Culture | Magnago-Gedenkjahr

Blumige Autonomie, rosiger Kreisverkehr

Mit dem morgigen 15. Mai bekommt Südtirol eine neue Rose. Sie wird den Namen der Frau von Autonomievater Silvius Magnago tragen. Mancherorts wächst sie schon.
Mauro Podini
Foto: Mauro Podini
  • Am morgigen Tag der Eisheiligen Sophie ist es so weit. Es kommt zur Taufe einer Rose: der neuen, sogenannten Sophia Magnago-Rose. Wer aber war Sophia Magnago? 
    Bei der in Vergessenheit geratenen Sophia handelt sich um die 1912 in Essen geborene Sophia Cornelissen. 1943 hatte sie den jungen Soldaten Silvius Magnago – nachdem sie sich in Rom kennengelernt hatten – geheiratet. Nur kurze Zeit nach der Hochzeit verlor Silvius Magnago ein Bein durch die Explosion einer Handgranate. Nach dem Krieg ließ sich das junge Paar in Bozen nieder. Er ging in die Politik, sie zum Rundfunk, schrieb Drehbücher für Spielfilme (die nicht verfilmt wurden), oder spielte regelmäßig auf lokalen Theaterbühnen. Gemeinsam veranstalteten die Magnagos in den ersten Nachkriegsjahren auch legendäre Kostümfeste in ihrer Wohnung in der Runkelsteinerstraße: Bolzano bene.
     

    Sie hat auch den ersten Film, den der Sender Bozen der Rai in Farbe ausgestrahlt hat, mit mir gedreht: Südtiroler Weihnacht

  • Autonomie im Kreisverkehr: Der Vater der Autonomie mit Frau, im Dorf des "Enkels" der Autonomie. In Völs. Foto: Mauro Podini

    Während über Silvius Magnago ab den 1950ern immer häufiger in den lokalen Medien berichtet wird, ist über seine Frau lediglich nur ab und zu im Kulturteil zu lesen und zu hören. Landesweite Bekanntheit erlangte die Gattin des Landeshauptmannes mit der von ihr gestalteten Sendung Die Welt der Frau im Radio, mit der sie zu ihren eigentlichen beruflichen Wurzeln, dem Rundfunk, zurückkehrte. Aber sie machte auch Fernsehen. Der Filmemacher Wolfgang Penn erinnert sich an das TV-Magazin Frau im Blickfeld, welches er mit Sophia Magnago gestaltete. „Sie hat auch den ersten Film, den der Sender Bozen der Rai in Farbe ausgestrahlt hat, mit mir gedreht: Südtiroler Weihnacht“, so Penn. Sophie Magnago hantierte in gewisser Hinsicht im Hintergrund, zog von dort aus mit viel Fachwissen zur Medienwelt die Fäden. Nun soll sie mit einer ihr gestifteten Rose zu längst fälligen Ehren kommen und etwas in den Vordergrund gerückt werden. Fragen zu ihrem Leben aber bleiben freilich noch reichlich. 
     

    Vielleicht gibt es zu diesem prominenten Hausbewohner im Hause Magnago noch Belege in den lokalen Archiven, die einen neuen Blick auf den Vater der Autonomie geben. 


