Von Karanlik und Yuta

Als die erste der drei Performances vorbei war, begab man sich zur Drusus Brücke, genauer zur Fahrradunterführung, wo etwas Erstaunliches geschah: Obwohl die gleichen Worte und Aktionen durchdekliniert wurden, war die Wirkung eine vollkommen andere. Das verbliebene Streulicht des Tages störte hier nicht mehr die Immersion in einen Zustand der Angst und Angstüberwindung. Finsternis und vorbeihuschende Fledermäuse schafften die Atmosphäre, die engeren Verhältnisse zwangen zu größerer Nähe zum Geschehen, das Symbolische handeln verlor dabei auch etwas an Distanziertheit und Abstraktheit. Die Performance wirkte im neuen Kontext als wäre sie eine neue. Die Künstlerinnen Sööt und Zeyringer traten nicht mehr mit einer Einleitung in den Vordergrund, was das Geschehen unmittelbar machte, sie hielten sich als Lichtgestalterinnen am Rand, bei den beiden Scheinwerfern, die die Szene ausleuchteten.
Beim dritten Stopp im Petrarca Park herrschte nach wie vor die notwendige Dunkelheit, aber auch wieder größere Distanz: Das Gelände ermöglichte etwas größeren Abstand, welchen ein Kameramann und eine Tonangel für sich beanspruchten, zur Dokumentation des Geschehens. Die Performance wirkte auch hier, besser als am Anfang, etwas weniger als in der Mitte. Die Frage, ob diese symbolische Flussrückeroberung etwas gebracht hat, stellt sich fast nicht: Sie hat mit Sicherheit den Perfomer:innen etwas gebracht, so persönlich war die Ausarbeitung durch die beiden Künstlerinnen – gerade die beiden Statements die zum Begriff „Prejudice“ über gemischte Herkunft und zu dem englisch ausgesprochenen Buchstaben „Y“ gestellte Frage hinterließen eine Spur. Wer weiß, wie viele aus dem Publikum den Fluss nach der von lungomare organisierten Performance ein klein wenig anders sehen…
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