Winterspaß ohne Handy
![Projekt Beyond Screens am Würzjoch](/sites/default/files/styles/ar/public/2025-02/beyond_screens_2.jpeg?h=e5aec6c8&itok=iWA-X11r)
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Das Forum Prävention will junge Menschen daran erinnern, dass es auch ein Leben fernab von Smartphones und Internet gibt. „Es geht nicht darum, die Digitalisierung zu verteufeln“, erklärt Florian Pallua, Koordinator der Fachstelle Jugend beim Forum Prävention. Beispielsweise gebe es online viele queere Vorbilder für jungen Menschen, die für den eigenen Lebensweg Inspiration geben. „Aber wir sollten nicht vergessen, dass gewisse Entwicklungsschritte nur im realen Leben möglich sind“, so Pallua.
Das Projekt Beyond Screens setzt genau hier an: Vom 3. bis 7. Februar 2025 haben die drei Jugendbetreuer Josef Mair, Lucas Peretto und Gabriel Chiochetti auf der Almhütte Ütia de Pütia am Würzjoch 2.006 Meter über dem Meeresspiegel mit Jugendlichen fünf Tage ohne Handy verbracht. Die Teilnehmer*innen haben das eigene Smartphone freiwillig abgegeben – so entsteht ein Raum, den sie ohne Ablenkung erleben können.
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Tiefgründige Gespräche bei Sonnenaufgang, gemeinsam kochen oder spielen, Partys mit Musik alter CDs und Spaß im Schnee waren Teil des Programms. In offenen Diskussionsrunden tauschten sich die Jugendlichen darüber aus, wie der Verzicht auf das Smartphone ihren Alltag und zwischenmenschliche Beziehungen beeinflusst. „Der bewusste Ausstieg aus dem digitalen Alltag hat uns gezeigt, wie bereichernd echte Gespräche und gemeinsames Erleben sind. Der größte Spaß entsteht aus dem Verbringen gemeinsamer Zeit. Und das mit Menschen, die sich zu Beginn des Projektes überhaupt nicht kannten“, so eine der Teilnehmerinnen.
„Mir ist aufgefallen, dass ich mich im Alltag viel zu oft von den Inhalten des Smartphones ablenken lasse, anstatt mich mit mir selbst, meinen Schwächen und meinen Potenzialen zu beschäftigen. Ich habe so viel über mich gelernt und das nur, weil ich mich gezwungen habe mich auf dieses Abenteuer einzulassen”, sagt ein anderer Teilnehmer.
Eine weitere Besonderheit des Projektes Beyond Screens ist, dass die Idee des Projektes von jungen Menschen selbst stammt und sie eigenständig von ihnen umgesetzt wird. „Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Es war wunderschön feststellen zu können, wie sich der soziale Zusammenhalt in kurzer Zeit stärkte und wie viele neue und kreative Impulse dadurch entstanden. Am meisten erstaunt hat uns der hohe Grad an Selbstreflexion der Teilnehmer*innen”, erklären Mair, Peretto und Chiochetti.
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„Das Projekt verdeutlicht, dass ein temporärer Verzicht auf digitale Medien weit mehr als nur einen Trend darstellt – er kann zu einem nachhaltigen Bewusstseinswandel beitragen und jungen Menschen helfen, ihre sozialen Kompetenzen zu stärken und ihre Potenziale zu erkennen”, erklärt Pallua. „Es ist wichtig, auch mal Langeweile auszuhalten. Wir wissen selbst, wie schnell man zum Handy greift, um auf TikTok oder Instagram zu scrollen, weil ich auf den Bus warte oder in einem Raum bin, wo ich niemanden kenne.“
Dass Jugendliche viel Zeit vor einem Bildschirm verbringen, bestätigte kürzlich eine Studie der Postbank in Deutschland: Durchschnittlich verbringen derzeit junge Menschen 4,6 Stunden pro Tag für Schule, Ausbildung oder Studium online, 2023 waren es 4,3 Stunden und 2019, zu Beginn der Befragungsreihe, nur 2,5 Stunden. Im Jahr 2024 verbrachten sie pro Woche insgesamt 71,5 Stunden im Internet. Das meist genutzte Gerät ist das Smartphone (38,7 %), es folgt das Tablet (10,8 %) und der Laptop (5,3 %).
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Es sind meines Wissens mehr als 4,5 Stunden tägliche ,,Bildschirmzeit" (= Lebenszeit...). Die Mehrzahl der Staaten/Länder und die (autonomen...) Schulen haben NOCH nicht reagiert: Kinder und Jugendliche müssten geschützt werden. GESCHÜTZT, JAWOHL!