Economy | LVH
Die Handwerkerfänger
Foto: LVH
Wer Mitglied beim Landesverband der Handwerker (lvh) wird, der bekommt unter anderem als Willkommensgeschenk auch eine Eintragung auf dem Portal www.meinhandwerker.lvh.it. Unter dem Titel „meinhandwerker“ wird den Neo-Verbandsmitgliedern dabei mitgeteilt:
In der Anlage finden Sie das entsprechende Rundschreiben zu der einzigen offizielle und kostenlose (so im Original - Anm. d. Red.) Handwerkersuche Südtirols www.meinhandwerker.lvh.it. Die Standartdaten (=Basic Eintrag) wie Firmenbezeichnung, Adresse, Tel., Mail, Webseite scheinen dort automatisch und kostenlos für unsere Mitglieder auf. Für eine persönliche Aufwertung der kostenlosen Basic-Einträge u.a. Erweiterung der Profildaten oder der Einpflege des Firmenlogos, Bildern und Informationen zum Unternehmen, genügt es, wenn Sie sich direkt unter https:// www.meinhandwerker.lvh.it/de/login registrieren.
Das Portal
Wer dann auf das lvh-Portal geht, findet ein modernes und durchaus gutgemachtes Dienstleistungstool. Klickt man den Bereich „Über uns“ an, steht zu lesen:
„Sie suchen einen Handwerker oder Dienstleister?
In der größten Handwerkersuche Südtirols finden Sie Betriebe aus über 60 Berufsgruppen, schnell und einfach, sortiert nach Bezirken, Gemeinden und Sektoren! Dabei können Sie auch ganz gezielt nach spezifischen Produkten und Dienstleistungen suchen! Das lvh-Handwerkerportal ist der direkte Weg zu den Fachbetrieben, die das Handwerk und den Dienstleistungssektor in Südtirol prägen. Ein ausgeklügeltes Bewertungssystem liefert Ihnen außerdem eine gute Entscheidungsgrundlage für die richtige Wahl Ihres Handwerkers, denn die beste, zuverlässigste und vertrauenswürdigste Entscheidungshilfe ist immer noch die persönliche Empfehlung von anderen Kunden, die ihre Erfahrungen mitteilen.
Alle Mitglieder des lvh.apa Wirtschaftsverbandes Handwerk und Dienstleister sind automatisch in der neuen Handwerkersuche angeführt und können von allen Bürgern darin gefunden werden. Mittlerweile ist die Präsenz im Internet ein absolutes Muss für jeden Unternehmer geworden, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu sein. Nutzen auch Sie diese Chance! Der Eintrag auf www.meinhandwerker.lvh.it ist für lvh.apa-Mitglieder kostenlos.“
Gleichzeitig wirbt man auf der Homepage mit einem „Premium Eintrag“. Dazu heißt es: „Sie sind Handwerker oder Dienstleister? Sie wollen Neukunden erreichen? Eine Top Platzierung im Internet? Den Werbeerfolg messen?“.
Eine tolle Initiative des lvh.
Der Hintergrund
Was aber kaum jemand checkt. Das Ganze ist nicht eine Verbandsinitiative, sondern eine kommerzielle Operation. Der Verband verkauft oder bessere gesagt verschenkt die Daten seiner gesamten Mitglieder an ein privates Unternehmen. Das Ganze ist dabei geschickt getarnt, durch eine entsprechende Onlineplattform, die in der Bezeichnung das Kürzel „lvh“ trägt.
Doch in Wirklichkeit - wie es könnte es anders sein - verkauft ein Verband seine Mitglieder damit dem Medienkonzern „Athesia“.
Nur wer auf den Bereich „Impressum“ klickt (und wer tut das schon) wird erfahren, dass die Plattform www.meinhandwerker.lvh.it. in Wirklichkeit der „First Avenue GmbH“ gehört. Die First Avenue ist eine Tochter der „Athesia AG“, die nicht nur Südtirols größte Außenwerbungsagentur ist (macht die Plakatwerbung an Südtirols Bushaltestellen), sondern auch für alles Athesia-Onlineportale Werbung sammelt und verkauft.
Nur wer wirklich recherchiert, wird merken, wo er oder sie als Handwerker, damit landen. Dass die gesamte Operation sehr nahe an einer Täuschung liegt, macht die Vorgangsweise deutlich, dass man den Inhaber der Plattform erst im Kleingedruckten finden, während man bewusst mit dem Verbandsnamen und Verbandslogo wirbt.
Die Ironie der Geschichte: Für unlautere Geschäftspraktiken ist von Amtswegen die Südtiroler Handelskammer zuständig. Dort heißt der Präsident Michl Ebner und ihm gehört die Mehrheit an der First Avenue.
