Economy | Bauern

Nicht die Landwirtschaft hat Schuld

Der Direktor des Südtiroler Bauernbundes Siegfried Rinner reagiert auf den offenen Brief des Künstlers Erich Kofler-Fuchsberg. Rinner: Schuster, bleib bei deinem Leisten.
Rinner, Siegfried
Foto: SVP
Es war vorhersehbar: Vor der zuständigen Landespolitik wird sich der Bauernbund zu Wort melden.
Am Dienstag hat salto.bz ein Schreiben abgedruckt, das der Naturnser Künstler Erich Kofler Fuchsberg vergangene Woche an Landeshauptmann Arno Kompatscher, seinen Stellvertreter Arnold Schuler, Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer und den Chef der SVP-Arbeitnehmer Helmuth Renzler geschickt hat. Zur Kenntnis ging das Schreiben auch an die oppositionellen Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa und Hanspeter Staffler (Grüne), Paul Köllensperger (Team Köllensperger) und Diego Nicoloni (M5S), sowie an die Verbraucherzentrale und den ASGB.
In der Mail mit dem Betreff „Landwirtschaft und Politik setzt sich Erich Kofler Fuchsberg kritisch mit dem Steueraufkommen in der Südtiroler Landwirtschaft, die Agrarpolitik der Landesregierung und die Tätigkeit des Versuchszentrums Laimburg auseinander.
Noch am selben Tag hat der Südtiroler Bauernbund auf die Kritik reagiert. Bauernbundsdirektor Siegfried Rinner hat uns folgende Stellungnahme zukommen lassen, die wird gerne abdrucken.
 

„Gefühl nicht Fakten“

 
Siegfried Rinner schreibt:
 
„Der Vinschgau zählt zu den strukturschwachen Gebieten Südtirols. Das Tal ist deshalb als Leader-Gebiet ausgewiesen, das EU-geförderte Wirtschaftsprogramme auflegen darf. Der Landwirtschaft die Schuld für das niedrige Einkommen in einigen Vinschger Gemeinden zu schieben, wird somit nicht funktionieren.
Unabhängig davon, ist ein Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und niedriger Einkommenserklärung, wie im Beitrag kolportiert, nicht durch Zahlen zu belegen. Landwirtschaftsintensive Gemeinden wie Naturns, Plaus und Prad zählen keineswegs zu den einkommensschwächsten Gemeinden des Tals. Sie finden sich mit einem durchschnittlichen Jahresbruttoeinkommen von 19.142 Euro (Naturns), 19.156 Euro (Plaus) und 19.195 Euro (Prad a. Stj.) im unteren Mittelfeld der Südtiroler Gemeinden wieder (Gesamtdurchschnitt: 21.731 Euro).
Vergleicht man die Südtiroler Gemeinden nach ihrer landwirtschaftlichen Intensität sowie dem erklärten Durchschnittseinkommen, so lässt sich keinerlei Korrelation feststellen.
 
 
Es gibt in Südtirol Gemeinden mit hohem Einkommen und wenig Intensiv-Landwirtschaft genauso wie Gemeinden mit niedrigem Einkommen und viel Intensiv-Landwirtschaft oder Gemeinden, bei denen beide Werte gleichermaßen niedrig oder hoch sind. Klassische Obst- und Weinbaugemeinden wie Algund, Burgstall oder Eppan zählen z. B. gleichzeitig zu den einkommensstärksten Gemeinden Südtirols.
Das geringe Durchschnittseinkommen in Vinschger Gemeinden hat nichts mit der Landwirtschaft zu tun. Der Grund ist ein anderer und hinlänglich bekannt: die wirtschaftliche Strukturschwäche des Tals.
Kurzum: Was Herr Kofler Fuchsberg behauptet, ist ein Gefühl und hat nichts mit Fakten zu tun.
Die Landwirtschaft hat eine besondere Aufgabe, eine besondere Produktion unter freiem Himmel und einen besonderen Markt. Die Zuständigkeiten für dieses Steuersystem liegen in Rom. Das Pauschalsystem ist angepasst an landwirtschaftliche Kleinbetriebe und berücksichtigt das öffentliche Interesse an preiswerten Lebensmitteln und einer kleinstrukturierten Landwirtschaft. Mit der Flat tax wird eine verwandte Besteuerungsform derzeit auch auf Klein- und Kleinstbetriebe anderer Sektoren ausgeweitet.
Ich habe durchaus Verständnis für die künstlerische Freiheit, aber bei diesem Artikel gilt wohl eher der Spruch: „Schuster, bleib bei deinem Leisten“.
 
Am Ende des gestrigen Salto-Artikels war zu lesen. „Ob der Naturnser Künstler Antworten auf seine Fragen bekommt, wird sich zeigen. Sicher ist: In der Zentrale des Südtiroler Bauernbundes wird man eine geharnischte Antwort vorbereiten“.
Wie gesagt.