liegen, nämlich Wirtschaft vor Gesundheit der Menschen“, erklärt die Kammer-Abgeordnete. „Ich nehme zur Kenntnis, dass nun auch die Landesregierung in Rom intervenieren will, vielleicht gelingt es uns so endlich, den Druck auf die italienische Regierung zu erhöhen und unser Ziel zu erreichen.“

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G. P. Tue, 10/08/2024 - 16:16

Frau Gebhard, können Sie mir bitte sagen, was ein "Straßenkodex" ist??? Sie meinen wahrscheinlich die Straßenverkehrsordnung ...

Tue, 10/08/2024 - 16:16 Permalink
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WerPram Tue, 10/08/2024 - 17:01

Für mich ein weiterer Beleg, dass die staatliche Zugehörigkeit Südtirols auch unter ökologischen Gesichtspunkten ein „Lebensortnachteil" ist. Zwei kurze Gedanken, die ich, falls ausreichend Zeit und Muße vorhanden ist, mal näher ausführen werde:
Wie viele „politische Ressourcen“ (Expertise, Netzwerke, Zeit) müssen investiert werden, um die fragile Autonomie einigermaßen aufrecht zu erhalten! Ressourcen, die an anderer Stelle offenbar fehlen.
Ein Grund für die Relevanz des „Landes im Gebirge“ seit dem Hochmittelalter war die Kontrolle über die beiden niedrigsten Alpenübergänge. Die Tiroler österreichischer Staatsbürgerschaft üben diese Kontrolle noch einigermaßen aus, die Tiroler italienscher Staatsbürgerschaft dürfen nicht mal über die Straßenverkehrsordnung bestimmen. Weit haben wir es gebracht.

Tue, 10/08/2024 - 17:01 Permalink
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Sigmund Kripp Tue, 10/08/2024 - 17:42

Immer geht es nur darum, wie viel Autoverkehr die Straßen aushalten oder eben nicht.
Gleichzeitig kommen nur ca. 7% unserer 8,5 Mio Gäste mit dem Zug!
Dementsprechend kommen etwa 8 Mio Gäste mit dem Auto. Mit ca. 4 Mio Autos.
Klar, dass die im Stau stehen.
Nur 10 % mehr Gäste im Zug bedeuten 400.000 Autos weniger.
Ist doch was, oder?
HGV, IDM etc.: Wäre das nicht eine Kampagne wert?

Tue, 10/08/2024 - 17:42 Permalink
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Christian I Wed, 10/09/2024 - 14:07

In reply to by Sigmund Kripp

Stimmt, aber! Hat man genug Geld, Personal, Zùge um (viel) mehr Touristen auf der Schiene umzustellen? Hat man genug Geld, Personal, Busse um danach auch diese Touristen vor Ort mit Öffis herumzufùhren? Denn die meisten Touristen kommen hier zu uns um die Landschaft zu geniessen, und das geht nur mit einem Auto (bzw. làstig laute Motorràder) oder mit viele, gut geplante Öffis.

Wed, 10/09/2024 - 14:07 Permalink
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Stefan S Wed, 10/09/2024 - 16:06

In reply to by Christian I

"làstig laute Motorràder" haben auch genügend Einheimische
"und das geht nur mit einem Auto"
Unsinn, es gibt etliche Regionen in Europa welche hier um ein vielfaches besser aufgestellt sind. Es ist für jeden Staat, Land, Kommunen ein leichtes dies über die Infrastrukturmassnahmen zu steuern.

Wed, 10/09/2024 - 16:06 Permalink