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Richtig viel, aber nichts richtig

Es geht auf und ab für den FC Südtirol. Nach dem Auswärtssieg gegen Reggiana verlieren die Südtiroler wieder (0:1). Gegen Sampdoria Genua kam der FCS über gute Ansätze nicht hinaus.
Molina und Casiraghi gegen Sampdoria
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Sampdoria Genua. Das ruhmreiche Sampdoria der 1990er Jahre. Es steckt tief in der Krise. Noch kein Sieg in der diesjährigen Serie B. Den großen Andrea Pirlo - entlassen. Gescheitert. Vermutlich auch an den hohen Erwartungen bei Sampdoria: Der Verein will nämlich zurück in die Serie A. Dass das so schnell nichts wird, zeichnete sich schon letzte Saison ab.

    Und Südtirol? Für Federico Valentes Team verlief die Saison bisher recht unruhig: Zwei Siege zum Auftakt, dann zwei Niederlagen und schließlich letztes Wochenende ein Sieg bei Reggiana. Wichtige Spieler sind noch nicht topfit, andere nicht in spielerischen Bestform, dazu viele Gegentore. Das größte Problem allerdings bleibt die Offensive

  • Eindeutig (?) Ausgangslage

    Irgendwie gewinnen mussten deshalb wohl beide, wobei Sampdoria ein bisschen mehr musste als Südtirol. Das war die Ausgangslage und zeigte sich auch sofort mit Anpfiff auf dem Spielfeld. Die Gastgeber pressten hoch und aggressiv und spielten – wenn in Ballbesitz – einen sehr vertikalen Fußball.

    Der FCS verteidigte wie inzwischen gewohnt im tiefen Mittelfeldpressing. Das 5-2-3-1 wurde so sehr schnell zum 5-4-1, die Südtiroler zogen sich weit zurück und überließen Sampdoria den Ball. Das heißt…nicht ganz und nicht von Anfang an.

  • Südtirol im Pressing: Sehr früh zogen sich die Südtiroler im 5-4-1 hinter die Mittellinie zurück. Foto: SALTO
  • Sampdoria presste wie erwähnt sehr hoch. Südtirol schien das aber erwartet und sich entsprechend darauf vorbereitet zu haben. Molina (auf Links) ließ sich in diesen Phasen des hohen gegnerischen Drucks zurückfallen, über ihn, Arrigoni und Kurtic vor der Abwehr und schließlich den in den 10er-Raum eingerückten Casiraghi konnte der FCS das ein oder andere Mal das Pressing Sampdorias überspielen. Wurden die Südtiroler auf Rechts gelenkt, war es meistens Kofler, der mit Ball am Fuß nach vorne rückte oder wieder Casiraghi im Zwischenlinienraum suchte (und fand). 

    Es war also wieder einmal eine Frage, wer den Zwischenlinienraum besser besetzen und bespielen konnte. Das sah nach 10-15 Minuten noch sehr vielversprechend aus für Südtirol. Dann verloren die Gäste allerdings irgendwie, irgendwo den Faden.

  • Das Pressing ausgespielt: Kofler löst das gegnerische Pressing durch ein Zuspiel auf Casiraghi (im Zehnerraum) auf. Foto: SALTO
  • Südtirol konnte sich nicht mehr spielerisch aus dem Pressing Sampdorias befreien, nach 1-2 misslungenen Versuchen unterließen  es die Gäste dann auch - für den Rest des Spiels.

    Das war zum Teil natürlich auch auf den zunehmenden Druck Sampdorias zurückzuführen. Nach 20 Minuten traf Venuti zum 1:0 für die Hausherren, Südtirol tat sich infolgedessen noch schwerer, offensiv etwas auf die Reihe zu bekommen. Die Südtiroler versuchten es zwar, aber das Bemühen war kopflos und zeigte wenig Wirkung.  Genua blieb auch nach Wiederanpfiff spielbestimmend, der Vorsprung schien zu keiner Zeit wirklich in Gefahr.

  • Auch die Wechsel verpuffen

    Valente versuchte es dann ab Minute 61 mit frischen Kräften. Wie gegen Reggiana brachte er Praszelik und Martini für Tait und Casiraghi. Wieder schien damit (vor allem mit der Hereinnahme von Praszelik) das Momentum auf Seiten von Südtirol – aber nur kurz und nicht anhaltend. Sampdoria stellte ebenfalls auf 5er-Kette um, verteidigte das Ganze relativ konsequent weg, wobei der ein oder andere Aussetzer von Torhüter Silvestri den Genuesen beinahe den Sieg gekostet hätte. Aber es bedurfte schon dieser großen Schnitzer des Keepers, dass Südtirol überhaupt auf eine Torchance hoffen konnte.

  • Fazit

    Südtirol zeigte in den letzten Spielen viele gute Ansätze: letztens der Fokus auf Standardsituationen, heute das Einrücken Casiraghis. Nur werden diese Ansätze nicht mit der nötigen Konsequenz durchgezogen. So sind die Südtiroler auch aufgrund der fehlenden Intensität ein dankbarer Gegner, v. a. für jene Mannschaften, die bereits im All-in-Modus sind, wie heute beispielsweise Sampdoria.

    Der FCS macht momentan richtig viel, aber nichts richtig.