Politics | Landtag

Landtags-Inferno

Wie eine Klasse wenige Tage vor Schulschluss, so verhielt sich der Landtag in seiner heutigen Sitzung.
Kompatscher, Landtag
Foto: LPA/Fabio Brucculeri
In der gestrigen Sitzung ging es, wie berichtet, hoch her. Während die halbe Regierungsbank fehlte, nutzte die Opposition die Gelegenheit, mit der Regierung abzurechnen. Das Schauspiel setzte sich heute fort: „Un inferno“, hörte man Landtagspräsidentin Rita Mattei im Foyer fluchen, während einige SVP-Landtagsabgeordnete versuchten, ihre Kollegen und Kolleginnen in die Aula zu schaffen. Drinnen, hatte man den Eindruck, lagen die Nerven blank und die Debatte erreichte einen ihrer Höhepunkte, als Sven Knoll Landtagspräsidentin Rita Mattei aufforderte, die Landtagsbar zu schließen, da die Abgeordneten der Mehrheit offenbar lieber ihre Zeit dort verbringen als in der Aula über die vorgebrachten Beschlussanträge zu debattieren und abzustimmen.
Zu Beginn der Sitzung nahm jedoch Landeshauptmann Arno Kompatscher in persönlicher Angelegenheit Stellung zu einigen der Äußerungen, die im Rahmen der gestrigen Landtagssitzung gefallen sind und gegen seine Person gerichtet waren. „Ich fordere Sie, Ulli Mair, auf, sich für die Wortwahl, die Beleidigungen und diffamatorischen Ausdrücke aus Respekt vor diesem hohen Haus zu entschuldigen!“, so Kompatscher. Zudem, unterstrich der Landeshauptmann, sei die Debatte dazu genutzt worden, Falschaussagen und Unterstellungen im Schutz des parlamentarischen Raumes zu äußern, wogegen bereits Strafanzeige erstattet worden sei.
 
 
Falschaussagen werden nicht Wahrheit, nur weil man sie ständig wiederholt!
 
 
„Falschaussagen werden nicht Wahrheit, nur weil man sie ständig wiederholt! Das möchte ich zum Schutz meiner Person im Sinne dieser Geschäftsordnung festgestellt haben.“ Mair ergriff ihrerseits das Wort und erklärte, dass sie nicht verstanden habe, wofür sie sich entschuldigen sollte. „Wo habe ich Sie persönlich beleidigt? Sie haben gestern dem Hohen Haus durch Ihre Abwesenheit keinen guten Dienst erwiesen!“, so Mair. Die Abwesenheit habe sie so interpretiert, dass es sich Landeshauptmann Kompatscher nicht antun wollte, im Hohen Haus zu sitzen, um sich anzuhören, was die Kollegen und Kolleginnen in ihren Minderheitenberichten zu sagen hatten. „Ich habe Stellung bezogen als eine, die seit 20 Jahren hier sitzt, und erklärt, dass ich so etwas noch nie erlebt habe. Ich habe Luis Durnwalder zugute gehalten, dass er immer sein Gesicht hergezeigt hat, egal wie heftig die Kämpfe ausgetragen wurden, was ich von Ihnen nicht behaupten kann“, so die Abgeordnete der Freiheitlichen, die erklärte, dass sie Landeshauptmann Kompatscher damit nicht habe persönlich beleidigen wollen. Die gewählten Ausdrücke seien in der Emotion gefallen.
Sven Knolls Zorn wurde durch die Tatsache hervorgerufen, dass kein einziger Vertreter der Regierung anwesend war, als er seinen Beschlussantrag zum „Aufnahmestopp für Migranten sowie Beiträge für Miete und Wohnungsnebenkosten anteilsmäßig gerecht zwischen Einheimischen und Ausländern aufteilen“ vortrug. Als Respektlosigkeit bezeichnet der Abgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit dieses Verhalten der SVP-Vertreter und stellte klar, dass er dies nicht länger hinnehmen wolle. Nachdem auch nach der Unterbrechung für eine Fraktionssprechersitzung die Abgeordneten anderweitig beschäftigt waren, ersuchte Knoll Mattei, die Landtagsbar für die Zeit der Sitzung zu schließen - dieser Forderung ist die Landtagspräsidentin allerdings nicht nachgekommen.