„Desfida“

-
SALTO: Sie kennen den Musikbetrieb aus dem Blickwinkel des ladinischen Mikrokosmos und auch aus den großen Opernstädten Mailand und Wien. Wo reiht sich nun Bozen und Trient in ihrem musikalischen Wanderleben ein?
André Comploi: Interessante Frage! Um bei Ihrem Bild zu bleiben: es ist so, als wenn man bei einer Wanderung plötzlich jemandem begegnet, den man eigentlich schon lange kennt und immer sehr geschätzt hat, und man beschließt ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen.
Ideen habe ich viele.
Die Personalentscheidung ist interimistisch auf sie gefallen. Hatten Sie bereits im Vorfeld Interesse bekundet? Oder wie ist der plötzliche Wechsel von Landesbüro ins Haydnbüro zu verstehen...Nein, ganz und gar nicht. Die Situation ist tatsächlich plötzlich entstanden aufgrund des unerwarteten Rücktritts von Giorgio Battistelli als künstlerischer Leiter. Die Stiftung Haydn ist daraufhin auf mich zugekommen. Ich hatte eigentlich vor, mich ausschließlich meiner Funktion als Direktor für ladinische Bildung und Kultur zu widmen. Da es sich um eine Notsituation handelt, habe ich – mit Unterstützung meines Landesrats Alfreider und des Landeshauptmannes Kompatscher – der Stiftung Haydn zugesagt. Konkret werde ich daher meine vertragliche Verpflichtung bei der Landesverwaltung formal auf 80 % reduzieren und bis Ende September 2026 zusätzlich die künstlerische Leitung der Stiftung Haydn übernehmen.
-
Projekt zum ladinischen Wort der Woche: In der aktuellen Ausgabe des Minderheitenmagazins Minet (Rai Südtirol) wird André Comploi noch als Direktor für ladinische Bildung und Kultur bei der Autonomen Provinz Bozen geführt. Das Amt hat er seit Jänner 2025 inne. Nach dem überraschenden Rücktritt von Giorgio Battistelli als Künstlerischer Leiter hat der Verwaltungsrat der Stiftung Haydn in enger Abstimmung mit den Musikerinnen und Musikern des Orchesters entschieden, die künstlerische Verantwortung für die laufende Spielzeit und die Programmgestaltung der Saison 2026/27 einer interimistischen Leitung anzuvertrauen, um Kontinuität zu garantieren. Foto: Minet - Das Minderheitenmagazin
Sie haben vor wenigen Wochen, das Projekt "Ladinisches Wort der Woche" lanciert. Welches passende Wort fällt Ihnen zu Ihrer neuen Aufgabe ein? Und was bedeutet es?
„Desfida“ ist das Wort, das mir spontan einfällt. Herausforderung. Die habe ich nun vor allem in zeitlicher Hinsicht. Aber jede und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mich in beiden Positionen mit voller Energie und Verantwortung engagieren werde. Das zweite Wort wäre übrigens „ligrëza“ – Freude, mit der ich nun in einem offenen Dialog mit dem von mir sehr geschätzten Orchester und dem gesamten Team der Stiftung an der kommenden Saison arbeiten werde. Ideen habe ich viele.
André Comploi, Jahrgang 1982, stammt aus St. Vigil in Enneberg und absolvierte mit Auszeichnung die Studien der Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Universität Wien sowie der Kirchenmusik am Diözesankonservatorium Wien. Ab 2006 war er hauptberuflich an der Wiener Staatsoper tätig, von 2010 bis 2020 als Pressechef. Vom 1. März 2020 bis Jänner 2025 war er Künstlerischer Koordinator am Teatro alla Scala in Mailand. Seit Jänner 2025 ist er Direktor für ladinische Bildung und Kultur bei der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol. Er hatte Lehraufträge an den Universitäten Wien und Bozen und veröffentlichte mehrere Publikationen über Musik und Theater in Ladinien. 2010 erschien sein Buch zur ladinischen Opereta "Le ciastel dles stries", in welchem er sich der Rezeption und Analyse der ersten ladinischen Opereta im kulturgeschichtlichen Zusammenhang widmet. 2019 brachte er Le ciastel dles stries auch auf die Bühne.
More articles on this topic
Culture | MUSICA"Suonatori di strada in Auditorium"
Culture | Giorgio BattistelliPer moto contrario
Stage | Symphonie & OperAus zwei mach eins
Stimme zu, um die Kommentare zu lesen - oder auch selbst zu kommentieren. Du kannst Deine Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.