Sommerfrische
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Sommerfrische

Kurzer Brief zur Sommerpause. Ein Debattenbeitrag zu ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Aspekten des Schwangerschaftsabbruchs.
  • Das Schuljahr ist zu Ende, und so kommt dieses letzte k&v pünktlich vor der Sommerpause gleich mit doppeltem Inhalt: einer guten Nachricht und einer Sommeraufgabe, zu erledigen an den rar gewordenen Regentagen im Hochsommer.

    Zuerst zur guten Nachricht: Eine „azione popolare“ hat dazu geführt, dass in Rom die Trägheit der öffentlichen Verwaltung geregelt wird, und zwar hinsichtlich des Verbleibs von Abgetriebenem. 

     

    Keine Namen, keine Kreuze – außer die Frau wünscht es so.

     

    Endlich ist es so weit, und die Frauen entscheiden selbst darüber, was mit den abgetriebenen Embryonen und Föten passiert. Keine Namen, keine Kreuze – außer die Frau wünscht es so. In Rom (und nicht nur dort) wurde bisher schlichtweg ignoriert, was eigentlich seit Jahrzehnten durch das italienische Gesetz 194 geregelt sein sollte, nämlich Privatsphäre und Selbstbestimmungsrecht der Frauen. Das Gesetz sieht vor, dass die Eltern innerhalb 24 Stunden eine Beerdigung einfordern können. Tun sie das nicht, entscheidet das Krankenhaus über die Entsorgung. In der Praxis bedeutet das vielerorts, dass religiöse Vereine auf eigene Faust Bestattungsrituale durchführen. So gibt es im Friedhof Flaminia, einem der größten Friedhöfe in Europa, einen Bereich für Föten aus spontanen genauso wie therapeutischen Schwangerschaftsabbrüchen, die ohne den Konsens der Frauen beigesetzt wurden. Dafür aber – ganz öffentlich - mit deren Vor- und Nachnamen auf Kreuzen. 

    Dreimal dürft ihr raten, welche religiösen Vereine sich da wieder und wieder über das Gesetz hinwegsetzen, die Privatsphäre der Frauen verletzen, moralischen Druck aufbauen und ideologische Angriffe gegen das Recht auf Abtreibung ausüben. Wahrscheinlich reicht einmal raten, um auf die No-Choice-Vereine zu kommen, die wie ein bösartiges Gewächs in allen Alltagsbereichen wuchern und einen medizinischen Akt in eine Symbolhandlung verwandeln. Dazu empfehle ich wärmstens, den ARTE Dokumentarfilm „Abtreibung – der neue Kreuzzug“ von Alexandra Jousset und Andrea Rawlins-Gaston anzusehen. Der Film mag zwar nicht mehr ganz frisch sein (2017), ist heute aber so aktuell wie vor acht Jahren und regt eine kritische Debatte über ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte des Schwangerschaftsabbruchs an. Das ist meine Empfehlung für die Sommerpause von k&v!

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Salto User
Milo Tschurtsch Tue, 06/17/2025 - 21:53

Werte Frau Clignon, auch Sie müssen zur Kenntnis nehmen dass es Menschen gibt, die den Beginn neuen Lebens ab dem Zeitpunkt der Empfängnis und nicht erst ab einem von der Politik beliebig gewähltem Zeitpunkt ansehen. Ein Standpunkt der legitim ist.
Deshalb ist es diesen Menschen wichtig dass allen jenen Ungeborenen die wegen medizinischer Aspekte oder auch nur weil deren Leben als nicht lebenswert erachtet wurde, abgetrieben wurden, dieselbe Würde nämlich die einer Bestattung zuteil wird.
Jetzt kann man von "Zellhaufen" oder wie Sie von "AbgetriebeneM ! " sprechen und das zumeist unerwünschte menschliche Leben als Sache ansehen, die man wie Müll problemlos "entsorgen" könne , es gibt halt Menschen die haben noch Ehrfurcht vor dem Geheimnisvollen, dem "Lebensfunken" der gezündet wurde und der unter normalen Umständen das Licht der Welt erblickt hätte. Diese Menschen sind noch angehaucht vom Unbegreiflichen und Ungreifbaren und nicht dem unbedingten Materialismus oder Nihilismus verfallen.
Aber wie dem auch sei, den Skandal sehe ich nicht in evtl. Bestattungen von (AbgetriebeneM (mit oder ohne Zustimmung der Mütter ?), sondern im Umstand dass es den Frauen offenbar immer noch an den intellektuellen Fähigkeiten mangelt, zu realisieren dass es heutzutage möglich ist eine Schwangerschaft zu verhindern, denn wie lassen sich sonst die vielen nicht gewollten Schwangerschaften und die daraus folgenden (nicht medizinischen) Abbrüche erklären ? Ein Kondom in der Handtasche genügt, das wird doch wohl intellektuell hinzukriegen sein.
Aber wahrscheinlich ist es vielen auch egal, das Malheur kann ja wieder hingebogen werden, "Entsorgung" inbegriffen.
Die Gesellschaft, bezahlt es ja, wenn nötig auch öfters. Die politische Konstellation entscheidet es momentan so. Da haben Sie recht.
Aber vom ethischen Standpunkt aus gesehen dagegen zu sein ist ebenso legitim und eine gesellschaftliche Änderung dieses Thema betreffend anzustreben, ebenso.
Denn man kann demokratisch immer mitreden und mitbestimmen wie ethisch verfahren werden soll, bzw. in diesem Fall wer das bezahlen soll (Stiftung?) , weil eine ungewollte Schwangerschaft eben kein unvermeidliches Schicksal darstellt.
Gesellschaftlich- demokratische Prozesse anzustoßen ist allemal wünschenswert und soll nicht tabubehaftet sein.

Tue, 06/17/2025 - 21:53 Permalink