Presseschau zu Katalonien
Nach der inoffiziellen Volksbefragung in Katalonien hat der katalanische Regionalpräsident Artur Mas Verhandlungen über mehr Autonomie gefordert. Die Kommentatoren in den europäischen Zeitungen meinen, dass Madrid um Zugeständnisse nicht herumkommt.
Trotz der großen Mehrheit mit der die Katalanen am Sonntag für die Unabhängigkeit von Spanien gestimmt haben, könnte sich ein Entgegenkommen Madrids bezahlt machen, meint die österreichische Tageszeitung Die Presse: "Regionalpremier Artur Mas wird von seiner Forderung nicht abrücken, eine rechtlich anerkannte Abstimmung über die Unabhängigkeit abhalten zu lassen. Viel zu stark ist der Druck der Nationalisten. Am Zug sind also die Politiker in Madrid. Als erstes Ziel sollten sie sich setzen, das Vertrauen der Katalanen zu gewinnen. Verhandlungen über einen neuen Finanzausgleich könnten ein wichtiges Signal ein. Aber vor allem sollte Madrid die Möglichkeit einer Sezession zumindest in Erwägung ziehen."
Die italienische Tageszeitung La Stampa befürchtet hingegen eine Patt-Situation zwischen Barcelona und Madrid, die den Beziehungen weder auf spanischer noch auf katalanischer Seite etwas bringt. Der katalanische Regierunschef Artur Mas wurde bereits wegen Ungehorsams und Amtsmissbrauchs angezeigt: "Il governo di Mas ha pubblicizzato la votazione con spot istituzionali, ha messo a disposizione i locali per «votare», ha prodotto le schede scaricabili dal suo sito e ha persino annunciato i risultati. I reati sono tre: disobbedienza alla Corte Costituzionale, abuso di potere e sperpero di denaro pubblico."
Im Spiegel-Online-Interview erklärt der katalanische Historiker Joaquim Coll, was passieren müsste, damit die Strategie von Artur Mas aufgeht. Allerdings werde Madrid keine Verfassungsänderung zulassen, damit ein autorisiertes Referendum stattfinden kann: "Die intelligenteste Lösung wäre, dass die regierenden Konservativen sich mit den Sozialisten auf die Reform der Verfassung hin zum Föderalismus einigt. Diesen Vorschlag haben die Sozialisten gemacht. Ein föderales System könnte die Besonderheit Kataloniens anerkennen. Das würde den Sezessionisten den Wind aus den Segeln nehmen. Aber das wird, fürchte ich, nicht der Weg von Premier Rajoy sein."
Die dänische Tageszeitung Berlingske warnt nach der inoffiziellen Volksbefragung in Katalonien vor weiteren Trennungsbestrebungen innerhalb der EU: "Wenn die EU dem zunehmenden Nationalismus, dem steigenden Verlangen nach neuen Grenzen und dem Widerstand gegen die Offenheit begegnen will, muss sie mehr liefern als Beschwichtigungen.Die nationalen Regierungen und die EU müssen die Sorgen ernst nehmen. Europa kann kein Interesse daran haben, dass neue Mauern und Grenzen die Entwicklung behindern. Das Wichtigste ist die Erkenntnis, dass genau das passieren kann. Und dass die weitere europäische Integration keine Selbstverständlichkeit ist, wenn die Bürger sie nicht unterstützen."
Sí a la independència de
Sí a la independència de Catalunya, si es desitja, pels catalans. Llarg de Barcelona en viu i la seva cultura!