Francis denkt ans römische Reich
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Seit etwa 40 Jahren möchte Francis Ford Coppola diesen Film drehen. Sein Name, Megalopolis, verspricht Großes, und der Aufwand, den der Filmemacher dafür betreibt, erinnerte einige an den Wahnsinn, der auch die Produktion von Apocalypse Now begleitete. Da sich kaum jemand finanziell an dem Großprojekt beteiligen wollte, stemmte Coppola die Kosten schließlich allein. Dafür verkaufte er sein Weingut und ging ein großes, finanzielles Risiko ein. Dass der Film fertig werden würde, daran haben bis zuletzt nicht alle Beteiligten geglaubt. Monate vor Fertigstellung gab es Berichte über den Ausstieg des Art Departments und der Entlassung des VFX-Teams. Mitgewirkt hat unter vielen auch ein Südtiroler Künstler. Jetzt ist Megalopolis in den Kinos zu sehen.
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Das Ergebnis ist wohl am besten mit dem Wort ambitioniert zu beschreiben. Coppola erzählt hier von vielem – vordergründig aber vom Architekten Cesar Catilina, der die Metropole New Rome (eine Art New York mit römischen Einflüssen) zu einer noch größeren, zukunftsorientierten Stadt namens Megalopolis ausbauen möchte. Dazu nutzt er ein von ihm entdecktes Material, genannt „Megalon“. Mehr oder weniger sei zur eigentlichen Geschichte nicht gesagt, der Film übernimmt diese Aufgabe schon sehr gut – dann aber auch wieder nicht, denn Coppola wirft hier vieles in einen Topf, rührt kräftig um, setzt uns das Gericht vor und hat als Koch einen ausgefallenen Geschmack. Bedeutet: Hier ist vieles stark gewürzt, anderes schmeckt schal, auf jeden Fall aber überrascht der Film mit einer absurden Menge an kreativen, und ja, durchaus visionären Einfällen. Die Rückbesinnung auf das römische Reich ist allgegenwärtig: In der Architektur, der Sprache, den Zitaten, den Festen, den Gewändern, den Namen. Die Fülle an Ideen wirkt manchmal unausgegoren, dann aber wieder wunderbar berauschend. Wer hier mit dem Anspruch rangeht, eine nach konventionellen Maßstäben erzählte Geschichte zu bekommen, wird definitiv enttäuscht. Und obwohl der Film vorgibt, viele intellektuelle Ideen zu vermengen und dadurch Mitdenken vorauszusetzen scheint, ist es wohl besser, das Hirn zwar nicht auszuschalten, aber doch zu zähmen. Wer sich auf das Chaos, das dieser Film in manchen Momenten ist, einlässt, wird tief einsinken in Coppolas Vision. Eine Vision, die derart überzeichnet ist, dass sie wieder funktioniert. Ja, vieles ist pathetisch und mag zu rollenden Augen führen, ist im Schauspiel (Adam Driver, Nathalie Emmanuel, Shia LaBeouf, Jon Voight, Aubrey Plaza, Dustin Hoffman) groß und überdeutlich präsentiert, aber selten sieht man heutzutage im Kino knapp zweieinhalb Stunden derart kompromisslos, was ein Regisseur seit Jahrzehnten aus sich heraus ergießen möchte. Das zugrundeliegende Material hat sich in all der Zeit sicherlich verändert, weiterentwickelt, und dem Ergebnis sind die Jahre anzumerken. Megalopolis ist aus der Zeit gefallen, wehrt sich gegen heutige Konventionen, spielt in einer Liga, die Coppola erst für sich erfunden hat. Der Film ist eigentlich kein Film, sondern gefilmte Oper, großes Drama, übergroß, so wie es die Geschichten des Kinos einst waren. Größer als wir selbst.
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Vom „schlechtesten Film“ des Jahres ist zu lesen, dann wieder vom „Meisterwerk“. Mit solchen Bezeichnungen ist Megalopolis nicht beizukommen. Hören sollte man auf diese Einschätzungen ohnehin nicht, sondern den Film ansehen, und sich ein eigenes Bild machen. Dass es Coppolas vermutlich letzten Film überhaupt gibt, ist ein kleines Wunder. Und allein dafür sollten Filmfreunde diesem sicherlich einzigartigen Werk eine Chance geben.
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(c) Coppola
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