Politics | Der Blick von außen

„Durni“ lobt Kompatscher

Spiegel-Journalist Walter Mayr reist nach Südtirol, um sich nach den Wahlen ein Bild der Lage zu verschaffen – hier in der „Sehnsuchtslandschaft“ der Deutschen.
Spiegel_Tabubruch_in_Bozen
Foto: Screenshot
  • Der „Tabubruch in Bozen“. So betitelt Spiegel-Journalist Walter Mayr in der aktuellen Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins seine Recherche zu der Koalitionsbildung, die nun mit der schwierigen Postenbesetzung kurz vor ihrem Abschluss steht. Die Südtiroler Volkspartei (SVP) will zum ersten Mal mit den Fratelli d’Italia (FdI) regieren, gemeinsam mit Lega, Civica und Freiheitliche.

    „In Künstlerkreisen zwischen Bozen und Brixen geht inzwischen die Angst vor ‚schwarzen Listen‘ um – davor, dass für besonders lautstarke Kritiker unter einer Landesregierung mit Beteiligung der Fratelli karge Zeiten anbrechen könnten. Von einem parteiinternen ‚Waterloo‘ für den eher linksliberalen Regierungschef Arno Kompatscher sprechen Kritiker“, schreibt Mayr über die Stimmung im Land.

  • Die Doppelseite: In der aktuellen Ausgabe des Spiegels werden die politischen Verhältnisse in Südtirol analysiert. Foto: Screenshot

    Das Besondere an FdI-Mann Marco Galateo sei: „Er soll künftig als Vize-Landeshauptmann mithelfen, die Sehnsuchtslandschaft deutscher Urlauber zu regieren – Südtirol. Einen Landstrich, den seit 1948 unangefochten die Volkspartei (SVP) dominiert. Bekennende wie auch verkappte Faschisten und ihre geistigen Erben hatten hier seither nichts zu bestellen.“

    Die Südtiroler Partei der Mitte, so argumentiert Kompatscher im Gespräch mit dem Spiegel, sei – im Hinblick auf das von Giorgia Meloni regierte Italien – geradezu gezwungen gewesen, mit den italienischen Rechtsparteien zu koalieren. Das bestätigt auch Altlandeshauptmann Luis Durnwalder beim Vier-Augen-Gespräch mit Mayr in der Bar des Bozner Parkhotels Laurin. Obwohl Durnwalder nicht als Unterstützer Kompatschers gilt, stärkt er ihm nun den Rücken. 

  • Das kommt nicht von ungefähr. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der konservative Flügel der SVP vom Altlandeshauptmann und auch von der auflagenstärksten Zeitung im Land unterstützt wird. SALTO-Journalist Christoph Franceschini erklärt gegenüber dem Spiegel, dass der Athesia-Verlag mit seiner Tageszeitung „Dolomiten“, aber auch Wirtschaftstreibende und Tourismus-Lobbyisten frühzeitig Stimmung für die Postfaschisten gemacht hätten. Ihr Ziel dürften sie also erreicht haben. 

    Damit vollzieht die SVP mit ihrer antifaschistischen Geschichte einen weiteren Schritt nach rechts. Bis vor einigen Jahren war ihr Koalitionspartner immer der PD. Nach den Landtagswahlen im Jahr 2018 musste sie sich mit der Lega verbünden, die mit 11 Prozent die führende italienischsprachige Partei gewesen war. “Con la Lega l’SVP condivideva almeno i valori legati all’autonomia: l’alleanza con Fratelli d’Italia è invece vista come un cambiamento molto netto rispetto alla sua storia”, erklärt die italienische Tageszeitung Il Post