„Viele Bücher“
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SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?
Ingrid Runggaldier: Viele Bücher. Was mir zuerst einfällt: Robinson Crusoe von Daniel Defoe wegen der Abenteuer, die er auf der einsamen Insel erlebt, Onkel Toms Hütte (Uncle Tom’s Cabin) von Harriet Beecher Stowe, wegen der erschütternden Umstände, in denen die Sklaven und Sklavinnen in den Vereinigten Staaten zu leben gezwungen waren, Heidi von Johanna Spyri, weil ich mich in dem Bergkind sehr gut einfühlen konnte, und Piccole Donne (Little Women) – ich las es auf italienisch – weil es da wirklich um das Leben und die Perspektiven von jungen Frauen geht, auch wenn im 19. Jahrhundert.
Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?
„Carli schaute uns nach, wie die Nea Hellas sich langsam umdrehte. Die Lichter der Weltausstellung von Lissabon tanzten hinter uns, dann versank Europa im Meer, blutig rot, ein Fibertraum …“ aus Hertha Paulis autobiographischem Roman Der Riss der Zeit geht durch mein Herz.
... es wird wohl die Sensationslust sein und die Tatsache, dass die Lesenden das Gefühl haben, an einer aufregenden Story in einer Welt, die sie kennen, teilnehmen und dazu zu gehören.
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Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?
Der Steppenwolf von Hermann Hesse oder Die Rättin von Günther Grass.
Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?
Ich lese kaum Krimis und sehe sie mir auch nicht im Fernseher an, weil ich mich dafür leider nicht begeistern kann. Aber es wird wohl die Sensationslust sein und die Tatsache, dass die Lesenden das Gefühl haben, an einer aufregenden Story in einer Welt, die sie kennen, teilnehmen und dazu zu gehören.
Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?
„Uneingeschränkt“ ist schwierig, aber ich höre mir gern die Sendungen Kontext und Ex-Libris auf Ö1 an und lese regelmäßig die Rezensionen im Feuilleton der Zeit.
Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?
Ich lasse Bücher normalerweise nicht zurück, und würde das, um nicht Unrat zu produzieren, auf einer einsamen Insel auch nicht tun, schon gar nicht, wenn das Buch mir nicht gefällt. Es kommt aber gelegentlich schon vor, dass mich ein Buch enttäuscht, dann handelt es sich wohl um einen hochgepriesenen Bestseller.
Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?
Bibliophile Gedichtbände etwa von Emily Dickinson oder Mascha Kaléko oder auch Berthold Brecht und Erich Kästner.
Welches Buch zu Südtirol oder eines Autors/einer Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?
Immer wieder Claus Gatterers Schöne Welt, böse Leut. Von den heutigen Autorinnen: Selma Mahlknechts Familiensaga Fö, Sara Agostinis Familiengeschichte Ballando Bella Bimba, Margit Weiß Maddalena geht und Rut Bernardis literarischen Porträts Totgeschwiegene Leben – daraus erfährt der Leser/die Leserin auch etwas über die ladinische bzw. rätoromanische Welt.
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