    Im Buch über die Figur Felix Gasbarra verliert der Publizist und Sohn Gasbarras Gabriel Heim 2023 einige Zeilen über die Magnagos in den ersten Nachkriegsjahren, wenn er über die Zusammenarbeit Gasbarras mit Sophia Cornelissen berichtet: „Die beiden kennen sich aus dem Palazzo della Radio in Rom, wo auch Cornelissen bekannt war, bevor sie 1943 die Frau von Magnago wurde und etwa zur selben Zeit wie Gasbarra nach Bozen siedelte. Mit ihr und dem langjährigen Südtiroler Landeshauptmann Silvius Magnago pflegte Gasbarra einige seiner wenigen Bozner Freundschaften.“ In einem Brief Gasbarras aus dem Jahr 1954 (der SALTO vorliegt) heißt es dazu: „Das neue Zimmer, das ich der Vermittlung von Frau Magnago verdanke und in der Nähe meines alten Zimmers bei den Toggenburgs liegt, befindet sich im Souterrain, was mir nicht unangenehm ist, da ich es auch benutzen kann. Über mir wohnen Magnagos, sodass ich notfalls mich an jemanden wenden kann, der nicht ganz fremd ist. Auch die Leute, die neben mir wohnen, sind freundlich, einfache Menschen, er ist Gärtner.“  Welcher Tätigkeit Felix Gasbarra, der in seinem Leben vom Kommunisten zum Faschisten mutierte und laut seinem Theaterkumpel Erwin Piscator nebeneinander als „Bildhauer, Redakteur, Schriftsteller, Übersetzer, Verleger, Dramaturg, Bergsteiger und Landwirt“ beschäftigt war, tatsächlich im Haus der Magnagos nachging, ist nicht näher bekannt. Vielleicht arbeitete er als Spin-Doctor für Silvius, oder war er gar Liebhaber von Sophia? Beides wäre – entsprechend dem Lebenslauf Gasbarras – vorstellbar. Alles nur Vermutungen. Vielleicht finden sich zu diesem prominenten Hausbewohner im Hause Magnago noch Belege in den lokalen Archiven, die unter Umständen sogar einen neuen Blick auf den Vater der Autonomie geben. 

  • Rosige Zeiten: Am morgigen 15. Mai gibt es ab 10 Uhr duftende Sophia-Rosen auf dem durchaus lustlos gestalteten Platz, der nach dem Rosenliebhaber und Landeshauptmann Silvius Magnago benannt wurde. Foto: Ivo Corrà

    „In diesem Jahr jährt sich der Todestag von Silvius Magnago zum 15. Mal“, schreibt der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen in seiner Einladung zum morgigen Rosenspektakel für Silvius Magnago und Frau. Und weiter: „Es war ein Leben für die Politik, im Einsatz für das Land. Im Hintergrund blieb dabei immer seine Frau Sophia Cornelissen-Magnago. Dabei war sie nicht nur diejenige, die für Frohsinn im Hause Magnago gesorgt hat, sie war auch eine, die schon früh für eigenständiges Frauenleben stand.“ Gemeinsam mit der Silvius-Magnago-Stiftung, der Vereinigung der Südtiroler Gärtner im Südtiroler Bauernbund und dem Südtiroler Gemeindeverband wird zur feierlichen Rosentaufe um 10 Uhr auf den Silvius-Magnago-Platz in Bozen geladen, um die gemeinsame Leidenschaft des Paares Magnago – die Rosen – zu würdigen und, um am Tag der Kalten Sophie eine Rose auf den Namen von Sophia Magnago zu taufen, sowie gleichzeitig „dem Einsatz der Frauen, die im Hintergrund bleiben,“  zu gedenken. Am 25. Mai findet dann zu Silvius Magnagos 15. Todestag um 10 Uhr im Dom zu Bozen eine Gedenkmesse statt. Wohl sicherlich mit reichlich Sophia-Rosen. Diese sind übrigens bereits in Umlauf – etwa auf der großen rosigen Verkehrsinsel im Heimatdorf des aktuellen Landeshauptmanns Arno Kompatscher in Völs. 
    Autonomie und Rosen verbinden eben – können bei Unachtsamkeit aber auch schmerzhafte Folgen haben.

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Günther Stocker Wed, 05/14/2025 - 15:08

Dorf des "Enkels" der Autonomie.

Zum Glück ist Enkel unter Anführungszeichen.

Heute haben in der SVP mit Magnago nur ganz ganz wenige noch was am Hut, vertreten noch wichtige Ideale.

Wed, 05/14/2025 - 15:08 Permalink