Metzger in Bedrängnis

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Die Staatsanwaltschaft hat im Verfahren gegen mehrere Fleischfabriken in Norditalien 14,6 Millionen Euro beschlagnahmt, auch der Lebensmittelhändler ASPIAG als Teil der SPAR Austria-Gruppe ist betroffen. Den Betrieben in Trentino-Südtirol, im Veneto und in der Lombardei werden Steuervergehen vorgeworfen: Sie sollen illegal Hunderte unterbezahlte ausländische Arbeitskräfte beschäftigt haben, die von dem Unternehmen Meats Service Srl in Neapel (Kampanien) vermittelt wurden.
Neben einem Unternehmer und einem Steuerberater aus Kampanien ist auch ein Bozner Würstelstand-Betreiber in Hausarrest, er soll für die Betreuung der Arbeitskräfte zuständig gewesen sein. „Mir fehlen leider konkrete Informationen in dieser Causa, um detailliert antworten zu können. Generell lehnen wir natürlich die Ausstellung von Scheinrechnungen, Mehrwertsteuerbetrug und die Vermittlung unterbezahlter Arbeitskräfte entschieden ab“, erklärt Thomas Ferrazin von der ASGB-Fachgewerkschaft Nahrungsmittel.
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Klaus Kofler: „Der Fachkräftemangel betrifft auch uns und Schwarzarbeit ist in vielen Sektoren ein Problem.“ Foto: Koflers Delikatessen
„Der Fachkräftemangel betrifft auch uns und Schwarzarbeit ist in vielen Sektoren ein Problem“, so Klaus Kofler, stellvertretender Obmann der Südtiroler Metzger im Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister (lvh). Ob das Vorgehen der Meats Service Srl unrechtmäßig war, ist noch unklar. Das Bozner Freiheitsgericht hat inzwischen den Antrag der Firma Hauser Carni aus Mezzocorona abgelehnt, die Beschlagnahmung der Gelder aufzuheben. Bis auf ASPIAG fordern auch die übrigen Unternehmen ihr Geld zurück, darüber soll diese Woche entschieden werden.
Größter Schlachthof stellt Betrieb einAußerdem stehen die Südtiroler Metzger noch vor einem ganz anderen Problem: Der Pächter des Schlachthofs in Bozen Süd will die Anlage nicht weiter betreiben, da sie veraltet sei. Darauf hingewiesen sei schon seit langem worden. Rund die Hälfte der geschlachteten Tiere in Südtirol werden vom Kleintierzuchtverband in Bozen Süd geschlachtet, das sind 15.000 Tiere pro Jahr.
Landesrat Luis Walcher hat nun angekündigt, dass ein neuer und kleinerer Schlachthof gebaut werden soll. In Bozen Süd können bis Ende des Monats noch kleine Tiere zur Schlachtung geliefert werden, dann muss eine andere Lösung her: Bürgermeister Claudio Corrarati trifft sich heute mit Technikern für einen Lokalaugenschein, um die nächsten Schritte zu besprechen, und der lvh wird anschließend informiert.
„Jetzt hat das Schauspiel seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Leidtragenden sind Bauern, Metzger und auch die Gastronomie, die das vielgepriesene Fleisch aus Südtiroler Produktion nun vielleicht von den Speisekarten nehmen muss“, teilt der SVP-Landtagsabgeordnete Franz Locher mit. „Der Schlachthof hätte bereits vor vielen Jahren grundlegend modernisiert oder neu gebaut werden müssen. Der Kleintierzuchtverband weist seit Jahrzehnten darauf hin“, erklärt auch der Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan in einer Mitteilung an die Medien.
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