Ein halbes Jahrhundert
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Es ist eine 50-jährige Erfolgsgeschichte: Das 1975 gegründete Versuchszentrum Laimburg in Pfatten hat Geburtstag und will diesen ordentlich feiern. Im Rahmen einer Medienkonferenz wurde das Jubiläumsjahr 2025 heute eröffnet. „Das Versuchszentrum Laimburg ist eine bedeutende Institution in Südtirol, aber auch darüber hinaus. In den letzten 50 Jahren hat das Versuchszentrum seinen Platz als mittlerweile international anerkannte Forschungsinstitution gefestigt und gleichzeitig die Landwirtschaft, die Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern sowie die lebensmittelverarbeitenden Betriebe in Südtirol maßgeblich unterstützt“, bekundete Luis Walcher, Landesrat für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus am heutigen Vormittag.
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Geschichte und Entwicklung
Wie eingangs erwähnt, wurde das Versuchszentrum im Unterland 1975 gegründet. Zu diesen Anfangszeiten der Laimburg waren zwei Südtiroler Persönlichkeiten maßgeblich am Entstehungsprozess beteiligt: Luis Durnwalder, Altlandeshauptmann und langjähriger Präsident des Verwaltungsrats des Versuchszentrums, und der frühere Direktor der Gutsverwaltung Laimburg und Vizedirektor des Versuchszentrums von 1976 bis 2010, Klaus Platter. Während der Pressekonferenz erinnerten die beiden an die Anfangszeiten des Instituts. „Nach dem zweiten Weltkrieg und vor der Entstehung der Laimburg gab es in Südtirol nichts dergleichen. Die Obstwirtschaft war von Streugärten dominiert und der Weinsektor hat lediglich auf Menge gesetzt“, erklärte Durnwalder. Um den Bauern zu helfen, entstanden deshalb langsam die ersten Landwirtschaftsschulen wie in Burgeis und Dietenheim. „1957 wurde der Beratungsring für die Bauern gegründet. Und wenn es einen solchen gibt, braucht es nun einmal auch eine Forschungseinrichtung, um zu experimentieren“, so Durnwalder.
„Es gab kaum einen italienischen Ministerpräsidenten oder Bundeskanzler, der nicht dort war.“
Vor der Laimburg gab es bereits seit 1874 ein Forschungsinstitut für den ganzen Tiroler Teil im Trentino in San Michele. Weiters gab es von 1947 bis 1962 eine kleinere Version eines Forschungszentrums im Kloster Muri-Gries. Mitte der 1960er Jahre wurde jedoch angedacht, ein provinzeigenes, größeres Zentrum zu gründen und Pfatten wurde als Standort ausgewählt. An der ersten Forschungseinrichtung Südtirols arbeiteten zunächst sieben Angestellte mit dem Ziel, praxisnahe Lösungen für die Landwirtschaft im Land zu entwickeln. In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich das Versuchszentrum stetig weiterentwickelt und ist heute die Forschungseinrichtung für die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung in Südtirol. Am Hauptsitz in Pfatten, in den Labors am NOI Techpark in Bozen, in den Außenstellen sowie auf den im ganzen Land verteilten Versuchsflächen der Agentur Landesdomäne arbeiten mittlerweile mehr als 200 Mitarbeiter an jährlich rund 350 Projekten und Versuchen. Dabei deckt die wissenschaftliche Arbeit des Versuchszentrums die gesamte Lebensmittelkette ab – vom Anbau über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Produkt. Für die Zukunft erhofft sich Durnwalder, dass die Laimburg mit der Zeit mitgeht und immer das Ziel vor Augen hat, konkrete Probleme wie auch in Vergangenheit zu lösen und Antworten auf Unsicherheiten zu geben.
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Der Schatz im Berg
Ein Highlight in der Geschichte ist ganz klar die Errichtung des berühmten Felsenkellers, dessen Bau in die Jahre 1989 bis 1990 fiel und für den an 140 Arbeitstagen 5.000 Kilogramm Dynamit versprengt wurde. „Der Felsenkeller wurde primär für die Lagerung der Weine und zu Schulungszwecken erbaut.“ Trotzdem hält der ehemalige Landeshauptmann fest, dass der Keller auch zu repräsentativen Zwecken diente: „Es gab kaum einen italienischen Ministerpräsidenten oder Bundeskanzler, der nicht dort war.“ Zugleich wurde die Einrichtung aber auch dazu genutzt, Südtiroler Vereine einzuladen und ihnen die Landwirtschaft und die Autonomie des landes näherzubringen.
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Meilensteine der Forschung
Das Versuchszentrum kann auf einige bedeutende Errungenschaften zurückblicken: In den 1980er Jahren entwickelte es eine mechanisch-biologische Methode zur Bekämpfung des gefürchteten Maikäfers, die bis heute Anwendung findet. Anfang der 1990er Jahre wurde ein eigener Forschungsbereich für den ökologischen Obstbau etabliert, mit dem sich das Versuchszentrum als Vorreiter im biologischen Obstbau europaweit einen Namen machte. 1997 startete ein eigenes Apfelsortenzüchtungsprogramm, dessen erste Zuchtnummern nach aufwendigem Züchtungsverfahren 2019 zur Marktreife gelangten. Aber auch alte lokale Sorten – von Apfel und Rebe bis hin zu Acker- und Gemüsekulturen – wurden molekulargenetisch charakterisiert, in Genbanken gesichert und stehen für zukünftige Verwendungen zur Verfügung. Bekannt ist auch die am Versuchszentrum entwickelte dynamisch kontrollierte Atmosphäre (DCA), eine Lagerungstechnologie für Obst, die 2005 in die Praxis eingeführt wurde und seither weltweit verbreitet ist.
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Das Jubeljahr wird gefeiert
„In der Geschichte des Versuchszentrums gab es viele prägende Momente. Ein bedeutender Meilenstein war die Erweiterung unserer Forschungskompetenzen von der Landwirtschaft auf die Lebensmittelverarbeitung“, unterstrich Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums. Im Jubiläumsjahr wolle man die Errungenschaften feiern, auf die Vergangenheit zurückblicken und zugleich den Blick in die Zukunft richten. Das Ziel soll dasselbe bleiben: Wissenschaftlich fundiert, in der Gesellschaft verwurzelt und wegweisend, mit angewandter Forschung und Grundlagenforschung die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung auf die kommenden Herausforderungen vorbereiten. Dabei will sich das Zentrum auf fünf Forschungsschwerpunkte fokussieren: nachhaltige und resiliente Anbausysteme, klimaneutrale Landwirtschaft, digitale Innovation und smarte Technologien, lokale Vielfalt und Kreisläufe sowie Qualität und Gesundheit.
Für 2025 ist ein neuer Imagefilm und eine Festschrift geplant. Des Weiteren wurde das Logo überarbeitet und auch die Bevölkerung soll am Geburtstag teilnehmen, in Form einer Fotochallenge und einem Forschungsprojekt. -
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Der Felsenkeller war damals …
Der Felsenkeller war damals Durnwalders Kind um 1,5 Milliarden Euro? Super,Südtirol hat ja Geld genug!!
... ob bei den gut 200…
... ob bei den gut 200 Mitarbeitern + den jährlich rund 350 Versuchen, "wirklich Alles" zum Wohl der Landwirtschaft gereicht, der das zu gerechnet wird ...?
... + die im Felsenkeller gefütterten + abgefüllten politischen ...???