Früher nannte man so etwas Bauernfänger. Heute passt Handwerkerfänger wohl besser.
Please login to write a comment!
Das heißt also, eine
Das heißt also, eine Verlagsholding stellt einem Verband ein Software-Tool zur Verfügung. Damit haben die Handwerker*innen eine Mini-Webseite zur Verfügung, auf der sie ihre Leistungen vorstellen können. Kostet der "Premium-
Eintrag" etwas? Wer kassiert? Warum kann der lvh nicht selber so eine Plattform bereitstellen?
"Die Ironie der Geschichte:
"Die Ironie der Geschichte: Für unlautere Geschäftspraktiken ist von Amtswegen die Südtiroler Handelskammer zuständig. Dort heißt der Präsident Michl Ebner und ihm gehört die Mehrheit an der First Avenue."
Wenn der Stammbaum ein Kreis ist. Willkommen in Südtirol!
Die unzureichende
Die unzureichende Beherrschung der deutschen Sprache müsste eigentlich Hinweis genug sein, dass hier die Athesia die Hände im Spiel hat.
La storia è un po' più
La storia è un po' più complessa.
Molti anni fa il portale meinhandwerker non era di Firstavenue ma di una ditta (Sexta) che possedeva anche i portali restaurants.st, shopping.st, bars.st e diversi altri. Con questa ditta l'lvh/apa aveva stretto l'accordo per il portale meinhandwerker in quanto questi si occupavano anche del marketing e della commercializzazione. Fin qui nulla di male in quanto l'idea era di aiutare gli artigiani poco avezzi con la tecnologia ad avere una presenza sul web.
Poi la ditta ha chiuso i battenti e venduto tutti i portali a Firstavenue compresa la gestione di meinhandwerker.
A quel punto lvh/apa si è trovata in casa Firstavenue.
Più interessante sarebbe forse capire quali sono i veri numeri di Firstavenue che vende un sacco di spazi pubblicitari su propri portali tutti autoreferenziali. Una serie di scatole più o meno vuote i cui dati statistici sono tutti in mano loro e che comunque immagino vengano venduti insieme ai vari pacchetti pubblicitari.
Ma quanto realmente efficaci? Dall'insuccesso di Cippy (che avevo predetto appena uscito) alla vendita di Sentres se ne son viste di cose.
bin eigentlich nicht
bin eigentlich nicht schlüssig geworden, wo hier das Problem liegt. Der lvh nutzt eine mehrfach vorhandene Suchplattform und der Betreiber ist im Impressum vermerkt und für jeden sichtbar ...
Der Korrektheit halber kann
Der Korrektheit halber kann hinzugefügt werden, dass die 1.0 Version von einem kleinen Internet-Unternehmen konzipiert und aufgebaut wurde. Schon damals gab es kostenpflichtige Premium-Einträge. Der Deal war wohl jener: LVH kriegt die Plattform ziemlich günstig und das Internet-Unternehmen hat nach dem Mini-Gratis-Eintrag schon mal die Daten des Unternehmens. Danach hat diese IT-Firma sukzessive alle Betrieb abgeklappert um Premium-Verträge (zum eigenen Nutzen) zu verkaufen. Diese IT-Firma wurde dann eben irgendwann von First-Avenue übernommen. So wie First-Avenue (für Athesia) auch viele andere Internetportale und Plattformen aufgekauft hat.
p.s. die damals jungen "Verkäufer" sollen durchaus zufrieden mit dem Übernahme-Angebot gewesen sein.
Die meisten Menschen
Die meisten Menschen verstehen nicht, dass Daten die Grundlagen für Umsatz sind. Wenn früher eine Auslage Begehrlichkeiten erfüllt hat, werden heute Menschen individuell relevante Information geliefert. zB per Smartphone, rechtzeitig, bevor die Person selbst daran gedacht hat, dass es ein Bedürfnis gibt. (erst kürzlich war ein Artikel* hier, der sich damit ansatzweise beschäftigt).
Im Fall dieses Handwerksportals, wird für die Eigentümer alles sichtbar: wo welche Nachfrage entsteht, wer wie eingeschätzt wird, wo welche Optimierungen, Übernahmen, Neugründungen etc wirtschaftlich gute Aussichten haben. Die Grundlage für eine Wertschöpfungskette, die unendlich ausbaubar wird. Sichtbar wird das oft erst, wenn dann eine Unternehmen für viel Geld übernommen wird. Das Perfide daran ist, dass viele glauben, in unserer Welt sei etwas „kostenlos“ und dabei sind es nur Investments…
* https://www.salto.bz/de/article/08022022/pasquali-ecosteer-datenwirtsch…